Fruchtig-herbes Vergnügen

Vulva auf Etikett: Feministin braut "Muschicraft"-Bier für einen guten Zweck

Stefan Besner

Online-Redaktion

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19.1.2023, 20:17 Uhr
Selbstredend sind Männer nicht vom "Muschicraft"-Konsum ausgeschlossen.

© Facebook Selbstredend sind Männer nicht vom "Muschicraft"-Konsum ausgeschlossen.

"Muschicraft"-Bier wird von der Braumanufaktur Schalken in Wien gebraut. Erst 2022 kam die verführerischen Krawallbrause mit dem kraftvollen Namen auf den Markt. Hinter der Idee eines Bieres von Frauen für Frauen steckt die ehemalige Sozialarbeiterin und Künstlerin Anna Sophie Tschannett. Dabei geht es ihr um weit mehr als bloße Provokation.

Kunst gegen Gewalt an Frauen

Tschannett arbeitete als Sozialarbeiterin in Wien. Dort wurde sie mit einer bestürzenden Realität konfrontiert: 83 Prozent der Opfer von häuslicher Gewalt waren 2020 weiblich. Die Gewalt wurde in 91 Prozent aller Fälle von Männern ausgeübt. Wie wien.orf berichtet, kam Tschannett das Wort "Muschikraft“ erstmals in einem Gespräch mit einer Freundin spontan über die Lippen: "Sie hat mir eine Geschichte von ihren Chefs erzählt, wo sie aufgrund ihrer Weiblichkeit und ihres Frauseins despektierlich behandelt worden ist. Und die Art und Weise, wie sie gekontert hat, war so großartig, dass mir wirklich so rausgeflutscht ist: 'Das ist, weil du halt die Ur-Muschikraft hast‘.“

Das Wort Muschikraft ließ die ehemalige Sozialarbeiterin, die selbst passionierte Biertrinkerin ist, nicht mehr los. Aus Muschikraft wurde Muschicraft, genauer: Muschicraft-Bier. Mit dem Getränk, auf dessen Etikett ganz unverhohlen eine Vulva prangt, wolle sie nach Informationen von heute.at die Männer-Domäne Bier zugänglicher für Frauen machen, Geschlechterungerechtigkeit anprangern und ganz nebenbei den negativ konnotierten Begriff "Muschi" zurückerobern.

Selbstredend seien Männer nicht vom "Muschicraft"-Konsum ausgeschlossen. Sie möchte ein Bier anbieten, das "offen für alle Geschlechtsidentitäten ist", erklärte Sophie ihren feministischen Anspruch gegenüber heute.at. Passend dazu heißt auf der "Muschicraft"-Website: "Weil Bier ist für ALLE da, oida!"

Bier für den guten Zweck

Gebraut und abgefüllt wird das "Muschicraft" in der kleinen Brauerei Schalken in Ottakring. "Der Gedanke war, dass es etwas Fruchtiges, Hopfenaromatisches ist. Weil wir oft das Gefühl gehabt haben, dass ein klassisches Helles oder ein Zwickel viel zu bitter ist und das ein bisschen rausnehmen sollten“, erklärte Anna Haider von der Brauerei Schalken gegenüber Wien heute.

Mit dem "Muschicraft"-Bier will Tschanett allerdings nicht nur auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen, sondern sich auch direkt finanziell an der Hilfe beteiligen. Vom Verkaufserlös soll im ersten Jahr ein Anteil in die Frauenhäuser in Österreich fließen. Zehn Cent pro verkaufter Flasche werden zudem von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen zur Verfügung gestellt.