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Vitamin-D-Tabletten: Das sind die Gefahren einer Überdosierung

Simone Madre

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6.12.2023, 09:41 Uhr
Wer Vitamin-D-Tabletten zu sich nimmt, kann das Vitamin auch überdosieren - wenn man der Packungsanweisung nicht folgt.

© IMAGO/Michael Bihlmayer Wer Vitamin-D-Tabletten zu sich nimmt, kann das Vitamin auch überdosieren - wenn man der Packungsanweisung nicht folgt.

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Vitamin D ist wichtig für den Körper, fehlt ihm aber teilweise. Deshalb greifen viele Menschen zu Vitamin-D-Präparaten, gerade im Winter. Aber ist das immer von Vorteil? Obwohl dem Vitamin viele positive Wirkungen zugeschrieben werden, kann eine Überdosis schwerwiegende Folgen haben. Was passiert, wenn man zu viel Vitamin D zu sich nimmt und welche Symptome ausgelöst werden, lesen Sie im folgenden Beitrag.

Eine Überdosis an Vitamin D ist in Extremfällen lebensbedrohlich. Wer das Nahrungsergänzungsmittel Vitamin D überdosiert, riskiert also seine Gesundheit. Allerdings droht erst bei einer exzessiven Einnahme eine starke Vitamin-D-Vergiftung. Dies kommt in der Praxis äußerst selten vor. Eine leichte Überdosierung hat in der Regel keine negativen Auswirkungen.

Vitamin D und die Sonne

Im Normalfall bildet die Haut Vitamin D durch die Sonneneinstrahlung, anschließend wird es vom Körper verarbeitet. Der Körper verfügt über einen Schutzmechanismus, sodass er die Vitamin-D-Produktion automatisch stoppt, sobald genügend im Körper vorhanden ist. Dies bedeutet, dass eine Überdosis auf natürlichem Weg nicht möglich ist.

Der Vitamin-D-Bedarf kann aber durch Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel) ergänzt werden. Schließlich mangelt es in den hiesigen Breitengraden doch viele Monate lang an kräftigen Sonnenstrahlen, sodass vor allem im Winter der Vitamin-D-Spiegel sinkt. In der Regel zehrt der Körper dabei von einem ausreichend großen Speicher, schreibt das Robert Koch-Institut. Allerdings kann der Aufbau dieses Speichers durch verschiedene Faktoren erschwert werden, zum Beispiel durch wenig Sonneneinstrahlung am Wohnort. Mit fortschreitendem Alter kann die Haut zudem weniger Vitamin D bilden.

Verwendet man das Vitamin als Nahrungsergänzungsmittel, kann es allerdings zu einer Überdosierung kommen.

Vitamin D und Supplemente

Wenn die Supplemente exzessiv eingenommen werden, will der Körper den Großteil des Vitamins irgendwie verarbeiten und speichern. Um Vitamin D im Körper aufnehmen und speichern zu können, werden jedoch weitere Stoffe benötigt. Vor allem Kalzium ist für den Transport des Stoffs im Körper verantwortlich. Wenn der Vitamin-D-Wert im Körper erhöht ist, steigt infolgedessen gleichzeitig auch der Kalziumspiegel im Blut. Somit kann eine sogenannte "Hyperkalzämie" entstehen - ein erhöhter Kalzium-Blutspiegel. Dies kann zu Organschäden und Verkalkungen in den Blutgefäßen führen.

Vitamin D und die Ernährung

Vitamin D ist in Nahrungsmitteln kaum vorhanden, deshalb ist eine Überdosis bei einer ausgewogenen Ernährung sehr unwahrscheinlich. Fette Fische wie Makrele, Lachs und Hering enthalten Vitamin D, außerdem noch Eigelb, Lebertran und einige Speisepilze. Manchmal wird Vitamin D auch künstlich hinzugefügt, beispielsweise bei Margarine.

Eine Vitamin-D-Vergiftung kann gravierende Folgen haben. Der Großteil der Symptome ist auf den erhöhten Kalziumspiegel im Blut (Hyperkalzämie) zurückzuführen. Das sind akute Symptome:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Bauchkrämpfe
  • Appetitlosigkeit
  • Müdigkeit
  • Nervosität
  • Kopfschmerzen
  • Schwächegefühl
  • Vermehrter Harndrang
  • Gesteigertes Durstgefühl

In schweren Fällen:

  • Bewusstlosigkeit
  • Herzrhythmusstörungen
  • Nierenschäden
  • Nierensteine
  • In besonders schweren Fällen Nierenversagen und Todesgefahr

Möglich sind diese Symptome bei einer akuten und bei einer chronischen Vitamin-D-Überdosierung. Eine akute Vergiftung entsteht, sobald man einmalig eine viel zu hohe Dosis des Präparats einnimmt. Eine chronische Vitamin-D-Vergiftung resultiert demgegenüber aus einer Überdosierung von Vitamin D über einen längeren Zeitraum

Besteht die Hyperkalzämie für längere Zeit, kannt es laut Bundesamt für Risikobewertung zu einer irreversiblen Abnahme der Nierenfunktion kommen.

Wie stellt man eine Vitamin-D-Überdosierung fest?

Eine Vitamin-D-Überdosierung wird durch die Überprüfung des Vitamin-D-Blutspiegels festgestellt. Wenn die Werte zu hoch sind, sollte kein Vitamin D mehr supplementiert werden, bis der optimale Bereich erreicht wird.

Vitamin-D-Spiegel:

  • 0 – 10 ng / ml → schwerer Mangel
  • 10 – 20 ng / ml → Mangel
  • 30 – 100 ng / ml → optimal
  • Über 100 ng / ml → Überdosierung

Hier gehen die Einschätzungen auseinander. Die Behörde European Food Safety Authority (EFSA) hat eine Studienzusammenfassung erstellt, um darauf basierend einen maximalen Tageswert abzuleiten. Man spricht hierbei auch von einem "Tolerable Upper Limit", kurz TUL. Dieser Wert liegt laut EFSA bei 4.000 IE für Erwachsene und Kinder ab elf Jahren. Bei Kindern zwischen einem und zehn Jahren liegt das TUL laut EFSA bei 2.000 IE. Säuglinge unter sechs Monaten sollten maximal 1.000 IE pro Tag erhalten, zwischen sieben und zwölf Monaten maximal 1.400 IE. Diese Werte empfiehlt die EFSA seit 2012, vorab lag die Obergrenze für die tägliche Gesamtzufuhr bei 2.000 IE für Erwachsene und 1.000 IE für Kinder von eins bis zehn. Bei der Neuprüfung des TUL wurden die beiden Werte also verdoppelt.

Andere Quellen nennen nochmals deutlich höhere Werte für Erwachsene von bis zu 40.000 IE am Tag. Woran liegt das? Die EFSA selbst gibt in ihrer Studienzusammenfassung an, dass bei zwei Studien mit Vitamin-D-Gaben um die 10.000 IE keine Hyperkalzämie festgestellt worden war. Da mit diesen Studien aber gewisse Unsicherheiten verbunden seien, habe die EFSA den niedrigeren Wert angesetzt.

Die amerikanische Gesellschaft für Endokrinologie beispielsweise nennt ähnliche Tages-Maximalwerte für die Einnahme ohne medizinische Aufsicht. Läge ein Vitamin-D-Mangel vor, könnten höhere Dosen wie 10.000 IE pro Tag bei Erwachsenen notwendig sein, um den Mangel auszugleichen. Das sollte dann aber unter ärztlicher Aufsicht passieren.

Allerdings weist das Bundesamt für Risikobewertung auf klinische Studien hin, die dafür sprechen, dass Dosen wie 4.000 IE pro Tag vor allem bei älteren Frauen die Knochendichte verringern und bei herzkranken Menschen zu einer Verschlechterung der Herzfunktion führen könne. Eine Hyperkalzämie ist also nicht die einzige negative Auswirkung, die man auf dem Schirm haben sollte.

Insbesondere bei einer höheren Vitamin-D-Gabe empfehlen einige Ärzte, zusätzlich das Vitamin K2 einzunehmen. Dies soll dabei helfen, das freigesetzte Kalzium in Knochen und Zähnen einzulagern und so Problemen mit der Knochendichte entgegenwirken. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen schreibt hingegen, dass es zwar theoretische Überlegungen, aber keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür gibt, dass die kombinierte Einnahme der beiden Vitamine sich besser auf die Knochengesundheit auswirke als Vitamin D alleine. In einigen Vitamin-D-Präparaten ist K2 bereits enthalten.

Sollten Sie sich unsicher sein, ob und in welcher Menge Sie Vitamin D einnehmen sollten und ob Sie K2 ergänzen sollten, wenden Sie sich am besten an Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin.

Bevor man mit der Vitamin-D-Einnahme startet, sollte zunächst einmal der Vitamin-D-Spiegel gemessen werden. Vitamin D sollte immer nur dem persönlichen Bedarf entsprechend konsumiert werden. Der Vitamin-D-Spiegel kann entweder bei einem Arzt oder Heilpraktiker ermittelt werden. Es gibt auch Selbsttests für zuhause, bei der man selbst eine Blutprobe entnimmt, die dann im Labor geprüft wird.

Zwei bis drei Monate später sollte der Vitamin-D-Spiegel erneut gemessen werden, um Fortschritte zu bewerten. Gegebenenfalls können die Betroffenen dann die Dosis anpassen, um eine optimale Vitamin-D-Versorgung zu gewährleisten. Zudem sollten höhere Vitamin-D-Dosen nur unter ärztlicher Betreuung verwendet werden.

Das Ziel der Blutuntersuchung sollte ein Blutwert von mindestens 30 ng/ml (besser 40 oder 50 ng/ml) sein. Die optimale Vitamin-D-Dosis berechnet sich aus dem aktuellen Wert und dem Zielwert des Betroffenen. Zugleich wird das Körpergewicht in die Berechnung einbezogen.

Laut der "Deutschen Apothekerzeitung" kann man Vitamin D entweder täglich, wöchentlich oder monatlich einnehmen. Die seltenere Einnahme sei für viele Patienten einfacher.

Vitamin D gehört nicht zu den "echten" Vitaminen. Während "echte" Vitamine mit der Nahrung aufgenommen werden, wird Vitamin D nur auf natürlichem Weg über die Sonneneinstrahlung produziert. Dort bildet es unter dem Einfluss der UVB-Strahlung in der Haut das Vitamin. Allerdings ist in Mitteleuropa nur in den Sommermonaten ausreichend Strahlung vorhanden. Zudem hemmen Sonnenschutzmittel die Bildung von Vitamin D. Einige Menschen verbringen zudem wenig Zeit draußen und bauen so im Sommer keine ausreichenden Reserven für die dunklen Monate auf. Dadurch kann es zu einem Mangel kommen.

Die bekannteste Funktion von Vitamin D ist die Funktion beim Knochenstoffwechsel. Vitamin D fördert die Aufnahme von Calcium sowie Phosphat aus dem Darm und ist an dem Einbau in die Knochen beteiligt. Ein Vitamin-D-Mangel kann negative Auswirkungen auf die Knochengesundheit haben, schlimmstenfalls drohen eine Entkalkung und Erweichung der Knochen. Bei Erwachsenen kann es durch die Knochenentkalkung zu Folgeschäden wie Muskelschwäche, Knochenschmerzen und Kraftminderung kommen. Das Krankheitsbild ist unter dem Begriff "Osteomalazie" bekannt.

Eine weitere Erkrankung, die aus einem Vitamin-D-Mangel resultieren kann, ist die Osteoporose. Diese tritt vermehrt bei Menschen höheren Alters auf. Osteoporose macht sich durch eine verminderte Knochenmasse sowie einer Verschlechterung des Knochengewebes bemerkbar, was schlussendlich zu einer geringen Bruchfestigkeit der Knochen führt. Allerdings kann eine zu hohe Dosis Vitamin D für die Knochen ebenfalls nachteilig sein, besagt eine Studie.

Laut dem Robert-Koch-Institut wurden in den vergangenen Jahren bei Beobachtungsstudien vermehrt Zusammenhänge zwischen der Vitamin-D-Versorgung und Zivilisationserkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck und Krebserkrankungen festgestellt. Möglicherweise sind die Auswirkungen eines Vitamin-D-Mangels noch deutlich weitreichender, als dies heute wissenschaftlich erwiesen ist.

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Um einen optimalen Vitamin-D-Wert ganzjährig und nicht nur in den Sommermonaten zu erreichen, empfehlen Experten, sich zwischen März und Oktober zwei- oder dreimal in der Woche in die Sonne zu setzen. Dabei sollten das Gesicht, die Arme und Hände im Idealfall unbedeckt sowie frei von Sonnenschutz sein, sodass eine effektive Aufnahme der Sonnenstrahlen möglich ist. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass durch die Sonneneinstrahlung kein Sonnenbrand entsteht. Da auch Rötungen und Sonnenbrände gesundheitsschädlich sind, sollten bei längeren Aufenthalten in der Sonne Maßnahmen zum Sonnenschutz ergriffen werden.

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