Start zu Pfingsten? "NürnBärLand" als Freizeitpark auf Zeit

4.4.2021, 05:53 Uhr
Zur Kundgebung der Schausteller auf dem Volksfestplatz vor der Kongresshalle kamen auch Vertreter der Stadtpolitik wie Wirtschaftsreferent Michael Fraas und Stadträtin Claudia Arabackyj. Als Volksfest-Fan präsentierte sie das Motiv für das geplante NürnBärLand. Am Mikro links daneben Schausteller-Vorstand Lorenz Kalb.

© NNZ Zur Kundgebung der Schausteller auf dem Volksfestplatz vor der Kongresshalle kamen auch Vertreter der Stadtpolitik wie Wirtschaftsreferent Michael Fraas und Stadträtin Claudia Arabackyj. Als Volksfest-Fan präsentierte sie das Motiv für das geplante NürnBärLand. Am Mikro links daneben Schausteller-Vorstand Lorenz Kalb.

Viel lieber hätten sie an diesem Ort und zur selben Zeit - traditionell am Karsamstag - das Nürnberger Frühlingsfest eröffnet und die Saisoneröffnung gefeiert. "Wir vermissen unsere Gäste und wollen nicht von staatlicher Unterstützung leben", unterstrich Lorenz Kalb, der Vorsitzende des Süddeutschen Schaustellerverbands.

Rund 100 Betreiber von Fahr- und Belustigungsgeschäften, von Glücks-, Schieß- und Imbissbuden und wichtige Zulieferer postierten sich mit Masken und Abstand in weiter Runde. Schausteller Johannes Braun hatte extra seine acht Meter große Konzertorgel aufgefahren, der eisige Wind trug die Töne weit über den Platz. Manche Verbandsmitglieder reisten sogar eigens für diese Zusammenkunft bis aus Heidelberg und Hannover an. "Die Öffentlichkeit soll erfahren, wie es um unsere Branche steht, unsere Positionen wollen wir auch mit Nachdruck vertreten", sagen Cornelia Kunze und Stefan Neuser, die seit vielen Jahren auf dem Nürnberger Volksfest zum "Japanischen Fadenziehen" einladen.

Zu den bekanntesten Vertretern der Zunft unter den Einheimischen gehört Friedrich Stahlmann von "Hax'n Liebermann". Wie er versucht, über die Runden zu kommen? in zwei Verkaufsständen in Nürnberg und einem im Umland kann er wenigstens einige Mitarbeiter beschäftigen, auf die staatlichen Gelder sei er freilich angewiesen. "Insgesamt ist es zum Leben zu wenig und zum Sterben zuviel." Nicht umsonst fordert der Verbandsvorsitzende Kalb denn auch eine Fortführung der "Überbrückungshilfe III".

"Es ist noch nicht alles in trockenen Tüchern"

Vor allem aber wollen die Schausteller nicht noch ein weiteres komplettes Jahr in den Wind schreiben müssen. Dafür haben sie sich selbst auch ins Zeug gelegt, um ein neues Angebot zu entwickeln, das auch unter Corona-Rahmenbedingungen funktionieren soll. Geplant ist ein temporärer Freizeitpark unter dem Titel NürnBärLand. "Es ist noch nicht alles in trockenen Tüchern", meint Kalb, "aber in punkto Sicherheit und Hygiene können wir höchste Standards erfüllen". Zumal sich alles an der frischen Luft abspielt. "Wir brauchen nicht lüften!"


Nürnberger Schausteller im Lockdown: "Hoffnung, dass es irgendwie weitergeht"


Vor allem mit zwei Argumenten wollen die Schausteller die Staatsregierung überzeugen: "Unser Angebot soll so attraktiv sein, dass die Leute nicht mehr weite Strecken quer durchs Land reisen müssen", unterstreicht der Schausteller-Sprecher. Und: "Das Hauptproblem ist doch das unkontrollierbare Geschehen abseits der Öffentlichkeit, sozusagen die Schattenwelt. Wäre es da nicht besser, den Leuten etwas zu bieten, wo professionell Abstände und Hygiene eingehalten werden?"

Rund hundert Betriebe sollen sich auf etwa zwei Dritteln des Volksfestplatzes ausbreiten, jeweils mit mindestens drei Metern Abstand und doppelt so breiten Gassen wie beim Volksfest. Neben Riesenrad und zwei Achterbahnen werden auch der größte Freefalltower und der größte Kettenflieger der Welt in Aussicht gestellt. Festzelte dagegen werde es nicht geben, alles ist auf Familien zugeschnitten, nicht auf Party.

Neben Maskenpflicht und Abstandsregeln werden an den zwei Zugängen jeweils verlässlich die nötigen Kontaktdaten erfasst, außerdem setzt jeder Einzelbetrieb eigene, zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen um, zum Beispiel um Andrang an den Kassen zu vermeiden. Geöffnet sein soll in den Sommermonaten - möglichst ab den Pfingstferien - jeweils von Donnerstag bis Sonntag.

Für mache Betriebe wäre das die allererste Möglichkeit seit Monaten, teilweise seit Herbst 2019, um überhaupt wieder Einkommen zu erzielen. Die Sommertage auf verschiedenen Nürnberger Plätzen und in anderen Städten seien insgesamt nicht mehr gewesen als der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein, sagt zum Beispiel auch Tayra Kunstmann aus Erlangen. Sie gehört zu jungen Generation, bietet an ihrem Stand zum Beispiel gebrannte Mandeln an und engagiert sich als Jugendsprecherin im Verband. "Für mich stand schon als Kind fest, dass ich den Weg meiner Eltern einschlagen will: Die Geräusche, die Lichter, die Menschen und das ganze Drumherum - das will ich nicht aufgeben."

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