Darum sind die städtischen Sporthallen in Nürnberg noch zu

23.6.2020, 05:29 Uhr
Ob Basketball, Volleyball oder Turnen - viele Vereinssportarten finden in Nürnberg in städtischen Sporthallen statt. Auch wenn Indoor-Sport bereits wieder erlaubt ist, müssen sich die Mannschaften voraussichtlich noch gedulden. 

© Uwe Mühling Ob Basketball, Volleyball oder Turnen - viele Vereinssportarten finden in Nürnberg in städtischen Sporthallen statt. Auch wenn Indoor-Sport bereits wieder erlaubt ist, müssen sich die Mannschaften voraussichtlich noch gedulden. 

Bewegung hat vielen Menschen durch die Zeit der strengen Corona-Beschränkungen geholfen: Spazieren, joggen, Rad fahren. Doch mit den Lockerungen der letzten Wochen sind auch andere Sportarten wieder möglich, wenn auch, wie überall, mit gewissen Einschränkungen. 1,5 Meter Abstand statt Kontaktsport, Hygienemaßnahmen, regelmäßiges Lüften, zuhause umziehen und duschen - das alles sind Maßnahmen, die derzeit im Sport gelten.

Um Sportstätten überhaupt wieder öffnen zu dürfen, müssen Betreiber laut "Rahmenhygienekonzept Sport" des bayerischen Innenministeriums ein eigenes Hygienekonzept für ihre jeweilige Räumlichkeit vorlegen. Das stellt einige vor Herausforderungen - vor allem, wenn sie viele verschiedene Hallen verwalten. So zum Beispiel den SportService der Stadt Nürnberg, die Betreiberin von 112 Schulturnhallen im Stadtgebiet ist.

Hygienekonzepte fehlen

Die städtischen Sporthallen sind noch nicht wieder geöffnet, obwohl das theoretisch seit dem 8. Juni wieder erlaubt wäre. Mit den von Ministerpräsident Söder in der vergangenen Woche verkündeten Lockerungen ist am Montag, 22. Juni, sogar die bislang geltende Obergrenze von 20 Personen beim Sport gefallen. Künftig richtet sich die Teilnehmerzahl nach dem vorhandenen Platzangebot, es könnten also noch mehr Menschen zum Sport zurückkehren. Doch Hygienekonzepte für die städtischen Hallen gibt es noch nicht.

Die Situation sei schwierig, beschreibt SportService-Leiter Hans-Jörg Oehmke. Denn die Verantwortung der Betreiber endet nicht damit, ein Hygienekonzept für die jeweilige Halle aufzustellen. Vielmehr ist er laut der Maßgabe des Innenministeriums ebenso dafür verantwortlich, das Personal, also Trainer und Übungsleiter, in den Maßnahmen zu schulen, die Einhaltung des Konzepts vor Ort zu kontrollieren und sogar, im Fall der Fälle "konsequent vom Hausrecht Gebrauch" zu machen.

Bei vier Mitarbeitern, die in Oehmkes Team für die Sportstättenverwaltung zuständig sind, und 250 Nürnberger Vereinen, die geschult werden müssten, liegt es auf der Hand, warum noch nicht wieder in den städtischen Sporthallen geschwitzt werden darf: "Wir haben einfach niemanden, der schulen kann", so Oehmke – von den restlichen Verpflichtungen ganz zu schweigen.

Eine weitere Schwierigkeit: Das Belüftungskonzept, das für Indoor-Sportstätten zwingend Teil der Schutzmaßnahmen sein muss. "Wir verwalten Hallen aus den 50er-, 60er-Jahren ebenso wie moderne Hallen, die natürlich ein Belüftungssystem haben", so Oehmke. Diese technischen Unterschiede, ebenso wie die Größe der Halle und alle anderen räumlichen Gegebenheiten müssen in jedem Einzelfall berücksichtigt werden.

Schwierige Lage für Vereine

"Wir sind gerade dabei, verschiedene Ideen zu durchdenken und überlegen uns eine Zwischenlösung", sagt der SportService-Chef zur aktuellen Situation. Das Training zunächst nur in einzelnen Hallen mit idealen Voraussetzungen zuzulassen, hält der Leiter für problematisch. "Da darf dann der eine Verein in Halle A trainieren, und der andere in Halle B hat Pech gehabt? Das wäre schwierig zu erklären."

Doch in genau diese Lage kommen dadurch die Sportvereine selbst. Große Vereine wie der Post SV mit rund 18.500 Mitgliedern haben teilweise eigene Sporthallen, teilweise trainieren sie aber eben auch in städtischen Hallen. Das heißt: ein Teil der Mitglieder durfte wieder loslegen, während der Rest noch wartet. Eine heikle Situation für die Vereine.

"Unser Kunde weiß, es ist wieder möglich, in der Halle Sport zu machen. Die Gründe, warum es noch nicht überall wieder geht, interessieren den nicht", sagt Post-SV-Vorsitzender Andreas Neugebauer. "Es brennt uns unter den Nägeln, wieder loszulegen."

Genauso formuliert es auch Robin Filusch, Vorsitzender des ATV 1873 Frankonia. "Es gibt sicher einige Mitglieder oder auch Übungsleiter, die wegen des Infektionsrisikos noch nicht wieder wollen, aber der Großteil will zurück zum Sport", sagt er. Seit Hallensport am 8. Juni in Bayern wieder starten durfte, sind einige ATV-Abteilungen wieder dabei. In einer Art Probelauf haben die Mannschaften ihren Betrieb wieder aufgenommen, immer mit der Möglichkeit, noch einmal nachzubessern, wenn es irgendwo hakt.

"Die Rückmeldungen, die wir bekommen haben, waren sehr positiv. Vor allem haben sich die Teilnehmer wirklich super an die Regeln gehalten", sagt Filusch. Doch auch in seinem Verein schauen viele Sportler noch in die Röhre. Vor allem im Turnbereich ist noch Geduld gefragt, weil ein großer Teil der Trainingseinheiten regulär in der Sporthalle des Pirckheimer Gymnasiums stattfinde. Dort stünden Trainingsgeräte wie Trampoline und Rhönräder, die nicht so einfach anderswohin transportiert werden könnten.

Vereinsvorstände bleiben fair

Wann die Vereine wieder in den städtischen Hallen trainieren können, ist bislang noch unklar. "Wir wollen ja auch, dass unsere Vereine wieder Sport machen können", sagt SportService-Leiter Oehmke. "Aber wir können nicht mit Sicherheit einen Zeitpunkt X sagen, ab dem alles wieder läuft wie immer."

Und so sehr es die Sportler wieder an ihre Geräte zieht, bleiben die Vereinsvorsitzenden - ganz Sportler eben - fair: "Die Situation ist für keinen leicht, wir haben absolut Verständnis dafür, dass das dauert", sagt ATV-Vorsitzender Filusch und auch Neugebauer vom Post SV betont: "Wir mussten selbst Hygienekonzepte für unsere eigenen Hallen erstellen und wissen, wie viel Arbeit das ist." Und trotzdem bleibt der Wunsch klar: "Wir sind froh, über alles was geht – aber wir warten dringlich darauf, dass es noch mehr wird."


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