Pferde nach einem Jahr blind und schlachtreif

Wie in Franken in großem Stil Steinkohle abgebaut wurde

31.1.2019, 05:41 Uhr
Nirgendwo in Bayern wurde so viel Steinkohle abgebaut wie in Stockheim im Landkreis Kronach. Zeitweise gab es dort bis zu 30 Gruben mit insgesamt 1000 Bergleuten. Begonnen hat der Abbau im Jahr 1756, im Ortsteil Reitsch wurde die erste Steinkohle sogar schon im Jahr 1582 aus dem Boden geholt.
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Nirgendwo in Bayern wurde so viel Steinkohle abgebaut wie in Stockheim im Landkreis Kronach. Zeitweise gab es dort bis zu 30 Gruben mit insgesamt 1000 Bergleuten. Begonnen hat der Abbau im Jahr 1756, im Ortsteil Reitsch wurde die erste Steinkohle sogar schon im Jahr 1582 aus dem Boden geholt. © Förderverein Bergbaugeschichte Stockheim/Neuhaus

Vergleichsweise komfortabel konnte die Kohle nur an der Erdoberfläche transportiert werden,...
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Vergleichsweise komfortabel konnte die Kohle nur an der Erdoberfläche transportiert werden,... © Förderverein Bergbaugeschichte Stockheim/Neuhaus

...unter Tage mussten die Bergleute die Kohlekarren bewegen, die gefüllt etwa 14 Zentner schwer waren. In den 1930er Jahren wurden dafür noch Pferde eingesetzt. Sie waren ein Jahr in der Tiefe im Einsatz. Dann waren sie blind und mussten geschlachtet werden.
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...unter Tage mussten die Bergleute die Kohlekarren bewegen, die gefüllt etwa 14 Zentner schwer waren. In den 1930er Jahren wurden dafür noch Pferde eingesetzt. Sie waren ein Jahr in der Tiefe im Einsatz. Dann waren sie blind und mussten geschlachtet werden. © Förderverein Bergbaugeschichte Stockheim/Neuhaus

Bei der schweißtreibenden Plackerei bei bis zu 40 Grad und in bis zu 320 Metern Tiefe hatten sich die Bergleute jede Pause hart verdient.
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Bei der schweißtreibenden Plackerei bei bis zu 40 Grad und in bis zu 320 Metern Tiefe hatten sich die Bergleute jede Pause hart verdient. © Förderverein Bergbaugeschichte Stockheim/Neuhaus

Insgesamt wurden aus den mit Holzbalken gestützten Schächten von Stockheim etwa sechs Millionen Tonnen Steinkohle geholt. Höhepunkt der Förderung war im Jahr 1951, als 483 Bergleute fast 90.000 Tonnen Steinkohle förderten.
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Insgesamt wurden aus den mit Holzbalken gestützten Schächten von Stockheim etwa sechs Millionen Tonnen Steinkohle geholt. Höhepunkt der Förderung war im Jahr 1951, als 483 Bergleute fast 90.000 Tonnen Steinkohle förderten. © Förderverein Bergbaugeschichte Stockheim/Neuhaus

1911 machte der bayerische Staat, der seit Anfang des Jahrhunderts Eigentümer aller Zechen in Stockheim war, alle Gruben dicht. 1912 übernahmen Industrielle die größte Grube St. Katharina, in der dann noch bis 1968 gefördert wurde.
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1911 machte der bayerische Staat, der seit Anfang des Jahrhunderts Eigentümer aller Zechen in Stockheim war, alle Gruben dicht. 1912 übernahmen Industrielle die größte Grube St. Katharina, in der dann noch bis 1968 gefördert wurde. © Förderverein Bergbaugeschichte Stockheim/Neuhaus

Die Geschichte der Zeche ist reich an Unglücken: Am 28. März 1955 tat sich während des Trainings der Fußballer plötzlich ein sechs Meter langes, drei Meter breites und 135 Meter tiefes Loch auf dem Platz des 1. FC Stockheim auf. Ein gewaltiger unterirdischer Erdrutsch kostete in der Tiefe zwei Bergleute das Leben. Ihre Leichen konnten erst 60 Tage später geborgen werden.
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Die Geschichte der Zeche ist reich an Unglücken: Am 28. März 1955 tat sich während des Trainings der Fußballer plötzlich ein sechs Meter langes, drei Meter breites und 135 Meter tiefes Loch auf dem Platz des 1. FC Stockheim auf. Ein gewaltiger unterirdischer Erdrutsch kostete in der Tiefe zwei Bergleute das Leben. Ihre Leichen konnten erst 60 Tage später geborgen werden. © Förderverein Bergbaugeschichte Stockheim/Neuhaus

Ein echtes Osterwunder erlebte Stockheim dagegen im Jahr 1879. An Gründonnerstag wurden zwölf Bergleute nach gewaltigen Wetterschlägen unter Tage eingeschlossen - mit nur zwei Lampen und einem einzigen Stückchen Brot. Vier Tage später, am Ostermontag, konnten sie trotzdem alle lebend geborgen werden. Weniger Glück hatten 14 Männer am 4. September 1872. Beim größten Unglück in der Stockheimer Bergwerksgeschichte starben sie bei einem Grubenbrand in der Tiefe.
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Ein echtes Osterwunder erlebte Stockheim dagegen im Jahr 1879. An Gründonnerstag wurden zwölf Bergleute nach gewaltigen Wetterschlägen unter Tage eingeschlossen - mit nur zwei Lampen und einem einzigen Stückchen Brot. Vier Tage später, am Ostermontag, konnten sie trotzdem alle lebend geborgen werden. Weniger Glück hatten 14 Männer am 4. September 1872. Beim größten Unglück in der Stockheimer Bergwerksgeschichte starben sie bei einem Grubenbrand in der Tiefe. © Förderverein Bergbaugeschichte Stockheim/Neuhaus

So hart die Arbeit auch war, die Kumpel schwärmten von der beispiellosen Kameradschaft unter Tage. Hier pausieren sie für eine Prise Schnupftabak.
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So hart die Arbeit auch war, die Kumpel schwärmten von der beispiellosen Kameradschaft unter Tage. Hier pausieren sie für eine Prise Schnupftabak. © Förderverein Bergbaugeschichte Stockheim/Neuhaus

Fast einen Kilometer mussten die Bergleute in der Tiefe vom Förderschacht aus noch laufen, bevor sie zu ihrem eigentlichen Einsatzort kamen.
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Fast einen Kilometer mussten die Bergleute in der Tiefe vom Förderschacht aus noch laufen, bevor sie zu ihrem eigentlichen Einsatzort kamen. © Förderverein Bergbaugeschichte Stockheim/Neuhaus

Gefunden wurde die erste Steinkohle in Stockheim der Legende nach durch den Hund des Oberförsters, der in einen Dachsbau gekrochen war und mit schwarzer Schnauze zurückkam. Dadurch wusste man von dem Rohstoff unter Tage, der fortan gefördert wurde.
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Gefunden wurde die erste Steinkohle in Stockheim der Legende nach durch den Hund des Oberförsters, der in einen Dachsbau gekrochen war und mit schwarzer Schnauze zurückkam. Dadurch wusste man von dem Rohstoff unter Tage, der fortan gefördert wurde. © Förderverein Bergbaugeschichte Stockheim/Neuhaus

An der Technik, mit der die Bergleute die Steinkohle aus dem Untergrund brachen, veränderte sich im Lauf der Jahrzehnte und Jahrhunderte nur wenig. Immerhin gab es im 20. Jahrhundert schon mit Strom betriebene Geräte, große Maschinen oder Fräsen konnten in Stockheim dagegen nicht eingesetzt werden.
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An der Technik, mit der die Bergleute die Steinkohle aus dem Untergrund brachen, veränderte sich im Lauf der Jahrzehnte und Jahrhunderte nur wenig. Immerhin gab es im 20. Jahrhundert schon mit Strom betriebene Geräte, große Maschinen oder Fräsen konnten in Stockheim dagegen nicht eingesetzt werden. © Förderverein Bergbaugeschichte Stockheim/Neuhaus

Schweißtreibende 40 Grad konnte es unter Tage haben, so dass viele Bergleute halbnackt arbeiteten.
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Schweißtreibende 40 Grad konnte es unter Tage haben, so dass viele Bergleute halbnackt arbeiteten. © Förderverein Bergbaugeschichte Stockheim/Neuhaus

Am 31. März 1968 wurde die letzte Fuhre Stockheimer Steinkohle nach oben geholt, dann war endgültig Schicht im Schacht. Viele Bergleute kamen bei einer neu angesiedelten Tankbaufirma unter. Manch ein Einheimischer war auch ganz froh über das Aus: Endlich waren Straßen und Häuser nicht mehr dreckig und dunkelgrau, endlich konnte man die Wäsche wieder in den Garten hängen.
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Am 31. März 1968 wurde die letzte Fuhre Stockheimer Steinkohle nach oben geholt, dann war endgültig Schicht im Schacht. Viele Bergleute kamen bei einer neu angesiedelten Tankbaufirma unter. Manch ein Einheimischer war auch ganz froh über das Aus: Endlich waren Straßen und Häuser nicht mehr dreckig und dunkelgrau, endlich konnte man die Wäsche wieder in den Garten hängen. © Förderverein Bergbaugeschichte Stockheim/Neuhaus

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