Angst vor dem Coronavirus: So reagiert Erlangen

28.1.2020, 20:00 Uhr
Angst vor dem Coronavirus: So reagiert Erlangen

© Pu Xiaoxu/dpa

Haben Unternehmen, die enge Geschäftsbeziehungen mit China pflegen, die Situation rund um das Coronavirus bislang beobachtet, kommt durch den ersten bestätigten Krankheitsfall, der am späten Montagabend in Starnberg bekannt wurde, nun mehr und mehr Bewegung in die Unternehmen. "Die Telefone", hieß es gestern unter anderem bei der Siemens AG, "laufen heiß – aber vor allem durch interne Anfragen", so Bernhard Lott, Sprecher von Siemens in Bayern.

Über ganz Erlangen verteilt ist nahezu das gesamte Abteilungsspektrum des Konzerns, von der Mobility-Sparte über die Digital Industries mit samt eines Werkes bis zu "Gas and Power". Daher ist die Aufmerksamkeit dementsprechend erhöht, so Lott: Im Intranet, dem internen Informationsdienst, wurden bereits Handlungsempfehlungen ausgesprochen, um eine Ansteckung zu vermeiden. Eine ausdrückliches Reiseverbot aber wurde noch nicht ausgesprochen: "Es gibt aber die klare Empfehlung, Reisen nach China zu prüfen und sofern nicht unbedingt notwendig, nach Möglichkeit erst einmal auszusetzen", sagt Lott.

Ähnlich verfahren die Healthineers. Die mittlerweile eigenständige Medizinsparte hat nach Bekanntwerden der bestätigten Coronavirus-Infektion in Starnberg gestern ein Team zusammengestellt, um seine Mitarbeiter bestmöglich zu informieren und zu schützen. "Aufgabe ist es auch, kontinuierlich die Situation neu zu bewerten", sagt Stefan Schmidt, Sprecher der Healthineers. Auch hier wurde empfohlen, anstehende Reisen nach China wenn möglich erst einmal auszusetzen. Konkrete Maßnahmen, die Kollegen, die in diesen Tagen von Chinareisen zurück kehren, zu befolgen haben, gibt es aber (noch) keine.

Hilfe vor Ort in Wuhan

Sehr wohl aber beobachtet das Unternehmen die Situation genau und hilft auch vor Ort in Wuhan, wo 100 Mitarbeiter beschäftigt sind, tatkräftig: "Wir konnten die Behörden auch schon unterstützen, in dem wir medizinisches Gerät sehr schnell zur Verfügung gestellt haben", so Schmidt. Ob weitere Maßnahmen in Erlangen oder Wuhan notwendig werden, wird die Situation zeigen.

Abgesagt wurde auch die Chinese New Year Feier der Taiwanesischen Frauengruppe, die für Sonntag geplant war. Grund sei laut Veranstalter "die Verbreitung des Coronavirus".

Die Angst vor dem Coronavirus ist für manche auch in Erlangen ein gutes Geschäft: 30 bis 40 Exemplare Mundschutz mit der Dichtigkeit für Viren verkauft Thomas Wagner, Inhaber der Meiwald-, der Schloss- und der Kolibriapotheke sowie der Apotheke am Ulmenweg, derzeit täglich, sagt er. "Die Kunden fragen weniger nach dem Virus, sondern direkt nach dem Mundschutz. Ich habe das Gefühl, die Bevölkerung ist sehr gut informiert", sagt Wagner.

Dabei ist die Nachfrage nach dem Mundschutz mit der Filterklasse FFP2, die gemeinhin gegen Viren schützen soll, derzeit so groß, dass es sogar zu Lieferproblemen kommt: Ein, zwei Tage Wartezeit haben die Apotheken derzeit, so Wagner. "Wichtig ist, dass eine Maske aber nicht reicht. Nach acht Stunden spätestens muss man sie ersetzen, weil die Durchlässigkeit zunimmt. Auch wer sie einmal zwischendurch abnimmt, kann sich nicht mehr auf den vollen Schutz verlassen."

Anfragen nach Schutzmöglichkeiten gab es vermehrt durch die Spielzeugmesse in Nürnberg mit zahlreichen asiatischen Gästen, aber auch von Erlangern, die eine Asienreise planen.

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