Bon-Pflicht ist ein Sargnagel für kleine Handwerksbetriebe

4.1.2020, 09:50 Uhr

Glaubt der Bundesfinanzminister wirklich, die Bon-Pflicht wird die Steuerhinterziehung in nennenswertem Ausmaß verringern? Das wäre schön, denn die geschätzten zehn Milliarden Euro, die jährlich an Registrierkassen durch Manipulationen hinterzogen werden, sind eine irre Summe. Aber jede Wette: Wer will, wird neue Wege finden, das Finanzamt zu hintergehen.


Bon-Pflicht: Viel wichtiger ist die Frage nach dem Preisgefüge


Stattdessen wirkt die Bon-Pflicht als weiterer Sargnagel für die, die wir unter Schutz stellen sollten: kleine Handwerksbetriebe, die in den Innenstädten noch selbst produzieren und damit unsere Alltagskultur bereichern. Früher wusste man: Bei dem Metzger gibt es den besten Leberkäse, bei dem die besten Bratwürste; der Bäcker hatte ein gutes Bauernbrot, jener konnte besser Krapfen.


Verzettelt: Bon-Pflicht sorgt auch in Nürnberg für Ärger 


Dann aber kamen die Supermärkte auf der grünen Wiese, die die Preise nach unten zogen. Dann folgten die noch günstigeren Discounter. Und dann bauten die Discounter Kühlregale für Wurst und Fleisch sowie "Backshops", die mancher Jugendliche heute mit einer Bäckerei verwechselt.

Mit der Bonpflicht, bei der der Kunde zum Gehilfen des Finanzamtes gemacht wird – wenn ich keinen Bon verlange und nichts boniert wird, ist auch nichts erfasst – wird den kleinen Betrieben ein neuer Aufwand zugemutet. Für einige ist der zu viel.

Verwandte Themen


17 Kommentare