Nürnbergs Grünanlagen vermüllen immer mehr

25.4.2021, 18:48 Uhr
Manche stellen ihren Dreck dann eben neben vollen Mülleimer oder Container statt ihn ein paar Meter weiter zu tragen oder gar mit heimzunehmen.

© Manfred Leuthel Manche stellen ihren Dreck dann eben neben vollen Mülleimer oder Container statt ihn ein paar Meter weiter zu tragen oder gar mit heimzunehmen.

Spätestens am Montagmorgen offenbart sich das ganze Ausmaß des Wochenendes – egal, ob nun im Archivpark oder auf der Zeppelintribüne. Hier liegen leere Pizzaschachteln herum, dort haben andere ihre McDonald‘s-Tüten stehen lassen und leere Bierflaschen gleich mit. Dass manche ihren Dreck neben den vollen Mülleimer stellen, statt ihn ein paar Meter weiter zu tragen oder gar mit heimzunehmen, macht es nicht besser. Müll im öffentlichen Raum ist ein Dauerbrenner in Großstädten.

Pandemie verschlimmert Situation

Dabei hat die Corona-Pandemie das Problem verschlimmert. Die Menschen bestellen mehr Essen, es fällt auch mehr Verpackung an. So vermeldet das Umweltbundesamt ein steigendes Müllaufkommen in privaten Haushalten. Aber eben nicht nur dort. Viel Müll landet am Straßenrand und in Grünanlagen – und das nicht erst seit Corona. „Dieser Müll nimmt stetig zu, so dass seine Beseitigung die Mitarbeiter der Straßenreinigung sowie der Noris Inklusion immer stärker bindet“, so Nürnbergs Bürgermeister Christian Vogel (SPD), in dessen Zuständigkeitsbereich auch der Servicebetrieb öffentlicher Raum (Sör) fällt.

Keine Panikmache

Und es ist keine Panikmache, wie die offiziellen Zahlen belegen. Musste das Sör-Team 2018 insgesamt 6287 Tonnen Abfall im Straßenraum einsammeln, waren es 2019 gut 300 Tonnen mehr. In den Grünanlagen waren es 2019 rund 6 000 Kubikmeter, eine Steigerung von rund 700 Kubikmetern gegenüber 2017. Für 2018 liegen keine Zahlen vor. „Für 2020 ist in jedem Fall klar, dass die Menge von 2019 deutlich übertroffen wurde. Wir rechnen mit mindestens 20 Prozent mehr Müll im öffentlichen Raum und das, obwohl uns viele Großveranstaltungen wie etwa Silvester, Rock im Park, Blaue Nacht fehlen“, sagt Vogel. Ein Grund dürfte auch sein, dass immer mehr Menschen ihren Hausmüll in Papierkörben entsorgen. „Das stellt für uns ein zusätzliches Problem dar.“

Eine bundesweite Studie von 2020 besagt, dass Verpackungs- und Plastikmüll fast die Hälfte des gesamten Straßenkehrichts ausmacht - auch wegen der Fülle an To-go-Verpackungen. Das Problem daran: Ihre Zersetzung dauert oft Jahrzehnte, was sie besonders umweltschädlich macht. In Nürnberg hat die Stadt inzwischen 60 zusätzliche Gitterkörbe und große Müll-Container in die Parks gestellt. Auch wenn die für manche eine Einladung zu sein scheinen, auch noch ihren Sperrmüll dort hinzubringen.

Hotspots machen Arbeit

Es ist eine wahre Sisyphos – Arbeit für Sör und die Noris Inklusion. Denn die Stadt ist voller Hotspots: Dazu zählt das Tiergärtnertor, dort hat der Müll im Vergleich zu den Vorjahren zugenommen. In der Adlerstraße, vor allem aber am Köpfleinsberg. Dort ist das Problem, dass Plastik und Scherben auf den Treppenstufen herumliegen und das die Reinigung umständlich macht.

Die Liste der Problemorte ist lang: die Liebesinsel, der Aufseßplatz, der Maffeiplatz, der Annapark, die Hallerwiese, die Theodor-Heuss-Brücke, der Wöhrder See – dort besonders in der Norikusbucht, die Zeppelintribüne. Am Hauptmarkt fällt inzwischen auch mehr achtlos weggeworfener Müll an. Hinzukommen all die abgelegenen Orte – ob nun hinter einer Bushaltestelle in der City oder ein kleines Wäldchen in Langwasser.

Im Stadtgebiet gibt es inzwischen mehr Papierkörbe mit Zigarettenascher. „Müll auf die Straße werfen oder im Park lassen, ist ein no go", so Bürgermeister Christian Vogel. Und wenn es nur eine Zigarette ist.

Im Stadtgebiet gibt es inzwischen mehr Papierkörbe mit Zigarettenascher. „Müll auf die Straße werfen oder im Park lassen, ist ein no go", so Bürgermeister Christian Vogel. Und wenn es nur eine Zigarette ist. © André De Geare

Polizei und Kommunaler Außendienst versuchen die Szene im Blick zu behalten, Sör setzt unterdessen auf mehr Papierkörbe und mehr Reinigung. So gibt es seit vergangenem Jahr in der Fußgängerzone so genannte Pressmülleimer, im Stadtgebiet mehr Papierkörbe mit Zigarettenascher. Die Müllbehältnisse am Wöhrder See werden zusätzlich nun auch am Samstag geleert. Die Zeppelintribüne und das Umfeld mehrfach gereinigt. Am Wöhrder See stehen inzwischen zusätzlich drei 240-Liter-Papierkörbe.

Vogel bekommt dennoch viele Briefe von wütenden Bürgern, die sich über Müll beschweren – zu recht. Aber zuweilen wird auch vergessen, dass der Müll nur ein Aufgabenfeld von Sör ist. „Ein Briefschreiber hat mir empfohlen, mal ein Wochenende nicht zu reinigen. Aber wie reagieren dann die Menschen? Ich glaube, wir würden die Falschen bestrafen.“

Ein Ärgernis

Er macht keinen Hehl daraus, dass das Problem nicht in den Griff zu bekommen ist, wenn nicht alle mithelfen. „Uns würde helfen, wenn die Menschen Verpackungen zerkleinern oder knicken, bevor sie in den Papierkorb geworfen werden.“ Alles andere müssten eigentlich Selbstverständlichkeiten sein. Ob nun den Hausmüll auch zuhause zu lassen oder To-Go-Verpackungen nicht einfach auf die Wiese zu werfen.

Sie sind es aber nicht, wie der Montagmorgen an manchen Orten offenbart. Vogel macht aus seinem Ärger kein Geheimnis. „Müll einfach auf die Straße werfen oder im Park lassen, ist ein no go. Das muss in die Köpfe aller Menschen.“ Dabei sei es völlig egal, ob man von der Zigarrenkippe, dem Taschentuch oder dem Sofa spreche. „Müll ist Müll und gehört entsorgt.“

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