Siemens Energy baut in Erlangen fast 700 Jobs ab

4.2.2021, 09:30 Uhr
Siemens Energy baut in Erlangen fast 700 Jobs ab

© Klaus-Dieter Schreiter

Wie Bäreis weiter berichtet, ist unter anderem die Kraftwerkssparte betroffen sowie diverse Stabsfunktionen im Bereich Support. Der Abbau solle dabei "so schnell als möglich" erfolgen. Betriebsbedingte Kündigungen will das Unternehmen allerdings vermeiden. Erst vor wenigen Tagen hatte Siemens Energy mit den Arbeitnehmervertretern eine entsprechende Vereinbarung zum Umbau des Unternehmens geschlossen, die unter anderem vorsieht, möglichst ohne Kündigungen auszukommen.

Insgesamt, so Bäreis, sei man "tief betroffen" von der Entscheidung der Unternehmensleitung. "Das Umstrukturierungen nach dem Kohleausstieg und der sinkenden Nachfrage zum Beispiel bei Gasturbinen notwendig waren, war allen klar." Dass der Standort Erlangen aber in dieser Weise vom Stellenabbau betroffen ist, "war hingegen überhaupt nicht abzusehen." Kein Wunder also, dass die Stimmung bei der Belegschaft im Keller ist. Viele Kollegen, mit denen Bäreis gesprochen hat, sind sauer und enttäuscht.

"Für die Erlanger Beschäftigten ist diese Nachricht ein Schock, sind sie letztes Jahr doch den Weg der Ausgliederung mitgegangen und haben den Betrieb sogar aus dem Homeoffice am Laufen gehalten", sagt Renata Stublic, 2. Bevollmächtigte der IG Metall Erlangen. "Wir fordern, dass Siemens Energy die Kolleginnen und Kollegen auf künftig benötigte Arbeitsplätze qualifiziert, anstatt diese einfach wegzustreichen." 

Und fügt hinzu: "Als IG Metall Erlangen werden wir unsere Mitglieder bei Siemens Energy im gesamten Prozess intensiv begleiten. Bei dem angekündigten Stellenabbau wird es nun in Erlangen und allen anderen Standorten darum gehen, die vom Vorstand angedachten Maßnahmen zu überprüfen. Reines Kostendrücken ohne realen betrieblichen Nutzen darf es aus Sicht der IG Metall nicht geben."

Sozialverträgliche Maßnahmen

Betriebsratsvorsitzender Manfred Bäreis hofft darüber hinaus, dass Arbeitsplätze in aktuell profitablere Bereiche verschoben werden können. Weitere Maßnahmen wären sozialverträgliche Aufhebungsverträge oder Altersteilzeitregelungen. "Betriebsbedingte Kündigungen gilt es in jedem Fall zu vermeiden."

Siemens Energy will weltweit 7800 Stellen abbauen – 3000 davon in Deutschland, wie Siemens Energy am Dienstag bei der Vorlage der Ergebnisse für das erste Geschäftsquartal erklärte. Vom Abbau betroffen sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch die Standorte Erlangen und Nürnberg.

Unter dem Strich könnte bis Herbst 2025 jeder zwölfte Job in dem vergangenes Jahr von Siemens an die Börse gebrachten Unternehmen wegfallen. Dabei fielen die Zahlen für das vergangene Quartal vergleichsweise gut aus: Von Oktober bis Dezember verdiente das Unternehmen unter dem Strich 99 Millionen Euro und kehrte damit in die Gewinnzone zurück. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte Energy noch einen Milliardenverlust gemacht.

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