Pooltests gegen Corona: In Erlangen gewachsenes Projekt erhält Millionenförderung

3.3.2021, 14:37 Uhr
Pooltests gegen Corona: In Erlangen gewachsenes Projekt erhält Millionenförderung

© Harald Sippel

Das Warten hat sich gelohnt. Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) hat den Antrag auf finanzielle Förderung der Wicovir-Studie positiv beschieden und wird sie mit etwa 1,3 Millionen Euro fördern. Das Kultusministerium hat die Durchführung der Studie an Schulen genehmigt.

Auf Initiative des Erlanger Unternehmers Thomas Wagner war eine medizinische Studie der Biologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg mit dem Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg entstanden. Die Leitung hat Prof. Dr. Michael Kabesch inne. Der Kinderpneumologe hatte im vergangenen Jahr eine Studie geleitet, in der Regensburger Domspatzen im Alter von zehn bis 21 Jahren 16 Wochen lang regelmäßig getestet wurden – mittels Speichelprobe.

Wo Ist das COrona VIRus

Die aktuelle Studie nennt sich WICOVIR (Wo Ist das COrona VIRus) und soll dazu beitragen, die Schulen via Pooltests sicherer zu machen und gemeinsam mit den Schulen die COVID-19-Pandemie zu bekämpfen. Ziel der Studie ist herauszufinden, ob das Konzept der frühen Umwelttestung in Schulen umsetzbar ist und zur Verringerung des Infektionsgeschehens beitragen kann. Umwelttestung bedeutet, dass bis zu 30 Leute im Pool getestet werden – im Gegensatz zur Individualdiagnostik, mit der immer nur einzelne Personen getestet werden.

Um die Studie möglichst flächendeckend anbieten und finanzieren zu können, wurde der Förderantrag gestellt. Jetzt erfolgte die Zusage. Etwa 36 000 Schüler und Lehrer sollen regelmäßig in Regensburg und Erlangen getestet werden.

Nach dem Aufstehen gurgeln und spucken

So funktioniert das Verfahren: Der Proband nimmt die Gurgelprobe zu Hause morgens direkt nach dem Aufstehen. Er misst zunächst ungefähr fünf bis sechs Milliliter Leitungswasser in einem Zentrifugenröhrchen ab. Der Proband gurgelt mit dem Wasser mindestens 30 Sekunden und spuckt das Wasser dann zurück in das Röhrchen. Der Proband teilt durch Umkippen die Gurgellösung auf zwei Röhrchen auf. In einem Röhrchen sollten dann 1,5 bis zwei Milliliter gegurgeltes Wasser sein, im anderen der Rest (drei bis vier Milliliter).

Beide Proben werden in die Schule mitgenommen. Die erste Probe wird mit maximal 29 weiteren in einen Sammelbehälter gekippt – fertig ist der Pool. Die zweite Probe wird nur auf Anforderung abgegeben, wenn der Pool positiv ist.

Untersucht werden die Pools aus Erlangen und Umgebung von Andreas Burkovski, Professor für Mikrobiologie, in dessen Labor der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Bislang hatten auf Eigeninitiative etwa 20 Schulen aus der Stadt Erlangen und Landkreis Erlangen-Höchstadt mitgemacht.

Bezüglich des Einsatzes von Pooltests an Schulen hatten sich auch der FDP-Abgeordnete Matthias Fischbach und sein grüner Kollege Christian Zwanziger, beide aus Erlangen, an Gesundheitsminister Klaus Holetschek gewandt. In seiner Antwort bezeichnet Holetschek die Wicovir-Studie als Pilotprojekt. "Pilotprojekte dieser Art werden von einem Fachgremium des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) unter Beteiligung anderer Ministerien und Experten betreut", schreibt Holetschek.

LGL übernimmt Koordination

Besagtes Gremium habe Standards für eine Förderung von Pilotprojekten entwickelt, die auf hohe Projektqualität, Sicherheit für die beteiligten Projektteilnehmer und die wünschenswert hohen Erfolgsaussichten zielten. Und, eine wichtige Aussage für ein Projekt, das bislang nur privat lief: "Das LGL übernimmt zudem die gesamte Koordination und Administration der Pilotprojekte einschließlich der vergäbe-, vertragsrechtlichen und finanziellen Abwicklung und berichtet meinem Haus über den Fortgang der Projekte. Ziel ist es, Kernprojekte zu schaffen, die im folgenden Schritt auf ganz Bayern ausgerollt werden sollen."

Durch die Wicovir-Studie solle ein umfassendes Testkonzept etabliert werden, um Infektionen an Schulen zu verhindern und Ausbrüche zu vermeiden. Zweimal pro Woche werde bei allen auf freiwilliger Basis teilnehmenden Schülern einer Klasse und den Lehrkräften ein Gurgel-PCR-Test durchgeführt. Rund 72 000 Tests wöchentlich sind geplant. Der Gesundheitsminister ist zuversichtlich: "Ich hoffe, dass das Pilotprojekt ein Erfolg wird und wir die innovativen Testmethoden bald breit ausrollen können."

 

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