Neubau an gleicher Stelle?

Neues Stadion für Nürnberg: Der 1. FCN macht Druck auf die Stadt

10.10.2021, 18:56 Uhr
Das Max-Morlock-Stadion aus der Luft: Kommt ein Neubau an gleicher Stelle?

© Oliver Acker Das Max-Morlock-Stadion aus der Luft: Kommt ein Neubau an gleicher Stelle?

Sie wären schlechte Strategen und Visionäre beim 1. FC Nürnberg, wenn sie das Thema Stadion ausgeklammert hätten auf ihrer Mitgliederversammlung. Denn: Die Zeit drängt allmählich. Schon auf der Bilanzpressekonferenz am Freitagnachmittag, 8. Oktober, 2021, ging der Kaufmännische Vorstand etwas länger darauf ein, wie sich der Zweitligist und Hauptnutzer des Max-Morlock-Stadions das in Zukunft ungefähr vorstellt mit seiner Spielstätte.


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Um konkurrenzfähig zu bleiben, um mittel- und langfristig wieder richtig mithalten zu können, muss sich etwas tun. Und um dem eigenen Anspruch gerecht werden zu können, der nach wie vor lautet, „ein etablierter Erstligist zu werden“, wie Niels Rossow bei der Präsentation eines ganzen Portfolios voller Pläne und Träume sagte. „Und dafür brauchen wir das Stadion.“ Und zwar ein neues, besser vermarktbares. Nicht das alte.

Bei der Stadt sieht man das mittlerweile ähnlich, zumal sich die jährlichen Instandhaltungskosten längst im unteren einstelligen Millionenbereich bewegen. Aktuell wird deshalb eine Machbarkeitsstudie entwickelt, die sämtliche Standortfaktoren und Interessen zusammentragen soll. Für den Club führt kein Weg mehr daran vorbei, das altehrwürdige Max-Morlock-Stadion, letztmals anlässlich der WM 2006 umfangreich saniert, aber nicht mehr modern genug für die EM 2024 in Deutschland, an selber Stelle größtenteils neu zu bauen.

Standort soll bleiben

„Am Stadion-Standort wird sich sicher nichts ändern“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Grethlein am Samstag, 9. Oktober 2021, in der virtuellen Mitgliederversammlung, womit ein möglicher Umzug ins Umland wohl schon mal vom Tisch wäre. „Wir alle, Vorstand und Aufsichtsrat, sind davon überzeugt, dass mit dem Stadion was geschehen muss.“ Wenn es nicht gelänge, die Rahmenbedingungen entscheidend zu verbessern, „ein neues, ein erneuertes, ein zukunftsträchtiges Stadion in Nürnberg zu errichten, werden wir es langfristig schwer haben, im sportlichen Wettbewerb mithalten zu können.“

Hieße konkret: Eher zweite als erste Liga, weniger Zuschauer, auch deutlich niedrigere Mieteinnahmen für die Stadt. Die in der Pandemie bereits deutliche Nachlässe gewährt hat. Wie man hört, wäre der Club künftig auch gerne Teilhaber an der neuen Arena, wie auch das eine oder andere bedeutende Unternehmen in der Region.

Die Gespräche über eine mögliche Finanzierung sind offenbar schon sehr weit, strategische Partner bereits gefunden, jetzt spielt der Club den Ball zurück zur Stadt. Und baut sanften Druck auf. Schon im nächsten Jahr hofft Vorstand Niels Rossow, „über weitere große Schritte im Hinblick auf das Stadion berichten können“. Es sei schlichtweg unabdingbar für die wirtschaftlichen Perspektiven des Vereins, „mehr Erlös- und Vermarktungsmöglichkeiten rund um das Stadion zu haben“.

Auch die Stadt ist an einer Lösung interessiert – mit Blick auf die etwa drei Millionen Euro, die sie Jahr für Jahr in die Instandhaltung des Max-Morlock-Stadions stecken muss, solange der Club nicht in der Bundesliga spielt und zumindest eine höhere Miete als zurzeit zahlen muss. Doch so schnell, macht Bürgermeister Christian Vogel klar, wird es mit einem Neu- oder auch nur Umbau nichts werden. Seit etwa einem Jahr laufen unzählige Gespräche zur Vorbereitung einer Machbarkeitsstudie. Diese soll klären, wie es mit dem Stadion, aber auch dem Gelände drumherum weitergehen könnte.

Selbst wenn der Stadtrat noch in diesem Jahr zustimmt und die Studie in Auftrag geben sollte, wird sie laut Vogel eineinhalb Jahre in Anspruch nehmen. Doch auch dann sei keinesfalls gesichert, dass ein Neubau das Ziel sein werde.
„In einem ersten Schritt müssen wir klären, was überhaupt machbar ist für das Stadion und das Umfeld“, sagt Vogel und verweist auf umliegende Parkplätze und die Nähe zur Messe. Auch die Geschichte des Geländes müsse berücksichtigt werden.
Der Bürgermeister vergleicht das Projekt gerne mit dem Volksbad. Auch dort habe es verschiedene Optionen gegeben, teurere und günstigere, ehe ein Modell die Zustimmung erhielt. Wichtig sei es, alle Beteiligten mitzunehmen, auch wenn man nicht allen Ansprüchen gerecht werden könne. Ohne Investoren, im Idealfall regionale, werde es nicht gehen, stellt Vogel klar. Die Fans brauchen also weiter viel Geduld.

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