Für die Umwelt: Erlangen will schneller raus aus der Kohle

29.1.2020, 16:23 Uhr
Für die Umwelt: Erlangen will schneller raus aus der Kohle

Dass der Kohlekessel vom Netz genommen wird, verkündete der frühere Stadtwerke-Vorstand Wolfgang Geus bereits im November 2017. Seinerzeit hatte man das Frühjahr 2021 für den Ausstieg fest im Blick, die Redaktion hatte das Kohlekraftwerk daraufhin auch besucht. Nach jener Heizperiode sollte schließlich keine Kohle mehr verbrannt werden. Diese umweltfreundliche Entscheidung wurde von den Stadtoberen damals freudig aufgenommen. Jetzt soll das Kohlefeuer sogar noch in diesem Frühjahr bis Ende April endgültig erlischen. Das bestätigte Stadtwerke-Vorstand Frank Oneseit.

Die im Erlanger Heizkraftwerk eingesetzten Brennstoffe — etwa zwei Drittel Erdgas und ein Drittel Kohle — werden zur Erzeugung von Strom verbrannt. Die entstandene Abwärme wird in einem zweiten Kreislauf zur Erzeugung von Heizwärme genutzt. Der Kohleblock läuft dabei von Oktober bis April, davon in den kühleren Monaten November bis März mit voller Kraft. Rund 40 000 Tonnen Steinkohle gehen jährlich durch den Schlot. Damit ist es bald vorbei. Somit bleibt der Umwelt fortan ein Ausstoß von jährlich 38 000 Tonnen Kohlendioxid erspart.

Stichtag im Blick: 19. Juni 2022

Das Heizkraftwerk, das Wohnungen und Arbeitsstätten mit Wärme versorgt, wird auf Erdgas umgestellt. Diese Umstellung hat allerdings nichts mit dem Thema "Klimanotstand" zu tun, sondern vielmehr mit dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz des Bundes, so Frank Oneseit. Das ist verbunden mit Fördergeldern, die man gerne "mitnehmen" möchte, gleichzeitig auch mit einem Stichtag, der unbedingt einzuhalten ist. Für die Stadtwerke ist das der 19. Juni 2022. Das ist der spätest mögliche Termin für die Inbetriebnahme des neuen Gaskessels, so Oneseit.

Dadurch entsteht ein gewisser Druck. Von jenem Stichtag alle nötigen Planungsschritte und Umbauarbeiten "zurückgerechnet" und zudem nicht in eine zeitliche Bredouille zu kommen, entschloss man sich bei den Stadtwerken, noch in diesem Frühjahr aus der Kohle auszusteigen. Der Kohleblock wird demontiert und bis Mitte 2022 durch einen Gaskessel ersetzt. Kosten von rund 15 Millionen Euro sind dafür angesetzt – "wir gehen davon aus, dass das reicht", so Oneseit. 


Grüne: Kohleausstieg geht nur mit "Gaswende"


Mögliche Versorgungslücken während des Umbaus sind nicht zu befürchten. Denn das Ganze könne durch Spitzenlastkessel und andere Blockheizkraftwerke ausgeglichen werden, ist Ohneseit sicher.

Gegen den Klimawandel vor Ort vorgehen

"Die Erlanger Stadtwerke bemühen sich intensiv darum, den Anteil von umweltfreundlich erzeugtem Strom in ihrem Angebot zu steigern. Diese Strategie wird von der Stadt als 'Mutter' der Stadtwerke unterstützt und gestärkt", heißt es in einer Stellungnahme von Oberbürgermeister Florian Janik. Zudem gehöre der Kohleausstieg auch "zu den allgemeinen Bemühungen der Stadt Erlangen und ihrer Töchter, gegen den Klimawandel auch vor Ort vorzugehen. Dass der Termin vorgezogen kann, hängt aber nicht unmittelbar mit der Ausrufung des Klimanotstands zusammen".

Das Erlanger Kraftwerk, Baujahr 1982, ist eines von derzeit noch fünf Kohlekraftwerken im Freistaat. Aber nur in der Hugenottenstadt hat man sich wohl frühzeitig mit dem Thema "Kohleausstieg" befasst. Dazu lag unter anderem bereits 2015 eine entsprechende Studie auf dem Tisch. Und 2016 fiel schließlich die Entscheidung der Stadtwerke gegen einen neuen Kohlekessel.

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