So geht es dem Erlanger Orthopäden in häuslicher Quarantäne

3.3.2020, 18:59 Uhr

Am vergangenen Dienstag hatte der Orthopäde Bernd Niedermeyer den mit dem Coronavirus infizierten Oberarzt des Erlanger Universitätsklinikums zuletzt gesehen - und schon zwei Tage später war er selbst als Kontaktperson der Kategorie 1 ausgemacht. Die Folge: Seit Donnerstagabend sind der 55-Jährige und seine Frau in häuslicher Quarantäne, dürfen also die Wohnung nicht verlassen und keinen Besuch bekommen.

Mit dem Virus infiziert sei aber weder er noch seine Ehefrau, erzählt Niedermeyer den EN am Telefon. Bisher vorgenommene Tests auf das so genannte Sars-CoV-2-Virus sind bei beiden negativ ausgefallen, betont der Mediziner.

Dennoch müssen die beiden zwei Wochen lang von der Außenwelt isoliert werden. Das sehen die (Präventions-)Vorschriften des Robert-Koch- Instituts vor, was Niedermeyer sehr gut verstehen kann. "Auch wenn wir uns weder angesteckt noch irgendwelche Symptome haben, ist es doch klar, dass wir zuhause bleiben", sagt er, "schließlich haben wir ja auch eine Verantwortung der Gesellschaft gegenüber".


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Dass er in dieser Zeit auch nicht praktizieren kann und seine Praxis bis 14. März schließen muss, ist für ihn auch unumstritten und ganz klar. "Wir haben geschlossen, weil wir nicht da sind, aber nicht, weil wir krank sind", betont er. Zu keinem Zeitpunkt habe auch nur die geringste Gefahr für Personal oder Patienten bestanden: "Da wir selbst nichts haben, können wir auch niemanden angesteckt haben."

Der Orthopäde möchte damit auch nichts herunterspielen, warnt jedoch vor einer, wie er sagt, all zu großen Hysterie.

Die 14 Tage, die seine Frau und er im "Zwangsurlaub" verbringen, wie Niedermeyer die häusliche Quarantäne nennt, nutzen sie für Verwaltungstätigkeiten. "Das ist wohl das, was für andere Home Office ist", sagt der Orthopäde. Was sie brauchen, wird ihnen vor die Tür gestellt. "Das ist natürlich alles anders als geplant", sagt er, "aber wir werden die Zeit schon herumbekommen."


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Zwischendurch stehen die beiden auch immer wieder in Kontakt mit dem Gesundheitsamt, auch das sehen die Verhaltensregeln im Fall eines Falles vor. Zu dem Hautarzt selbst hat Niedermeyer derzeit keinen Kontakt. "Wir waren auf jeden Fall sehr überrascht, als wir von seiner Erkrankung gehört haben, schließlich war er in München und nicht in China oder der Lombardei."

Der 61-jährige Dermatologe hatte sich auf einem Ärztekongress bei einem italienischen Kollegen angesteckt. Seit Donnerstag wird der Mediziner auf einer Isolierstation im Universitätsklinikum stationär behandelt.