Run auf Apotheken

Nachfrage nach digitalem Impfpass ist auch in Nürnberg groß

20.6.2021, 14:08 Uhr
Der digitale Impfnachweis ist enorm gefragt. Nötig sind dafür QR-Codes, die man in vielen Apotheken bekommt. Sie gelten aber auch in Papierform als Impfnachweis.  

© imago images/Christian Ohde, NN Der digitale Impfnachweis ist enorm gefragt. Nötig sind dafür QR-Codes, die man in vielen Apotheken bekommt. Sie gelten aber auch in Papierform als Impfnachweis.  


Den digitalen Impfpass gibt es inzwischen seit einer Woche in vielen Apotheken – und die Nachfrage nach dem Nachweis, den man auf dem Smartphone speichern kann, ist sehr groß. Das bestätigt auch Michelle Löwe, die als Pharmazeutisch-Technische Assistentin in der Mohrenapotheke schon vielen Kunden geholfen hat, das kostenlose Zertifikat auf ihr Handy zu bekommen.
Der Vorgang ist ganz einfach, wie wir selbst testen konnten: Zunächst benötigt die Apotheke den Impfausweis und einen Lichtbildausweis. Der Kunde unterschreibt eine Belehrung, in der er zum einen informiert wird, dass es strafbar ist, sich das Zertifikat durch unrichtige Angaben zu erschleichen und zum anderen zustimmt, dass das Robert-Koch-Institut (RKI) die personenbezogenen Daten weiterverarbeiten darf.

Qual der Wahl

Danach speist Michelle Löwe die Daten auf der RKI-Webseite ein. Anders als zu Beginn vergangener Woche hat sie keine Schwierigkeit mit der Technik, sondern mit der unleserlichen Handschrift des Impfarztes. Nachdem das Impfdatum entziffert ist, kann es weitergehen. Das System erstellt nun zwei Blätter. Auf jedem – pro Impfung eins – findet sich ein QR-Code. Diese Papiere erhält der Kunde. Eigentlich wäre die Arbeit an dieser Stelle für Löwe beendet, aber sie hat ein Herz für Menschen, die sich mit der Installation der App schwertun. „Ja, natürlich zeigen wir dem Kunden das“, sagt sie. Weil es bei den Handys, abhängig vom Betriebssystem, Unterschiede beim Herunterladen gibt, musste sie anfangs genau hinschauen. „Aber inzwischen kenne ich mich aus, egal ob I-Phone oder Android“, ergänzt sie lachend.


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Nun hat man die Qual der Wahl: Möchte man das Zertifikat in die Corona-Warn-App (CWA), den CovPass-App oder in die Luca-App einlesen? Die Entscheidung fällt auf die Cov-Pass-App. Die ist schnell gefunden und binnen Sekunden heruntergeladen. Nun folgt man der Anleitung. Zuerst den Bedingungen zustimmen, Daten überprüfen, Kamera freigeben, den ersten Code davor halten, dann den zweiten. Am Ende erscheint in der App: „Impfschutz vollständig“, dazu ein QR-Code. Dieser Code könnte, überall dort, wo ein Lesegerät (ausgestattet mit der Check-App) dafür vorhanden ist, einfach ausgelesen werden. „Hätten Sie jetzt erst eine Impfung gehabt oder wäre ihre zweite Impfung noch nicht zwei Wochen her, stünde dort ,Impfschutz unvollständig‘“, erklärt Löwe.


Wichtig ist zu wissen, dass man den digitalen Impfpass nur in wohnortnahen Apotheken ausstellen lassen kann. Und: Verliert man die Zettel mit den Codes, kann man sie neu ausstellen lassen. Gleiches gilt für das Handy: Verliert man das Smartphone oder geht es kaputt, kann man die QR-Codes auf einem anderen Gerät erneut einlesen. Man kann den Code auch in verschiedene Apps mehrfach einlesen, einen Kopierschutz gibt es nicht.
Wer es sich doch anders überlegt und die Daten lieber nicht im Handy haben will, kann auch die Zettel mit den beiden QR-Codes mit sich führen, sie sind ebenfalls als Impfnachweis anerkannt. Doch egal, ob auf dem Handy oder auf dem Papier: Streng genommen, müsste man beim Vorzeigen des Smartphones oder des Zettels parallel ein Ausweisdokument daneben halten.

Genesene haben Schwierigkeiten

Schwierigkeiten haben bislang noch die an Covid-19 erkrankten 34 547 Nürnberger (Stand: 18. Juni), die genesen sind. Sie erhalten nach der Genesung nur eine Impfung und sind dann zweifach Geimpften eigentlich gleichgestellt. Doch erst Ende Juni kann man in der App hinterlegen lassen, dass man genesen und damit vollständig geschützt ist.
Während sich so manch einer der Apotheker, die den Unmut einzelner Kunden darüber auch ab und zu abbekommen, fragt, wie das Bundesgesundheitsministerium das vergessen konnte, erklärt dieses: Der Grund sei gewesen, dass innerhalb Europas mit Genesenen nicht einheitlich verfahren werde. Während sie in Deutschland momentan für nur eine Impfung vorgesehen seien, erhielten sie in manchen anderen europäischen Ländern zwei Impfdosen.


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Immerhin läuft inzwischen die Technik einigermaßen stabil. Anfang letzter Woche brach die Datenbank immer wieder zusammen. Damit musste sich auch Christina Lentz in der City Apotheke herumschlagen. „Am Montag fiel es immer mal wieder aus, am Dienstag ging sieben Stunden lang gar nichts mehr. Aber inzwischen funktioniert es fast immer“, sagt sie. Auch sie bestätigt die rege Nachfrage, alle zehn Minuten möchte ein Kunde, übrigens aus allen Altersklassen, das Zertifikat haben. Gerade erst hatte sie einer Frau geholfen, die App startklar zu bekommen, da wartet schon die nächste.
Manche Kunden seien aber auch gut vorbereitet, hat Alexandra Muszynski, Inhaberin der Apotheke im Arag-Haus festgestellt. Auch ihr rennen die Kunden, die ein Zertifikat möchten, die Türen ein. „Viele Leute haben schon vorher eine der Apps auf ihr Handy geladen, was die Sache natürlich vereinfacht“, sagt sie. Aber den Älteren, die nicht so routiniert seien oder anderen, die an der rein deutschsprachigen Anleitung scheitern, helfe sie natürlich gerne weiter.

Wissenswertes zum digitalen Impfpass:

Zahlen:
Rund 3,7 Millionen Menschen sind bundesweit laut Robert-Koch-Institut an Covid-19 erkrankt oder davon genesen. In Nürnberg waren es 34 547 (Stand: 18. Juni). In Bayern sind bis dato 30,1 Prozent der Einwohner vollständig geimpft, das sind 3 984 221 Personen.


Ansturm
Viele Geimpfte möchten das digitale Corona-Impfzertifikat: Bereits vergangenen Dienstag wurde, nach den Worten von Gesundheitsminister Jens Spahn, bereits die Marke von fünf Millionen Exemplaren bundesweit geknackt.

Vorsicht!
Beim digitalen Impfpass gilt, was auch beim gelben Heftchen gilt: Nicht einfach überall herumzeigen – und nicht über Social Media teilen oder Screenshots verschicken. Der Grund: Der QR-Code lässt sich ohne großen Aufwand auf anderen Telefonen in die Corona-Warn-App oder CovPass-App importieren. Dritte könnten so in den Besitz von gültigen Impfzertifikaten kommen. Der QR-Code, den die App anzeigt, lässt sich, zum Beispiel von Gastwirten, am Flughafen oder im Kino mittels Cov-Pass-Check-App einlesen. Die CovPass-Check-App erkennt man am weißen App-Symbol mit blauem Schild – im Gegensatz zur CovPass-App mit blauem Symbol und weißem Schild. Wird mit der Cov-Pass-Check-App ein Impfzertifikat geprüft, erscheint auf dem Telefon der kontrollierenden Person ein grüner Haken – dazu Name, Nachname und Geburtsdatum der geimpften Person.


Ärzte und Impfzentren
Wer aktuell in den Impfzentren geimpft wird, soll dort das nötige Zertifikat ausgehändigt bekommen. Für die, die bereits in einem Impfzentrum geimpft worden sind, soll es über eine „Schwester-Internetseite von BayIMCO“ einen Zugang zum Zertifikat geben, teilte das bayerische Gesundheitsministerium mit. Hausärzte stellen das Zertifikat bislang in Bayern noch nicht aus.

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