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Schlafmohn: Ist der Anbau in Deutschland erlaubt?

Elias Thiel

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10.6.2024, 07:20 Uhr
Hübsche, aber gefährliche Blume: Die Samen von Schlafmohn dienen als Grundlage für Opium.

© IMAGO / Panthermedia Hübsche, aber gefährliche Blume: Die Samen von Schlafmohn dienen als Grundlage für Opium.

In diesem Artikel:

Schlafmohn wurde im Jahr 2021 zur Giftpflanze des Jahres gewählt. Die Pflanze ist seit Jahrhunderten für ihre morphinhaltigen Samen und den daraus gewonnenen Opiumsaft bekannt. Er lässt sich als Schmerz- und Schlafmittel einsetzen, hat aber auch eine berauschende Wirkung

Die Verwendung von Schlafmohn in der Geschichte ist umstritten, da sie nicht nur für medizinische Zwecke, sondern auch für den illegalen Drogenhandel genutzt werden kann.

In diesem Artikel erfahren Sie alles Wissenswerte über Schlafmohn sowie die Antwort auf die Frage, ob der Anbau dieser umstrittenen Pflanze in Deutschland erlaubt ist.

Schlafmohn (oder auch Papaver somniferum) ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Mohngewächse und gehört zur Gattung "Mohn". Der Schlafmohn ist eine der ältesten Heilpflanzen der Welt. Die Samen der Pflanze können zur Ölgewinnung (Mohnöl) oder als Nahrungsmittel (Mohnsamen) genutzt werden.

Obwohl Mohn vor allem mit Mohnkuchen und -brötchen in Verbindung gebracht wird, ist die Pflanze auch rund um das Thema Drogen, Rauschmittel und Opium bekannt. Dabei ist vielen Menschen nicht bewusst, dass es sich um dieselbe Pflanze handelt.

Der Schlafmohn ist verantwortlich für beide "Produkte" - die psychoaktiven Substanzen als Opium sowie die schmackhaften Samen für den kulinarischen Genuss. Die als Backmohn verkauften Saatkörnern sind so gut wie frei von den Opiumalkaloiden, sodass Mohn ganz normal verzehrt werden kann. Zudem können möglichen Spuren von Opiaten durch das Backen im Ofen verringert werden.

Wie kommt es dazu, dass dieselbe Pflanzenart so unterschiedliche "Rohstoffe" bereitstellen kann? Alle Teile des Schlafmohns (einschließlich des Milchsafts) enthalten verschiedene Alkaloide, darunter auch Morphium. Vor allem der Milchsaft weist eine hohe Konzentration auf. Der Saft wird aus unreifen, eingeritzten Kapselfrüchten gewonnen und getrocknet, um das Betäubungsmittel Opium zu gewinnen.

Die Samen des Schlafmohns, die als Blaumohn, Graumohn oder Backmohn im Supermarkt verkauft werden, enthalten an sich keine Opiate, können aber bei der Ernte in Kontakt mit dem Milchsaft kommen. Deshalb ist es normal, dass Spuren von Opiaten im fertigen Produkt enthalten sind. In Deutschland werden deshalb nur Sorten mit sehr niedrigem Opiatgehalt angebaut. Das Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) hat 2007 einen Richtwert für den zulässigen Morphinanteil in Speisemohn definiert. Er liegt bei vier Milligramm Morphin pro Kilo. In den meisten Fällen liegt der gemessene Wert bei verkauften Lebensmitteln deutlich darunter.

Der Morphinanteil lässt sich durch das Waschen der Samen und auch durch Hitze (Backen, Rösten, Dämpfen) nochmals deutlich verringern. Das BfR empfiehlt deshalb, rohen Mohn erst einmal zu waschen und dann im Ofen zu trocknen. Auch durch das Backen im Ofen bei Mohnkuchen und Co. sorgt dafür, dass die Morphinmenge sinkt.

Sicherheitshalber empfiehlt das BfR, dass Schwangere und Stillende auf Lebensmittel mit hohem Mohnsamengehalt wie Mohnkuchen verzichten sollen.

Kauft man Mohn aus anderen Ländern, könnte der Morphinanteil höher sein. In der Vergangenheit gab es in seltenen Fällen Vergiftungen, weil Menschen Mohn mit deutlicher Milchsaft-Verunreinigung verzehrt hatten. Kleinkinder erreichen dabei schneller eine gefährliche Dosis als Erwachsene.

Schlafmohn war lange Zeit als Heilpflanze bekannt. Aufgrund der potenziell schädlichen und gesundheitsschädigenden Inhaltsstoffe sowie des hohen Suchtpotenzials wird die Pflanze heutzutage nicht mehr direkt eingesetzt. Chemisch isolierte Wirkstoffe wie Codein und Morphin sind allerdings nach wie vor wichtig in der Medizin. Sie sollen Schmerzen lindern, Krämpfe lösen und den Husten stillen. Die Präparate sind verschreibungspflichtig und werden mit Bedacht gegeben, weil sie abhängig machen können.

Ist Schlafmohn giftig und welche Vergiftungserscheinungen gibt es?

Ja, alle Pflanzenteile, mit Ausnahme der Saatkörner sind giftig. Der Verzehr kann die kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigen. Zusätzlich sind übertrieben euphorische Reaktionen und eine Dämpfung der Funktionen des zentralen Nervensystems wahrscheinlich.

Weitere Effekte wie eine verlangsamte Atmung, Übelkeit, Erbrechen, Hirn- und Lungenödeme sowie psychische Unruhe können auftreten.

Schlafmohn fällt unter das Betäubungsmittelgesetz. Der Milchsaft des Schlafmohns enthält verschiedene Alkaloide (darunter Morphin und Codein), welche eine psychoaktive Wirkung haben. Das getrocknete Opium wird als Betäubungsmittel klassifiziert.

Der Konsum von Schlafmohn-Produkten bringt stark sedierende und schmerzlindernde Effekte - dies birgt zusätzlich ein erhebliches Suchtpotenzial.

Der Milchsaft von Schlafmohn und daraus hergestellte Produkte haben zahlreiche Wirkungen, beispielsweise:

  • Schmerzlinderung
  • Entspannung
  • Euphorie
  • Sedierung

Der Missbrauch von Schlafmohn kann schwerwiegende gesundheitliche Risiken bergen. Dazu gehören eine starke Abhängigkeit, Appetitlosigkeit bis zur Abmagerung und völligen Entkräftung, Teilnahmslosigkeit, Muskelschmerzen, verlangsamte Atmung und andere unerwünschte Nebenwirkungen.

Der Anbau, die Verarbeitung und der Handel von Schlafmohn sind in den meisten Ländern gesetzlich geregelt, um den illegalen Handel einzudämmen und Drogenmissbrauch zu erschweren.

In Deutschland unterliegen die Pflanzen des Schlafmohns den Bestimmungen des Betäubungsmittelgesetzes. Der Anbau von Schlafmohn unterliegt daher unabhängig von der Anzahl der Pflanzen einer Genehmigungspflicht, sowohl für die gewerbliche als auch für die private Nutzung.

Wie bekomme ich die Genehmigung zum Anbau?

In Deutschland ist der Anbau von Schlafmohn nur mit einer behördlichen Genehmigung erlaubt, die bei der Bundesopiumstelle beantragt werden muss. Hobbygärtner müssen eine einmalige Gebühr von 95 Euro entrichten und erhalten zunächst eine dreijährige Genehmigung.

Eine kostenfreie Verlängerung ist auf Antrag möglich. Die Anbaufläche ist bei Privatpersonen auf zehn Quadratmeter beschränkt. Allerdings dürfen nicht alle Sorten angebaut werden.

Welche Schlafmohn-Sorten sind in Deutschland legal?

Laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte dürfen in Deutschland ausschließlich morphinarme Sorten angebaut werden.

Dazu zählen die beiden Sommermohnsorten "Mieszko" und "VIOLA" sowie die Wintermohnsorte "ZENO MORPHEX" mit einem Morphingehalt von jeweils unter 0,02 Prozent.

Der Anbau von Schlafmohn in Deutschland dient vor allem der Gewinnung für die Lebensmittelindustrie. Dort wird der Mohn in Backwaren wie beispielsweise Mohnkuchen, -brötchen und -nudeln verwendet.

Die Samen können gemahlen oder ganz eingesetzt werden, um dem Gebäck den speziellen Geschmack oder die gewisse Textur zu verleihen. Alternativ kann aus den Samen des Schlafmohns aber auch Mohnöl gewonnen werden. Dieses Öl wird häufig in der asiatischen und orientalischen Küche verwendet. Als kaltgepresstes Öl darf es nicht allzu warm werden und eignet sich vor allem für kalte Speisen wie Salate und zur Geschmacksabrundung nach dem Kochen.

Wer Schlafmohn im Garten findet, sollte sich an den folgenden Schritten orientieren:

  • Korrekte Identifizierung

Zuerst sollte man feststellen, ob es sich tatsächlich um einen Schlafmohn handelt. Aber wie sieht der Schlafmohn eigentlich aus?

Der Schlafmohn ist eine Pflanze mit einem Stängel von etwa 30 bis 70 cm Höhe, der mit Blättern besetzt ist und fast kahl erscheint. Die Blüte besteht aus vier Blütenblättern, die in der Regel rosa oder rot sind. In einigen Fällen können die Blütenblätter aber beispielsweise auch weiß, hellgelb oder violett sein.

So sieht Schlafmohn aus.

So sieht Schlafmohn aus. © matthiasboeckel / Pixabay / LizenzCC

Die Blütenblätter weisen üblicherweise einen dunklen Fleck am unteren Rand auf. Es gibt aber auch Züchtungen mit anderen Farben, beispielsweise gelben Schlafmohn ohne Flecken. Das erschwert die Unterscheidung zu anderen Mohnarten.

Die Blütenstände bestehen aus ein bis drei Blüten, die einzeln am Ende der Verzweigungen sitzen. Die Knospe der Blüte ist eiförmig-länglich geformt. Zudem sind die Blätter des Schlafmohns wechselständig angeordnet. Die Frucht des Schlafmohns besteht aus einer länglich-kugelförmigen Kapsel, die 13 bis 27 mm lang ist.

  • Rechtliche Bestimmungen überprüfen

Anschließend informiert man sich am besten über die rechtlichen Bestimmungen bezüglich des Anbaus vom Schlafmohn. In einigen Ländern ist der Anbau (wie beispielsweise Deutschland) von Schlafmohn ohne entsprechende Genehmigung illegal.

Deshalb müssen heimische Gärtner die Gesetze berücksichtigen. Meist wird eine einzelne Schlafmohn-Blüte im Garten wohl nicht allzu strikt geahndet, hierauf kann man sich aber nicht verlassen.

  • Entfernung der Pflanze

Wenn man in einem Land wie Deutschland lebt, wo der Anbau ohne Genehmigung nicht erlaubt ist, sollte man die Pflanze aus dem Garten entfernen. Sinnvoll sind Handschuhe, um den Kontakt mit Milchsaft zu vermeiden. Im nächsten Schritt entsorgt man die Pflanze im Müll.

  • Austausch mit einem Fachmann

Wer sich unsicher ist, sollte die zuständige lokale Behörde oder einen professionellen Gärtner kontaktieren. Diese geben weitere Unterstützung und helfen beim korrekten Umgang mit dem Schlafmohn.

Hat man die Genehmigung zum Anbau bekommen, sollte man die Pflanzen auch richtig pflegen. Die Pflege von Schlafmohn erfordert einige spezifische Maßnahmen, um optimale Wachstumsbedingungen zu gewährleisten. Dazu gehören:

  • ein sonniger Standort
  • ein gut durchlässiger und gelockerter Boden
  • ein nährstoffreicher Boden mit Lehm und Kalk
  • ein mäßig feuchter Boden (regelmäßig gießen, aber Staunässe vermeiden)
  • ein leichter organischer Dünger im Frühjahr
  • regelmäßige Unkrautbekämpfung
  • Schutz vor Windbruch (Stützstäbe oder ein Gitter)