China räumt "Unzulänglichkeiten" im Kampf gegen Coronavirus ein

4.2.2020, 11:35 Uhr
Ein Arzt wird nach der Behandlung in einer Quarantänezone in Wuhan von einem Kollegen desinfiziert, nachdem er dort Infizierte behandelt hatte.

© STR, AFP Ein Arzt wird nach der Behandlung in einer Quarantänezone in Wuhan von einem Kollegen desinfiziert, nachdem er dort Infizierte behandelt hatte.

Die chinesische Führung hat "Unzulänglichkeiten und Defizite" in der Reaktion auf den Ausbruch der Lungenkrankheit eingeräumt. Nach einem Treffen unter Vorsitz von Staats- und Parteichef Xi Jinping ließ das Politbüro nach Angaben des Staatsfernsehens vom Dienstag mitteilen: "Wir müssen die Erfahrungen zusammenfassen und Lehren daraus ziehen." Das nationale Krisenmanagement müsse verbessert werden. Das Gesundheitssystem solle untersucht - und "Mängel" müssten beseitigt werden.

Über 3000 neue Fälle

Über Nacht stieg die Zahl der bestätigten Infektionen und Todesfälle durch das Coronavirus erneut sprunghaft. Wie die chinesische Gesundheitsbehörde mitteilte, gab es bis Dienstag 20.438 bestätigte Erkrankungen - 3225 neue Fälle im Vergleich zum Vortrag. Die Zahl der Todesopfer stieg demnach um 64 auf 425. Es war erneut der bisher stärkste Anstieg der Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus und der Todesfälle innerhalb eines Tages.

In Hongkong gab es den zweiten Toten außerhalb Festland-Chinas. Die Krankenhausbehörde der chinesischen Sonderverwaltungsregionen bestätigte den Tod eines 39-Jährigen. Wie die South China Morning Post berichtete, hatte der Mann die schwer vom Virus betroffene Stadt Wuhan besucht. Zuvor war auch ein Patient auf den Philippinen gestorben. Weltweit sind rund 200 Infektionen in rund zwei Dutzend Ländern bestätigt.

In Deutschland sind bislang zwölf Fälle von Infizierten bekannt. Zehn stehen in Zusammenhang mit dem bayerischen Autozulieferer Webasto - darunter sind zwei Kinder eines Mitarbeiters. Bei Webasto war eine infizierte Kollegin aus China zu Gast gewesen, die ihre Erkrankung erst auf dem Rückflug bemerkt hatte. Außerdem war das Virus bei zwei Passagieren festgestellt worden, die am Wochenende mit einem Bundeswehrflugzeug aus Wuhan zurückgeholt worden waren.

Einreisebeschränkungen für Chinesen

Länder wie die USA, Australien, Neuseeland oder Israel haben Einreisebeschränkungen für Chinesen oder Ausländer erlassen, die aus China kommen. Auch Taiwan will künftig keine Chinesen und Ausländer mehr ohne besondere Erlaubnis ins Land lassen, wenn sie in den 14 Tagen zuvor in der Volksrepublik waren. Reisende könnten aber Visa beantragen, solange sie nicht in der schwer betroffenen Provinz Hubei sowie in den Provinzen Guangdong und Zhejiang waren, die ebenfalls hohe Zahlen mit Infektionen haben.


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Auf dem Treffen des Politbüros in Peking forderte Chinas Präsident Xi Jinping "rasche und entschlossene" Maßnahmen zur Eindämmung der Krankheit, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Er rief zu einer "strikten Durchsetzung" von Anordnungen und Verboten auf. Im Kampf gegen die Epidemie gehe es nicht nur um das Leben und die Gesundheit der Menschen, sondern auch um die wirtschaftliche und soziale Stabilität.

Die Versorgung mit medizinischem Schutzmaterial müsse gesichert und die Infektions- und Sterblichkeitsrate gesenkt werden, wurde auf dem Parteitreffen weiter betont. Parteikomitees und Regierungen auf allen Ebenen wurden aufgerufen, die Epidemie unter Kontrolle zu bringen, aber auch "die Ziele der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung" in diesem Jahr zu erreichen. Der Ausbruch sei ein "wichtiger Test für Chinas System und die Fähigkeit zur Regierungsführung".

Bei dem Treffen wurde auch eine entschlossene Umsetzung des gerade erlassenen Verbots für den Handel mit wilden Tieren gefordert. Es müsse entschieden gegen illegale Märkte mit Wildtieren vorgegangen werden, so das Politbüro. Die Behörden vermuten, dass das neuartige Coronavirus von Wildtieren von einem Markt in Wuhan ausgegangen war. Die ersten Infektionen traten bei Besuchern des Marktes auf.

Ein Ende der Epidemie ist noch nicht in Sicht. Chinesische Experten schätzen, dass der Ausbruch ihren Höhepunkt in 10 bis 14 Tagen erreichen könnte. Dafür müssten aber vorbeugende Maßnahmen verstärkt werden. An der neuen Lungenkrankheit sind in Festland-China mittlerweile mehr Menschen gestorben als an der Sars-Pandemie vor 17 Jahren. Bei der Sars-Pandemie (Schweres Akutes Atemwegssyndrom) 2002/2003 hatte es 349 Todesfälle in Festland-China gegeben. Hinzu kamen 299 Tote in Hongkong. Weltweit waren es 774 Tote.

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