Bayern ist nicht vorbereitet

Die vierte Welle wird kommen - und nur das Impfen hilft gegen Corona

28.6.2021, 16:23 Uhr
Markus Söder (CSU, r), Ministerpräsident von Bayern, spricht auf der Pressekonferenz nach dem Corona-Impfgipfel der bayerischen Staatsregierung im Prinz-Carl-Palais neben Klaus Holetschek (CSU), Gesundheitsminister von Bayern. 

© Matthias Balk, dpa Markus Söder (CSU, r), Ministerpräsident von Bayern, spricht auf der Pressekonferenz nach dem Corona-Impfgipfel der bayerischen Staatsregierung im Prinz-Carl-Palais neben Klaus Holetschek (CSU), Gesundheitsminister von Bayern. 

Es ist beängstigend, mit welcher Selbstverständlichkeit das Land auf die vierte Welle zugeht, ganz so, als habe es 2020 nicht gegeben. Klar, wir sind heute anders vorbereitet. Bis zu den Ferien könnte etwa die Hälfte der Bevölkerung geimpft sein. Und wir wissen zumindest theoretisch, wie wir die Schüler einigermaßen schützen können.


Doch die Sorglosigkeit, mit der viele jetzt das Virus als überwunden betrachten, ist beängstigend. Da sind nicht nur die verstörenden Bilder aus den vollbesetzten Fußballstadien, bei denen sich fragen lässt, wieso die Staatschefs der UEFA einen solchen Freiraum über den Gesetzen zugestehen.
Da sind die Menschen, die es mit den Masken nicht mehr so genau nehmen, die den Abstand nicht wahren und feiernd durch die Straßen ziehen. Hier sind es vor allem die Jungen, zuhause sind es in der Regel die Älteren. Und dann gibt es diejenigen, die ins Ausland reisen, als gebe es das Virus nicht mehr.

Vorerst verdrängt

Das war schon vor einem Jahr falsch, und es wird dieses Jahr nicht richtiger. Die Maßnahmen im Lockdown, der Sommer, die Masken und das Impfen haben das Virus nur zurückgedrängt. Es ist wie mit der Grippe. Sie verschwindet über den Sommer, ehe sie im Winter wieder da ist, mit neuer Wucht. Mit Corona wird es nicht anders laufen. Das ist das Wesen dieser Viren.

Die vierte Welle wird kommen, daran zweifeln die Fachleute nicht. Die Frage ist nur, wie heftig sie verlaufen wird. Wer geimpft ist, minimiert für sich das Risiko einer schweren Erkrankung, er löscht es aber nicht gänzlich aus. Umgekehrt bleibt die Gefahr, dass das Virus weiter mutiert und der vorhandene Impfstoff seine Wirksamkeit verlieren könnte. Wer dieses Risiko bannen will, muss impfen, schneller und gründlicher, als dies derzeit der Fall ist, zumal in wenigen Monaten für die zuerst Geimpften die zweite Runde ansteht.


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Dass es keine Impfpflicht geben wird, ist eine politische Entscheidung. Sie ist gefällt; niemand wird sie zurücknehmen. Doch sie ist zugleich der Abschied von der so genannten Herdenimmunität. Sicher kann die Politik weiter mit Anreizen arbeiten. Wenn sie etwa Clubs und Discos wieder öffnen, den Zugang aber an ein gültiges Impfzertifikat koppeln sollte, könnte sie womöglich bei Jüngeren die Impfbereitschaft nach oben schrauben. Vergleichbar läuft das bereits in der Gastronomie, die ihre Innenräume nur für negativ Getestete öffnen darf. Oder eben für Geimpfte.

Doch das sind kleine Stellschrauben. Wer sich nicht impfen lassen will, wird es weiter nicht tun. Und ist im Recht. Der Staat hat die freie Entscheidung der Einzelnen über den Schutz aller gestellt. Damit aber gefährden Impfgegner nicht nur sich selbst, sondern alle, weil sie dem Virus jenen Raum lassen, den es braucht zum Mutieren. Für sie ist das Freiheit. Für alle anderen ist es verantwortungslos.


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