Die Ergebnisse des Impfgipfels

Söder: Bayern hebt Priorisierung auch in Impfzentren auf

28.6.2021, 13:08 Uhr
Auch Markus Söder stößt das Impftempo in Bayern sauer auf. 

© IMAGO/Sven Simon Auch Markus Söder stößt das Impftempo in Bayern sauer auf. 

In der Hoffnung auf wieder mehr Tempo bei den Corona-Impfungen im Freistaat hatte die Staatsregierung am Montagvormittag Experten und Kommunalpolitiker zu einem Impfgipfel eingeladen. Auf der Liste standen rund 20 Vertreter der Ärzteschaft, der Apotheken, der Kommunen, der Wissenschaft und Wirtschaft. Im Anschluss informierten Ministerpräsident Markus Söder und Gesundheitsminister Klaus Holetschek (beide CSU) im Rahmen einer Presskonferenz über die Ergebnisse.

Eine Maßnahme, um das Tempo zu erhöhen, ist die Aufhebung der Priorisierung - auch in den Impfzentren. Bislang war nur in Arztpraxen die Impfung für alle Menschen freigegeben. Die Aufhebung soll im Laufe dieser Woche, bis spätestens Freitag vollzogen werden. Es sei wichtig, dass mehr Flexibilität in die Impfungen komme. "Es darf kein Impfstoff übrig bleiben", sagte Söder. Sollten Ärzte oder Praxen Impfstoffe nicht benötigen oder abrufen, müsste dies künftig gemeldet werden, damit das Vakzin dann an die Impfzentren weitergegeben werden könne.

Bayern fühlt sich bei Impfstoffverteilung ungerecht behandelt

Für mehr Tempo richtete Söder auch Forderungen an den Bund. Konkret wünscht sich der CSU-Chef mehr Impfstoff. Bayern liege bei der Verteilung, gerechnet auf 100.000 Einwohner, auf Platz sieben unter den Ländern, so Söder. "Wir brauchen mehr Impfstoff, auch in der Verteilung der Bundesländer", sagte Söder. Die Verteilgerechtigkeit müsse erhöht werden, jedes Bundesland müsse auf 100.000 Einwohner gleich viel Impfstoff bekommen.

Söder räumte aber auch ein, dass bei der Verteilung des Impfstoffs auch innerhalb Bayerns Unregelmäßigkeiten aufgetreten seien. Vor allem der Impfstoff von Astrazeneca gehe "nicht weg wie warme Semmeln". Es müsse ein System etabliert werden, bei dem die Apotheken, niedergelassenen Ärzte und Betriebsärzte übrig gebliebene Dosen an die Impfzentren melden. Die 100 Impfzentren in Bayern müssten über den September hinaus erhalten bleiben, um das System von Ärzten zu ergänzen.

Holetschek rief die Ständige Impfkommission (Stiko) auf, sich zum Thema Kreuzimpfungen mit zwei verschiedenen Impfstoffen klarer zu positionieren. Kreuzimpfungen könnten auch die Akzeptanz des Impfstoffs von Astrazeneca verbessern. Zudem seien Kreuzimpfungen unter Umständen für Auffrischungen etwa bei Bewohnern von Seniorenheimen laut Virologen eine denkbare Alternative.

Bayern gibt Impfziele aus

Bayern ist vor allem bei den Erstimpfungen im Vergleich der Bundesländer ins Hintertreffen geraten. Mit knapp 51 Prozent liegt der Freistaat hier auf dem vorletzten Platz der Erstimpfungen. Mit 35 Prozent bei den vollständigen Impfungen liegt Bayern in dieser Statistik im Mittelfeld.


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Bis zum Beginn der Sommerferien in Bayern Ende Juli sollen laut Söder 70 Prozent der Menschen im Freistaat mindestens eine Corona-Impfung erhalten haben. Zum Impfplan gehöre auch, dass bis Ende Juli 50 Prozent der Bevölkerung bereits die Zweitimpfung erhalten haben sollten. Bis Ende September sollten dann 85 Prozent der über 18-Jährigen einen vollständigen Impfschutz haben.

Söder betonte, dass es im Sommer keine "Impfflaute" geben dürfe. Ärzte berichteten vermehrt davon, dass die Impfbereitschaft etwas abnehme. Der eine oder andere wolle in den Urlaub fahren, immer wieder würden Termine abgesagt. "Wir spüren bei dem einen oder anderen eine Müdigkeit", sagte er. Es gelte aber weiterhin: Die Pandemie sei noch nicht vorbei, gerade die Delta-Variante werde für Ungeimpfte in den kommenden Wochen und Monaten eine große Herausforderung bleiben.

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