Politik aus dem Landkreis

Markus Wanger will für die Piratenpartei das Direktmandat

21.9.2021, 05:51 Uhr
Markus Wanger will das Direktmandat. 

© Wolfgang Dressler, NN Markus Wanger will das Direktmandat. 

Wanger weiß, dass seine Erfolgsaussichten gering sind. Nichtsdestotrotz – oder vielleicht gerade wegen seiner geringen Chancen – stellt er fest: "Meine Kandidatur ist ernst gemeint." Er legt großen Wert darauf, dass über Themen, die ihm persönlich und den Piraten am Herzen liegen, öffentlich gesprochen wird. Außerdem sollten die Menschen am 26. September die Wahl und eine Auswahl haben, da dürfe es nicht nur die Namen der wenigen "Großen" auf dem Stimmzettel geben.

Dass er einmal einen Sitz im deutschen Parlament anstreben würde, hätte sich der gebürtige Großlellenfelder, von Beruf Schreiner, noch vor zehn Jahren nicht träumen lassen. Klar war aber, dass er schon als Jugendlicher stark an Politik und gesellschaftlichen Entwicklungen interessiert war.


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Schon früh griff er regelmäßig zum Wochenmagazin "Der Spiegel". Seine Position war von sozialliberalem Gedankengut geprägt, aber da war vieles noch im Fluss. Wanger war aber schon damals strikt gegen "NS-Tendenz" eingestellt; nationalistischem, populistischem Gedankengut wollte er konsequent entgegentreten.

Das Image begeistert ihn noch heute

Das ist bis heute so geblieben. Seine politische Heimat fand er 2013 bei den Piraten, die Partei gefiel ihm auf Anhieb. Er nennt die flachen Hierarchien, den unkomplizierten Umgang miteinander und die Tatsache, dass die Person und die Meinung jedes Mitglieds geachtet werden, als Trümpfe. Das Image der "Mitmachpartei" habe ihm damals imponiert und tue es noch heute, und das wolle er pflegen.


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Die Piraten hatten da ihren ersten Höhenflug schon hinter sich und waren klar auf dem absteigenden Ast. Sie hatten größte Erwartungen geweckt, das konnten sie gar nicht alles erfüllen, es kam zu Enttäuschungen und internem Streit.

All das sei Vergangenheit, die Phase des "Gesundschrumpfens" sei vorbei, man habe gefestigte Strukturen. Dass es so kam, lag auch an Wanger selbst. Zwei Jahre amtierte er als stellvertretender Kreisvorsitzender im Raum Ansbach/Weißenburg-Gunzenhausen. Vom damaligen Vorsitzenden Andreas Schreiner aus Ellingen konnte er viel lernen. Als dieser amtsmüde wurde, rückte Wanger ganz nach vorn (2017).

Bereits ein Jahr darauf kandidierte er für den Landtag und machte viele "tolle Erfahrungen". Es war für ihn wertvoll, gleichberechtigt mit den Vertretern der etablierten Parteien seine Positionen vertreten zu können. Die analoge Welt erschien in Ordnung, dafür erntete der Pirat damals massiven Gegenwind im Internet. "Das war schlimmer als jetzt", erzählt er. Vor anderthalb Jahren dann die Kommunalwahl. Wanger peilte (vergeblich) einen Stadtratssitz an. Er bedauert, dass seine Partei ganz knapp einen Sitz im Kreistag verpasste.

Ob der 26. September Erfolgserlebnisse mit sich bringen wird?

Da ist der Pirat zurückhaltend angesichts der Fünf-Prozent-Hürde. Doch die Piraten wollten zeigen, dass es sie noch gibt, sie wollten Zugewinne schaffen im Vergleich zu früheren Urnengängen, und sie wollten junge Leute für sich gewinnen. Nicht zuletzt solle die Teilnahme an der Bundestagswahl auch die Parteifinanzen stärken.

Inhaltlich rückt der Kandidat Transparenz und mehr Bürgerbeteiligung an die erste Stelle seiner Schwerpunkte. Nur auf dieser Basis lasse sich eine gute und vertrauenswürdige Politik machen. Die Leute müssten politische Fragen und Entscheidungsfindungen durchschauen können.

Beim Thema Center Parcs zum Beispiel sei Intransparenz im Spiel gewesen, konkret: die Rolle des damaligen Landrats bei den ersten Sondierungen. Umweltschutz steht bei den Piraten ebenfalls hoch im Kurs, folgerichtig war Wanger gegen den geplanten Freizeitpark. Beim Kampf gegen das Projekt seien viele tolle Ideen geäußert worden, und viele Menschen hätten ihre enge Verbundenheit mit der Heimat unter Beweis gestellt. Wanger sieht die Chance, dass auf einem Teil des Geländes die Geschichte der Muna und ihr heutiger ökologischer Wert der Allgemeinheit dargestellt werden können.

Ein striktes Nein sagt der Bewerber zum Thema Lobbyismus. Hier müsse Offenheit einziehen und die Einflussnahme durch Parteispenden ein Ende finden. Und im digitalen Zeitalter müsse die Privatsphäre mehr denn je geschützt werden. Uploadfilter oder Gesichtserkennung sind No-Gos für die Piraten.

Das sind die konkreten Forderungen

Zu ihren konkreten Forderungen gehört ein kostenloser ÖPNV, ein zeitgemäßer Internetanschluss für alle Bürger, eine Bildung, die dem gewaltigen Wandel durch die Digitalisierung gerecht wird. Und nicht zuletzt müsse man auch über ein bedingungsloses Grundeinkommen nachdenken.

Privat hat Markus Wanger in Streudorf Anker geworfen. Dort wohnt er mit Frau und zwei Kindern. Beruflich hat er schon einige Stationen hinter sich. Da war die Schreinerausbildung bei Schüller in Herrieden, die Zeit beim Fensterbauer Hapa, ebenfalls in Herrieden, die BOS in Ansbach. Schließlich kam er zu Schwarzkopf in Wassertrüdingen.

Dort arbeitete er sehr gern. Als aber Teile der Produktion und der Belegschaft wegfallen sollten, bekam er den Tipp, bei der Kiessling GmbH in Georgensgmünd vorstellig zu werden. Dort war er als Chemiearbeiter tätig und wird dorthin auch zurückkehren, wenn die jetzige Fortbildung an der Hochschule in Weißenburg abgeschlossen sein wird. Wanger lacht: "In Weißenburg bin ich bei den Alten. Da merke ich dann im Gespräch mit den Jungen, dass mein Zeitmanagement stimmt."

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