Mitgliederversammlung beim FCN

Wie finanziert der Club seine Beteiligung am neuen Stadion?

8.10.2021, 15:59 Uhr
Würden ihren Club gerne an einem neuen Stadion beteiligen: die Vorstände Dieter Hecking und Niels Rossow sowie Aufsichtsratschef Thomas Grethlein (von links).

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Würden ihren Club gerne an einem neuen Stadion beteiligen: die Vorstände Dieter Hecking und Niels Rossow sowie Aufsichtsratschef Thomas Grethlein (von links).

Das Thema ist im Oktober 2021 eigentlich gar kein Thema, könnte aber schon im Januar 2022 ein Thema werden. Es geht, stark vereinfacht ausgedrückt, um die Frage, was die Fußballabteilung und ihre Vorstände mit dem Vereinsgrundstück anstellen dürfen und was nicht.

Im Juli 1965 hatte der 1. FC Nürnberg das insgesamt 240.000 Quadratmeter große Gelände vom Freistaat Bayern gekauft. Zu welchem Preis blieb geheim. "Wir erreichten einen Kaufabschluss unter günstigen Bedingungen", sagte Präsident Walther Luther damals. Ein nicht unerheblicher Teil davon ist mittlerweile an die Seminaris Hotel- und Kongressstätten Betriebsgesellschaft mbH verpachtet.

Erst 2019 ist der Vertrag vorzeitig um 20 Jahre verlängert worden - obwohl der vorherige noch knapp 30 Jahre gültig ist. Über die restliche Fläche im Sportpark Valznerweiher abzüglich der Tennisplätze und des Schwimmbades könnten die Fußballer ab nächstem Jahr frei verfügen, wenn das Nießbrauchsrecht für den Dachverein ausläuft. Wo acht Einzelvereine wie der Roll- und Eissport e.V. oder der Frauen- und Mädchenfußball e.V. eingegliedert sind.

Geschätzter Wert: 100 Millionen

Etwa neun Hektar in bester Lage. Gerd Lederer, 25 Jahre im Vorstand des Dachvereins tätig, schätzt den Gegenwert auf über 100 Millionen Euro. Mehr als nur eine stille Reserve. Die, wie Lederer findet, auch den über 24.000 Mitgliedern gehören sollte, zumindest symbolisch. Deshalb hat er am letztmöglichen Tag noch einen Satzungsänderungsantrag für die virtuelle Jahreshauptversammlung an diesem Samstag (Live-Ticker auf nordbayern.de) eingereicht, der schon vorab für mächtig Wirbel sorgt.

"Die vorgeschlagene Satzungsänderung soll sicherstellen, dass eine Veräußerung des Valznerweihergeländes nur mit einer breiten Mehrheit der Mitglieder erfolgen kann", schreibt Lederer in seiner Begründung. Dass die Versammlung "in eine mögliche Veräußerung des Valznerweihergeländes rechtzeitig umfassend eingebunden und ihr das Recht auf vorherige Zustimmung zugestanden wird." Zudem sollten sich mindestens 75 Prozent dafür aussprechen; zur Beschlussfassung ist grundsätzlich nur eine einfache Mehrheit nötig.

Gäbe es die Dreiviertel-Mehrheit nicht, blieben die neun Hektar erst mal, was sie sind: eine stille Reserve. Wobei Rechtsanwalt Lederer schon glaubt, dass sich die Versammlung argumentativ überzeugen ließe, wenn es eines Tages soweit wäre. Wenn zum Beispiel der wohl nicht mehr ferne Um- oder Neubau des Stadions durch die Stadt auch einen nicht unerheblichen Beitrag des 1. FC Nürnberg im unteren zweistelligen Millionenbereich erfordern würde, etwa über den Erwerb von Anteilen: "Da würde doch niemand sagen: Das wollen wir nicht."

Sein Vorschlag, das betont Lederer, beziehe sich lediglich "auf die Zustimmung zur Veräußerung und Übertragung des Eigentums an Grundstücken und grundstücksgleichen Rechten" und ausdrücklich nicht auf mögliche Belastungen des Grundstückes, etwa zur Absicherung von Krediten im Lizenzierungsverfahren. Darauf zielt freilich ein anderer Antrag ab - wonach die Mitgliederversammlung selbst hier das letzte Wort haben sollte. "Wir wären sehr eingeschränkt in unserem Handeln", sagt Niels Rossow, "das würde für uns ein Problem darstellen."

"Aktuell gar kein Thema"

Lederer möchte lediglich "die Rechte der Mitglieder stärken, aber nicht den Verein beschränken", wie er versichert. Wobei zurzeit offenbar nicht viel beschränkt werden muss. "Der Verkauf von Teilen des Vereinsgrundstücks ist aktuell gar kein Thema", entgegnet der Kaufmännische Vorstand und verweist auf das freilich schon Ende des Jahres auflaufende Nießbrauchsrecht für den Dachverein.

Derartige Überlegungen wären "nur relevant, wenn wir unseren Verein damit nachhaltig auf ein anderes Level bringen könnten", so Rossow; eine komplette Veräußerung der neun Hektar wäre schon unter logistischen Aspekten gar nicht möglich. Irgendwo müssten die zehn Fußballplätze ja hin; der Standort Max-Morlock-Stadion mit seinen Flächen ringsum gäbe es jedenfalls nicht her.

Trotzdem zeichnet sich ab, dass der Club wahrscheinlich schon ziemlich bald einen Haufen Geld benötigt. "Es ist ein elementares Interesse des Vereins, in einem modernen, zukunftsfähigen Stadion zu spielen und in diesem Stadion nicht nur Mieter zu sein", sagt Rossow. "Dies wird ohne signifikante Kapitalbeteiligung eben auch von unserer Seite an einem Stadion-Projekt nicht möglich sein."


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