Autofahrende aufgepasst

Zehn Automythen: Ist nackt fahren verboten und ist man im Auto immer vor Gewitter geschützt?

Andreas Hofbauer

Volontär

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27.4.2023, 19:09 Uhr
Ist nackt Autofahren erlaubt?

© Westend61/IMAGO Ist nackt Autofahren erlaubt?

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Sich nackt hinters Steuer zu setzen oder barfuß Auto zu fahren, ist nicht verboten. „Kommt es jedoch zu einem Unfall, kann das Fahren ohne Schuhe oder mit Flip-Flops als Fahrlässigkeit ausgelegt werden. Dann können auch versicherungsrechtliche Konsequenzen drohen“, erklärt ATU-Experte Christopher Lang in einer Mitteilung. Für Fahrten ohne Kleidung gilt: Es ist so lange erlaubt, sofern sich keine anderen Menschen dadurch belästigt fühlen. Falls doch, kann ein Bußgeld drohen.

Wer nach einem Unfall bei dem anderen Auto nur einen Zettel mit Kontaktdaten hinterlässt, begeht tatsächlich Fahrerflucht. Autofahrerinnen und Autofahrer sind verpflichtet, mindestens 20 Minuten zu warten. Anschließend muss eine zuständige Behörde informiert werden. Befolgt man diese Regel nicht, wird das als Fahrerflucht gewertet. Eine Benachrichtigung allein ist nicht ausreichend, weil diese beispielsweise wegfliegen könnte.

Bei Auffahrunfällen ist der Mythos verbreitet, dass immer der Hintermann Schuld an dem Unfall trägt. Ganz so einfach ist es dann aber in der Praxis doch nicht. „Bremst das vorausfahrende Fahrzeug plötzlich und ohne Grund ab oder setzt einfach zurück, müssen die Schuldverhältnisse im Nachgang mithilfe von Zeugenaussagen, Skizzen oder Fotos richtiggestellt werden“, erklärt der Fachmann. Ist ein Auffahrunfall passiert, weil ein Autofahrer gebremst hat, um Menschen oder Tiere, die über die Straße gelaufen sind, zu schützen, dann liegt die Schuld bei dem auffahrenden Autofahrenden. Bremst der Vordermann ungerechtfertigt, gilt die Regel des vorausschauenden Fahrens. Hier könnte aber eine Teilschuld beim bremsenden Fahrzeug liegen.

Dass E-Autos bei einem Unfall tatsächlich in Brand geraten, ist laut dem ATU-Experten „höchst unwahrscheinlich“. Bei einem Unfall wird die Batterie automatisch über einen Notfallschalter von den anderen Hochvolt-Komponenten getrennt. Ein Brand ist nur möglich, sollten die Schutzmechanismen der Antriebsbatterie beschädigt werden. Zudem schneiden E-Autos bei Crashtests nach Angaben des ADAC in der Regel sogar besser ab. Das liegt an den elektrischen Komponenten, die bei E-Autos "eigensicher" sein müssen. Damit wird der die Stromzufuhr unterbunden, sobald ein Defekt im System auftritt.

Das Gerücht hält sich hartnäckig: Sollte der Keilriemen einen Defekt haben, kann auch eine Strumpfhose verwendet werden. Heutzutage geht allerdings nur noch bei Oldtimern. Modernere Autos haben kein V-förmiges Profil mehr, das dafür notwendig wäre.

Diese Aussage gilt nicht mehr: „Gerade neue Automatikgetriebe sind oft sogar sparsamer als Handschalter. Das liegt daran, dass sie meist mehr Gänge als Schaltgetriebe haben und dadurch öfter mit optimaler Motordrehzahl laufen“, erklärt der ATU-Experte Christopher Lang.

Dass insbesondere schwarze Autos im Sommer deutlich wärmer werden als Autos in einer anderen Farbe, ist ein verbreiteter Irrglaube. „Auch wenn sich Hitze auf schwarzen Flächen schneller entwickelt, hat das keine messbare Auswirkung auf die Temperatur im Fahrzeuginnenraum“, sagt ATU-Experte Lang. „Ausschlaggebend für die Wärme im Auto ist allerdings die Größe der Glasflächen.“

Das entspricht der Wahrheit. Eine eingeschaltete Klimaanlage erhöht den Verbrauch spürbar. Allerdings konnte der entstehende Verbrauch durch neue Techniken merklich gesenkt werden. In einem Test des ADAC wurde ein durchschnittlicher Mehrverbrauch im Bereich von 10 bis 15 Prozent gemessen. In der Stadt waren es sogar etwa 20 Prozent mehr Verbrauch.

„Bei einem Gewitter fungieren Fahrzeuge als faradayscher Käfig. Da die Karosserie aus Metall besteht, leitet sie die Blitzenergie nicht nach innen, sondern nach außen ab und schützt die Insassen“, erläutert Lang. Laut ADAC sollte man im Innenraum keinesfalls Metallteile berühren, die in Verbindung zu der Karosserie stehen. Die Experten sehen aber durch die standardisierte Kunststoffauskleidung keine große Gefahr darin. Trotzdem sollten sich Fahrerinnen und Fahrer während eines Gewitters nach Möglichkeit nicht unter einem Baum aufhalten. Auch Fenster sollten geschlossen bleiben.

„Winterreifen sind auf tiefere Temperaturen ausgelegt und werden bei Hitze instabil und verschleißen aufgrund der weicheren Gummimischung schneller“, erklärt der ATU-Experte. Zudem haben Winterreifen einen längeren Bremsweg. Der Verschleiß auf trockenem Untergrund ist deutlich erhöht. Für die Autofahrerinnen und Autofahrer steigt dadurch auch das Unfallrisiko. Darüber hinaus ist auch der Kraftstoffverbrauch mit Winterreifen im Sommer deutlich erhöht.