Zeckenschutz

Wundermittel oder nicht? Hilft Kokosöl gegen Zecken?

Elias Thiel

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16.5.2024, 13:33 Uhr
Kann Kokosöl Zecken wirklich fernhalten? 

© IMAGO/imageBROKER/Oleksandr Latkun Kann Kokosöl Zecken wirklich fernhalten? 

In diesem Artikel:

Insbesondere in den warmen Sommermonaten kann man sich schnell einen Zeckenstich einfangen. Vornehmlich feuchte Regionen, Wälder und hohes Gras sind bevorzugte Aufenthaltsorte für Zecken. Zeckenstiche sind aber nicht nur lästig, sondern können auch eine Gefahr für die Gesundheit darstellen.

Kokosöl soll als natürliche Alternative zu aggressiven Zeckenschutzmitteln helfen. Aber ist Kokosöl wirklich genauso wirksam? Kann man Kokosöl auch bei Kindern und Haustieren einsetzen? Wie kann man sich sonst gegen Zecken schützen?

In diesem Artikel gibt es alle Antworten und die wichtigsten Informationen rund um das Thema "Kokosöl als Zeckenschutz".

Kokosöl ist laut Studien tatsächlich ein sehr wirksames Mittel zum Schutz vor Zecken. Die meisten Insektensprays gegen Zecken werden auf die Haut oder Kleidung aufgetragen und enthalten Wirkstoffe wie DEET oder Icaridin. Beide sorgen für einen Hautgeruch, der Zecken abstößt. Insbesondere DEET kann aber auch die Haut und Schleimhäute reizen.

Eine abstoßende Wirkung auf Insekten wurde aber auch in einigen Fettsäuren, unter anderem Laurinsäure, nachgewiesen. Insbesondere in kaltgepresstem und unraffinierten Kokosöl findet sich eine hohe Konzentration an Laurinsäure. Sie kann einen natürlichen Schutz vor Zecken bieten, da sie die Tiere abschreckt.

Eine US-amerikanische Studie aus dem Jahr 2018 zeigt, dass die allermeisten Zecken nicht auf Oberflächen krabbeln, die mit dem Öl behandelt wurden. Getestet wurden hierbei zwei Arten, die Braune Hundezecke und die Einzelsternzecke. Erstere suchte in 84 bis 88 Prozent der Fälle das Weite, letztere in über 95 Prozent. Ein ähnlicher Abschreckungseffekt konnte laut Studie auch bei stechenden Fliegen, Bettwanzen und Stechmücken beobachtet werden.

Eine weitere deutsche Studie beschäftigte sich speziell mit der Laurinsäure. Bereits eine zehnprozentige Säure brachte die meisten Zecken im Test dazu, von der behandelten Oberfläche abzufallen. Dieser Effekt hielt etwa acht Stunden lang an. Bei der erstgenannten Studie wurde eine Schutzdauer von "bis zu sieben Tagen" beobachtet.

Kokosöl wird aus dem Fruchtfleisch der Kokosnuss, auch Kopra genannt, hergestellt. Die Verbraucherzentrale unterscheidet je nach Produktionsprozess zwischen Kokosfett und Kokosöl.

In der industriellen Produktion wird Kokosfett durch Erhitzen und Pressen des getrockneten Kopras gewonnen. Anschließend wird es raffiniert, gebleicht und desodoriert, wodurch der Eigengeruch entfernt wird.

Naturbelassenes Kokosöl hingegen wird aus dem frischen Fruchtfleisch der Kokosnuss gepresst und nicht weiter behandelt. Hochwertiges Kokosöl (nativ, kaltgepresst) wird kaltgepresst und ohne den Einsatz von chemischen Hilfsmitteln verarbeitet. Dazu besteht es bis zu 60 Prozent aus Laurinsäure, auch Dodecansäure genannt.

Da Kokosöl reich an Laurinsäure ist, kann es Zecken abschrecken und somit Zeckenstiche verhindern. Zecken meiden Hautpartien, die damit behandelt wurden und fallen von der Haut ab, wenn sie in Kontakt mit der Säure kommen.

Vor allem für diejenigen, die natürliche Zeckenabwehrmittel bevorzugen oder empfindlich auf Zeckenschutzmittel mit chemischen Inhaltsstoffen reagieren, kann Kokosöl eine gute Alternative darstellen.

Die Anwendung von Kokosöl zur Abwehr von Zecken ist kinderleicht: Zuerst trägt man das Kokosöl dünn auf die Haut auf. Dabei sollte man besonders unbedeckte Hautpartien sowie Hals, Leiste, Kniekehlen und Knöchel eincremen, da diese von Zecken bevorzugt werden. Den Prozess sollte man alle paar Stunden wiederholen, damit der Schutz bestehen bleibt.

Achtung: Kokosöl allein bietet keinen vollständigen Zeckenschutz. Daher ist es sinnvoll, andere Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Zecken befallen Erwachsene meist in Beinhöhe und kriechen dann am Körper hoch, auf der Suche nach dünner, gut durchbluteter Haut. Sie können aber auch auf niedrigen Zweigen sitzen.

Sinnvoll ist es, bei einem Spaziergang durch den Wald oder hohes Gras eine lange Hose und ein langärmliges Oberteil zu tragen. Helle Kleidung ist sinnvoll, da man Zecken so schneller sieht und diese absammeln kann. Steckt man die Hosenbeine in die Socken, vermeidet man, dass Zecken unbemerkt hinein krabbeln können.

Wichtig ist es auch, sich nach einem Spaziergang im Wald auf Zecken zu untersuchen. Dabei prüft man am besten Haut und Kleidung. Manchmal hängen Zecken an der Hose und stechen zu, wenn man sie am Folgetag wieder trägt.

Naturbelassenes Kokosöl ist frei von schädlichen Chemikalien, die unerwünschte Reaktionen oder Allergien hervorrufen könnten. Im Gegensatz zu synthetischen Substanzen ist Kokosöl besonders sanft zur Haut und kann daher auch bei Kindern verwendet werden.

Beim Kauf sollte man allerdings auf hochwertiges und reines, kaltgepresstes Kokosöl zurückgreifen. Bevor man Kokosöl jedoch großflächig anwendet, sollte man zunächst eine kleine Menge auf die Haut testen, um mögliche Allergien auszuschließen.

Nun stellt sich die Frage "Kann man Kokosöl auch bei Haustieren anwenden?". Während man Hunde sehr gut mit Kokosöl vor Zecken schützen kann, ist bei Katzen davon abzuraten. Anders als Hunde können Katzen von dem Geruch irritiert werden und ein gestresstes oder übermäßiges Putzverhalten zeigen. Daher sollte man aufpassen, wie sich das Tier verhält und gegebenenfalls vom Kokosöl absehen.

Hunde hingegen reagieren normalerweise entspannter. Für die Anwendung reibt man seinen geliebten Vierbeiner einfach (je nach Größe) mit einem bis drei Teelöffeln Kokosöl ein. Dabei sollte man besonders den Kopfbereich, den Bauch, die Beine und Pfoten berücksichtigen. Da Kokosöl keine künstlichen Inhaltsstoffe enthält, ist es unbedenklich, wenn der Hund das Öl ableckt. In unserem Beitrag erfahren Leser und Leserinnen, wofür Kokosöl sich noch bei Hunden eignet.

Wer nicht nur Kokosöl anwenden, sondern auch zusätzliche Maßnahmen ergreifen möchte, sollte sich an diesen Tipps orientieren:

  • Aufenthalt im Unterholz und hohen Gras vermeiden
  • Lange Hosen und Ärmel tragen (am besten dicht schließende Kleidung)
  • Helle Kleidung, um Zecken schneller zu erkennen
  • Feste Schuhe
  • Lange Hosen in die Socken stecken
  • Kinder sollten eine Kopfbedeckung tragen
  • Über Risikogebiete informieren (FSME-Risikogebiet)
  • Gegen FSME impfen
  • Nach dem Spaziergang gegenseitig den Körper und die Kleidung gründlich auf Zecken untersuchen

Laut dem Robert Koch Institut (RKI) können Zecken verschiedene Krankheiten auf den Menschen übertragen. Zu den wichtigsten in Deutschland übertragenen Krankheiten zählt die Lyme-Borreliose, eine Bakterieninfektion.

Etwa drei Prozent der Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren und sieben Prozent der Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren werden, dem RKI zufolge, mindestens einmal von einer mit Borrelien infizierten Zecke gestochen. Patienten, die im Frühstadium mit passenden Antibiotika behandelt werden, erholen sich in der Regel rasch.

Es erkrankt auch nicht jede Person, die von einer infizierten Zecke gestochen wurde, an einer Borreliose. Laut Informationen der Techniker Krankenkasse (TK) befinden sich die Borrelien-Bakterien im Mitteldarm der Zecken und sie gelangen erst einige Stunden nach dem Zeckenstich im menschlichen Körper. Wenn man die Zecke also schnell auf der Haut entdeckt und entfernt, ist laut TK das Risiko einer Infektion gering.

Dabei müssen alle Teile der Zecke entfernt werden. Die Zecke sollte man mit einer Pinzette nahe der Hautoberfläche an ihren Mundwerkzeugen greifen und nicht am Körper quetschen. Danach sollte man sie langsam aus der Haut ziehen. Das RKI warnt davor, die Zecke mit Öl entfernen zu wollen, da diese Vorgehensweise das Tier reizen und die Übertragung von Infektionen beschleunigen kann.

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hat eine Bilderserie zur Entfernung einer Zecke veröffentlicht, an der man sich gut orientieren kann. Nachdem die Zecke entfernt wurde, muss die Stichwunde gründlich desinfiziert werden.

Eine ebenfalls bekannte Krankheit ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die durch FSME-Viren ausgelöst wird und hauptsächlich im Süden Deutschlands vorkommt. Gegen diese Krankheit kann man impfen.

Das RKI informiert, dass nur wenige Zecken mit dem FSME-Virus infiziert sind. Viele FSME-Infektionen sollen zudem ohne sichtbare oder mit milden Symptomen verlaufen. Aber auch schwere Fälle kommen vor.

Da die Symptome einer Lyme-Borreliose sehr unterschiedlich sein können, empfehlt die Techniker Krankenkasse nach einem Zeckenstich einen Arztbesuch.

Eine Infektion mit Lyme-Borreliose äußert sich oftmals in einer Wanderröte einige Tage oder Wochen nach dem Stich. Das ist ein juckender Kreis um die Stichstelle herum, der mit der Zeit nach außen wandert. Allerdings können, der Techniker Krankenkasse zufolge, innerhalb von sechs Wochen weitere grippeähnliche Symptome, wie Fieber, Gliederschmerzen oder Lymphknotenschwellungen auftreten. Im Frühstadium kann die Krankheit in der Regel gut mit Antibiotika behandelt werden.

Wenn eine Borreliose-Infektion jedoch längere Zeit unentdeckt bleibt, kann sie in seltenen Fällen zu komplizierten Verläufen führen, die eine aufwändige Behandlung erfordern.

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