Kommentar: Wir brauchen jetzt einen echten, harten Lockdown

30.3.2021, 19:21 Uhr

„Harter Lockdown droht“, titeln aktuell viele Medien - was scheinbar reicht, um bei vielen den Puls nach oben zu treiben. Doch die Planungen sind ziemlich harmlos: Konkret ist wenig, es geistert eine „nächtliche Ausgangssperre“ herum. Diese haben wir in Bayern längst.

Tatsächlich ist das die Realität: Krippen sind teils zu 90 Prozent besucht, obwohl Notbetreuung ausgerufen wurde. In Firmen werden Präsenz-Meetings abgehalten, Chefs bestehen auf einer Bürokultur. Die gutgemeinten, aber schlecht gemachten Lockerungen der letzten Wochen helfen dem Handel nicht zu überleben. Und warum Nagelstudios öffnen dürfen, aber Kultureinrichtungen nicht, erschließt sich nicht.


Strengerer Lockdown? Darum sollte es keine härteren Maßnahmen geben


Halbgare Lösung

Der Lockdown, den wir im Moment fahren, ist ein sehr halbgarer. Er mag bei der Ursprungs-Corona-Variante funktioniert haben. Doch nun ist leider die viel ansteckendere britische Mutation auf dem Vormarsch. Je mehr die Zahlen nach oben gehen, desto länger wird es dauern, bis sie wieder auf einem verträglichem Niveau sind.

Und, um das Argument vorwegzunehmen: Die Hochaltrigen sind zwar geschützt, aber die Intensivstationen sind voll mit Menschen zwischen 50 und 70 Jahren. Viele von ihnen könnten sterben.

Wir brauchen jetzt einen harten Lockdown, der dieses Wort verdient: Kitas zu, außer für diejenigen, die in einem systemrelevanten Beruf arbeiten (medizinisches Personal, auch die Kassiererin an der Supermarktkasse). Eine echte Homeoffice-Pflicht. Eine Ausgangsbeschränkung, die ab 20 oder 21 Uhr greift, um die Mobilität einzuschränken. Eine weitere Reduzierung der Kontakte.

Das ist Ihnen zu krass? Schauen Sie, wie etwa Irland, das zeitweise die meisten Neuinfektionen weltweit hatte, die britische Mutation halbwegs in den Griff bekommen hat: Keinerlei Besuche anderer Haushalte sowie lediglich ein Radius von fünf Kilometern, in dem man sich von seinem Zuhause bewegen kann.

Endlich Freiheiten genießen

Ja, das sind harte Maßnahmen. Aber sie wirken mittelfristig viel besser als das Durchwursteln, das wir seit Monaten aushalten. Nur so haben wir eine Chance, dass die Zahlen nachhaltig sinken und wir, mit endlich einer höheren Impfquote, wirklich öffnen und unsere Freiheit genießen können.

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