Machbarkeitsstudie

Fernmeldeturm soll wieder Publikumsmagnet werden

14.9.2021, 15:42 Uhr
Steht seit ein paar Monaten unter Denkmalschutz: der Nürnberger Fernmeldeturm, hier steuern ein Auto- und Radfahrer auf der "Siemensbrücke" in Steinbühl auf ihn zu.

© Michael Matejka, NNZ Steht seit ein paar Monaten unter Denkmalschutz: der Nürnberger Fernmeldeturm, hier steuern ein Auto- und Radfahrer auf der "Siemensbrücke" in Steinbühl auf ihn zu.

Die Aussicht genießen, bei einem Menü, einer Brotzeit oder Kaffee und Kuchen - das war einmal. Doch seit 30 Jahren ist der Nürnberger Fernmeldeturm an der Hohen Marter für die Öffentlichkeit kaum mehr zugänglich. Nur bei seltenen Sonderaktionen, wie zuletzt bei der 40-Jahr-Feier vor einem Jahr, hatten Bürger seither die Gelegenheit zur Auffahrt auf die Besucherplattform in rund 200 Metern Höhe.

Das Interesse, so zeigte sich ein ums andere Mal, ist ungebrochen. "Das Nürnberger Ei ist ein Wahrzeichen", stellt denn auch OB Marcus König fest, "der Bedarf an einer regelmäßigen Öffnung ist offenkundig gegeben". Die aber scheitert seit langem an den über die Jahre verschärften Brandschutzvorgaben. Um sie zu erfüllen, sind inzwischen erhebliche Investitionen erforderlich - und die konnte und wollte bisher keiner schultern.

Rund 25 Millionen Euro erforderlich

Jetzt hat die Deutsche Funkturm GmbH in einer Machbarkeitsstudie erstmals den erforderlichen Aufwand erheben und beziffern lassen. Ergebnis: Die Sanierung und Ertüchtigung wird auf 25 bis 26 Millionen Euro veranschlagt. "Der allergrößte Teil davon entfällt auf Sprinkler- und Druckentlüftungsanlagen sowie Aufzüge, die auch bei einem Brand noch eine Evakuierung ermöglichen", erläutert Baureferent Daniel Ulrich. Nur dann könnten und dürften sich bis zu 400 Leute in den Kanzel-Etagen aufhalten. Außerdem müsste die Haustechnik erneuert werden, von der Küche bis zur Heizung. "Das Gebäude selbst aber ist in gutem Zustand."

Die Machbarkeitsstudie nennt allerdings einen noch höheren Betrag, nämlich 34 Millionen Euro. Die Summe erklärt sich dadurch, dass die Verfasser auch noch eine Tiefgarage mit rund 100 Stellplätzen eingerechnet haben, um den Vorgaben für Parkmöglichkeiten zu entsprechen. Die Vertreter der Stadt sehen hier allerdings noch großen Spielraum und gehen davon aus, dass sich Stellflächen im Umfeld des Fernmeldeturm auch günstiger schaffen oder nachweisen lassen.

Die nötigen Investitionen, um das Gebäude selbst wieder öffentlich zugänglich zu machen, sind freilich ohne staatliche Hilfe nicht zu stemmen. Dass der Fernmeldeturm im vergangenen Jahr unter Denkmalschutz gestellt wurde, gilt auch deshalb als entscheidende Weichenstellung - denn erst das eröffnet den Zugang zu Fördertöpfen. "Dazu muss das höchste Gebäude Bayerns auch als nationales Denkmal eingestuft werden, aber das sollte gelingen", meint König.

Dabei liegt die Sanierung und Wiederöffnung solch markanter Bauten im Trend: Als Vorbild für Nürnberg könnten Hamburg und Dresden dienen. In beiden Städten hat der Bund bereits die Hälfte der Reaktivierungskosten übernommen, Hamburg als Stadtstaat machte die andere Hälfte locker, in der Hansestadt waren das 18,5 Millionen Euro. In Sachsen teilten sich Stadt und Land den neben dem Bund fälligen Betrag von dort 13 Millionen Euro.

Nachhaltige Nutzung angestrebt

Ein solches Finanzierungsmodell strebt nun auch Nürnbergs Oberbürgermeister an, der gestern die Fraktionen informierte. Dabei setzt er nicht zuletzt auf Unterstützung der Nürnberger Abgeordneten im Bundestag, natürlich erst in der kommenden Legislaturperiode. "Gerade angesichts der enormen Haushaltsbelastung durch Corona wird das nicht leicht", gibt Sebastian Brehm (CSU) zu bedenken, der auch im Haushaltsausschuss vertreten ist. Aber schließlich gehe es um echte Zukunftsinvestitionen. Denn auch die Funkturm GmbH ist an einer nachhaltigen Nutzung interessiert und will sich auf die Suche nach geeigneten Betreibern machen, sobald die Finanzierung halbwegs gesichert ist. Erst dann soll auch über das Nutzungskonzept im einzelnen verhandelt werden.

Die Stadt will nun die Möglichkeiten in Gesprächen mit Bund und Land ausloten: Berlin müsste 13 Millionen übernehmen, der Freistaat Bayern 6,5 Millionen - ebenso viel die Stadt Nürnberg selbst. "Die Entscheidung darüber muss dann der Stadtrat treffen." Frühestens wohl in ein bis zwei Jahren.

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