Corona-Krise: Warum horten die Deutschen Klopapier?

23.3.2020, 13:00 Uhr
In den Regalen fehlt das Klopapier gerade. Dafür ist das Internet voll mit Witzen darüber.

© Rene Traut, dpa In den Regalen fehlt das Klopapier gerade. Dafür ist das Internet voll mit Witzen darüber.

In vielen Supermärkten und Drogeriegeschäften in Deutschland herrscht im Klopapier-Regal derzeit gähnende Leere. Im Netz kursieren Fotos aus den unterschiedlichsten Städten, die den Engpass dokumentieren sollen. Manche Läden haben bereits Schilder angebracht, die ihre Kunden dazu auffordern, nur ein Päckchen pro Haushalt zu kaufen. Doch das hilft alles nichts. Den Deutschen wichtigstes Gut in der Corona-Krise ist schlichtweg Klopapier - obwohl es nicht das Überleben der Spezies sichert.


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In Indien beispielsweise benutzen die Einheimischen gar kein Toilettenpapier. Sie haben eine kleine Wanne, einen Krug oder einen Schlauch neben der Toilette, womit der Intimbereich gewaschen wird. Nur Touristen - vorwiegend aus Europa - kaufen das überteuerte Toilettenpapier dort. Warum dann der Hype um ein Produkt, das man auch leicht ersetzen könnte? Zum Beispiel mit einer Po-Dusche, wie sie manche Menschen in Deutschland bereits benutzen.

Die Erlanger Soziologin Aida Bosch erklärt, die Menschen würden in der Krise nicht nur um Nahrung bangen, sondern auch um ihre Würde. "Das ist eine Art des ästhetischen Widerstands gegen die widrigen Umstände." Zudem weist die Wissenschaftlerin darauf hin, dass viele vermeintliche Hamsterkäufer nicht nur für sich selbst einkaufen würden, sondern auch für andere Menschen wie Nachbarn oder Senioren. Dadurch kämen größere Einkaufsmengen zustande.

Scham ist schlimmer als Armut

Der Erklärungsansatz von Psychiater Michael Huppertz gegenüber dem Portal watson.de ist ähnlich: "Das Toilettenpapier unterscheidet den Menschen vom Tier. Wenn ich mich in Krisenzeiten schon nicht versorgen kann, dann darf zumindest das Klopapier nicht fehlen. Denn da geht es wirklich ans Körperliche, an die Würde. Scham ist schlimmer als Armut und schlimmer als Mangel", sagt er.


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Aber gibt es wirklich einen Klopapier-Mangel in Deutschland? Nein, sagen Handel und Politik. Hamsterkäufe würde es laut Huppertz nur geben, weil viele Menschen in der Krise verunsichert seien und an den Aussagen von Politikern oder den Medien Zweifel haben. Zudem wollen die Menschen das Gefühl von Kontrolle in ihrem Leben zurückgewinnen. "Wer jetzt in den Supermarkt geht und im großen Stil Vorräte einkauft, vermittelt sich selbst das Gefühl, einen Plan zu haben und handlungsfähig zu sein", erklärt Huppertz gegenüber watson.de.

Experten betonen jedoch, dass besonders bei Hygieneartikeln in Deutschland kein Engpass zu befürchten sei. Die Produkte seien zwar wegen einiger Hamsterkäufer schnell ausverkauft, könnten aber ebenso rasch wieder nachbestellt werden. Klopapier und Co. sind nur temporär in einigen Läden ausverkauft. Panik müsse deshalb aber nicht ausbrechen.


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