Covid-19: Welche Medikamente es gibt - und wie gut sie wirken

2.3.2021, 08:17 Uhr

Noch immer suchen Wissenschaftler nach Medikamenten, die Corona-Patienten wirksam helfen. © Werner Krüper, NN

Wissenschaftler auf der ganzen Welt forschen derzeit an Medikamenten gegen Covid-19. Hier eine Übersicht an Präparaten, die in naher Zukunft eingesetzt werden könnten oder die heute schon Corona-Patienten verabreicht werden:

Dexamethason: Verwandt mit Kortison, ist entzündungshemmend und dämpft das Immunsystem. Es wirkt also nicht gegen das Virus selbst, sondern verhindert eine Überreaktion der körpereigenen Abwehr. Senkt das Sterberisiko bei Patienten, die Sauerstoff benötigen oder sogar künstlich beatmet werden müssen, um bis zu ein Drittel. Für Patienten mit leichter Symptomatik ist Dexamethason nicht empfehlenswert. „Je kränker ein Patient ist, desto höher ist der Nutzen, der sich in Studien zeigt“, erklärt Richard Strauß, der an der Uniklinik Erlangen den Bereich Intensivmedizin und Klinische Infektiologie leitet.


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Remdesivir: Antivirales Medikament, das ursprünglich gegen Ebola entwickelt wurde. Ob es bei Covid-19-Patienten tatsächlich die Sterblichkeit senkt, ist fraglich. Remdesivir kann aber, vor allem bei Patienten, die zwar Sauerstoff benötigen, aber noch nicht künstlich beatmet werden müssen, die Krankheitsdauer verkürzen. „Braucht man keinen Sauerstoff, braucht man auch kein Remdesivir. Muss man künstlich beatmet werden, bringt es nichts mehr“, fasst Intensivmediziner Strauß zusammen.



Rekonvaleszenzplasma: Blutplasma von Menschen, die eine Covid-19-Erkrankungen überstanden haben und die daher Antikörper im Blut haben. Sollte in einem frühen Stadium verabreicht werden und könnte bei leichteren bis mittelschweren Verläufen helfen. Ob es die Überlebenschancen erhöht, ist nicht klar, insgesamt ist die Studienlage uneindeutig.

Monoklonale Antikörper: Im Labor entwickelte Antikörper, die das Virus unschädlich machen sollen. Sinnvoll am ehesten in frühem Krankheitsstadium, kein Nutzen bei Patienten, die bereits schwer erkrankt sind. „Es gibt noch keine klinischen Studien, die einen Überlebensvorteil zeigen, allerdings sieht man, dass die Viruslast schneller abfällt“, kommentiert Strauß.



Budesonid: Ist mit dem körpereigenen Stresshormon Cortisol verwandt und oft in Asthmasprays enthalten, wirkt entzündungshemmend und dämpft das Immunsystem. Kann einer neuen Studie der Universität Oxford zufolge – sofern es gleich bei Symptombeginn eingesetzt wird – das Risiko einer Krankenhauseinweisung wegen Covid-19 deutlich senken.

Tocilizumab: Monoklonaler Antikörper, der eigentlich zur Behandlung von rheumatischen Erkrankungen eingesetzt wird. Erste Studienergebnisse lassen auf verbesserte Überlebenschancen für schwerkranke Patienten hoffen. Insgesamt ist jedoch auch hier die Studienlage noch nicht eindeutig, ein sicherer Nutzen nicht belegt.

Baricitinib: Entzündungshemmendes und das Immunsystem dämpfendes Rheuma-Medikament. Könnte, vor allem in Kombination mit Remdesivir, die Behandlungs- beziehungsweise Genesungszeit verkürzen.

FIASMA (z.B. Fluoxetin): Gruppe von Medikamenten, die das Enzym Saure Sphingomyelinase hemmen. Im Labor wird dadurch der Eintritt des Virus in die Körperzellen und seine Vermehrung dort erschwert. Auch die Ergebnisse erste Klinischer Studien sind vielversprechend, weitere Untersuchung müssen jedoch folgen. Hier gibt es alle Details zu den FIASMA-Medikamenten.

Derzeit besteht die Standardtherapie für Patienten im Krankenhaus – abhängig von der Schwere der Erkrankung – aus gerinnungshemmenden und anti-entzündlichen Medikamenten sowie der Gabe von Sauerstoff. Sofern erforderlich und sinnvoll, verabreichen Mediziner zusätzlich Remdesivir oder Dexamethason. Alle anderen in der Übersicht aufgeführten Medikamente gehören nicht zur Standardtherapie und werden, wenn überhaupt, nur in Einzelfällen eingesetzt.

Weltweit gibt es eine Fülle von wissenschaftlichen Untersuchungen, die zum Ziel haben, die Therapieoptionen gegen Covid-19 zu vergrößern. Das ist dringend erforderlich, denn „unsere momentane Therapie ist noch nicht sehr ausdifferenziert“, stellt der Erlanger Internist Strauß fest.