Städtischer Altenheimbetreiber

Neue Häuser: So will das NürnbergStift aus den roten Zahlen kommen

2.8.2021, 19:11 Uhr
Eine Aufnahme aus dem Mai: Michael Pflügner, Zweiter Werkleiter des NüSt (2. von rechts), mit Barbara Sterl, Thorsten Luther (beide NüSt) und Ralf Lindner (Riedel-Bau, mit roter Arbeitskleidung) auf der Baustelle beim Neubau des August-Meier-Hauses. 

© Michael Matejka, ARC Eine Aufnahme aus dem Mai: Michael Pflügner, Zweiter Werkleiter des NüSt (2. von rechts), mit Barbara Sterl, Thorsten Luther (beide NüSt) und Ralf Lindner (Riedel-Bau, mit roter Arbeitskleidung) auf der Baustelle beim Neubau des August-Meier-Hauses. 

Auch für das Jahr 2020 vermeldet der kommunale Altenhilfebetrieb NürnbergStift (NüSt) rote Zahlen: Der Jahresabschluss weist einen Fehlbetrag von 975 546 Euro auf. Das bedeutet einen klaren Fortschritt gegenüber 2019, als das Minus bei 2,34 Millionen Euro gelegen hatte; auf der anderen Seite aber hat das NüSt die Zielvorgabe aus dem Wirtschaftsplan für 2020, die bei einem Fehlbetrag von gut 650 000 Euro lag, verfehlt.
Das habe freilich mit "nicht beeinflussbaren Kosten" zu tun gehabt, erklärte NüSt-Werkleiter Michael Pflügner den Stadträten in dem für die fünf kommunalen Senioren- und Pflegeheime zuständigen Ausschuss. Er erwähnte enorm gestiegene Ausgaben für Pensionsrückstellungen. Zudem habe sich die Corona-Pandemie ausgewirkt, auch wenn Mindererlöse und Mehrausgaben teilweise erstattet worden seien.

Bauliche Probleme

Wenn man diese und andere Sonderfaktoren abziehe, "liegen wir komplett auf Plan", erklärte Pflügner den Stadträten. Der Zweite Werkleiter, der das operative Geschäft im NüSt führt (Sozialreferentin Elisabeth Ries trägt als Erste Werkleiterin die politische Verantwortung), hatte schon in der Vergangenheit oft auf eine Grundproblematik hingewiesen: Durch die bauliche Beschaffenheit der in die Jahre gekommenen Heime leide das NüSt unter einem strukturellen Defizit. "In den positiven Bereich können wir erst kommen, wenn wir in unsere neuen Häuser umziehen." Für 2021 rechnet man im Wirtschaftsplan denn auch mit einem Minus von 683 898 Euro.


In Sachen Neubauten kommt das NüSt indes voran. An der Regensburger Straße entsteht bis Ende 2022 das neue August-Meier-Haus, auch die Pläne für das künftige Heim in St. Johannis, das 2025 den Betrieb aufnehmen soll, stehen. Das Konzept für die Senioren-Wohnanlage Platnersberg stellte das NüSt in der jüngsten Ausschusssitzung vor. Dort will der städtische Eigenbetrieb die Hospizarbeit in Nürnberg stärken und plant daher eine stationäre Einheit mit zehn Plätzen, in denen Schwerstkranke sowie Sterbende von speziell ausgebildeten Fachkräften betreut werden. Es soll ein Gästezimmer für Angehörige geben, die aber auch die Möglichkeit haben werden, im Bewohnerzimmer zu übernachten. In Nürnberg gibt es bisher lediglich zwei Hospize mit knapp 20 Plätzen, es herrscht Bedarf.

Privatsphäre und Gemeinschaft

Zudem sind am Platnersberg vier vollstationäre Wohngruppen mit jeweils zwölf Einzelzimmern und maximal 14 Bewohnern geplant. Durch die Kombination von Einzelzimmern mit Gemeinschaftsräumen, die innerhalb der Wohngruppen geschaffen werden, will man den Bewohnern privaten Rückzug und ein Leben in Gemeinschaft gleichermaßen ermöglichen. Hinzu kommen zwei weitere Wohngruppen, die spezifisch für Demenzkranke gedacht sind.


Möglich werden die Umbauten an dem Standort, die bis 2028 abgeschlossen sein sollen, durch die finanzielle Unterstützung des Ehepaars Krakenberger, das eigens eine Stiftung für das Projekt einrichtete.
Angesichts der demografischen Entwicklung hielte es Pflügner obendrein für sinnvoll, wenn der kommunale Altenhilfebetrieb noch ein zusätzliches Pflegeheim eröffnen würde. Der NüSt-Werkleiter verweist auf eine Untersuchung des Bayerischen Gesundheitsministeriums, wonach bis zum Jahr 2030 immerhin 1090 zusätzliche Pflegeplätze erforderlich sind. Aktuell gibt es 5569 stationäre Pflegeplätze in der Stadt.

Bedarf im Westen

Besonderen Bedarf sieht Pflügner – wie auch die SPD, die in dieser Thematik einen Antrag an die Stadtverwaltung schrieb – in der westlichen Außenstadt. Deswegen schwebt dem NüSt eine Einrichtung in Gebersdorf mit 110 stationären Plätzen und zusätzlichen Kapazitäten für Kurz- und Tagespflege vor. In dem entsprechenden Bericht für die Räte ist zu lesen, dass die wirtschaftliche Vertretbarkeit eines solchen Heims noch geprüft werden müsse.
Pflügner hat hier aber wenig Zweifel: Immerhin drängten internationale Konzerne auf den Pflegemarkt. Das würden sie nicht tun, wenn es nichts zu verdienen gäbe.

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