Trotz Andrang: Corona-Demos in Nürnberg verlaufen friedlich

17.5.2020, 08:12 Uhr
Mehr als 500 Teilnehmer sind am Samstagnachmittag allein vor der Nürnberger Meisterhalle gegen die Politik-Maßnahmen zu Felde gezogen.

© NNZ Mehr als 500 Teilnehmer sind am Samstagnachmittag allein vor der Nürnberger Meisterhalle gegen die Politik-Maßnahmen zu Felde gezogen.

Die Szenen, die sich in der vergangenen Woche in der Nürnberger Innenstadt während des Corona-Protests abspielten, sollten nicht wiederholt werden - da waren die Behörden entschlossen. Teils gab es chaotische Zustände mit hohem Infektionsrisiko, so protestierten stellenweise 2000 Teilnehmer dicht gedrängt, ohne Mindestabstand und Mundschutz vor der Lorenzkirche. Auch an diesem Samstag wurden erneut vier Demonstrationen in Nürnberg angekündigt. Diesmal haben die Stadt und Polizei die Proteste jedoch aus der Innenstadt verbannt. Zudem sei die Kundgebungsdauer auf nur eine Stunde begrenzt worden. Schon um 15 Uhr versammelten sich rund 50 Menschen im Marienbergpark zu einer "Meditation für den Erhalt der Grundrechte". Zu diesem Zeitpunkt sind auch an der Meistersingerhalle bereits über 500 Teilnehmer zu Felde gezogen, um gegen die Corona-Politik zu demonstrieren - dort hatten die Initiativen "Lesen für die Demokratie" und "Netzwerk Impfentscheid" zu einem gemeinsamen Protest aufgerufen.

"Es sind einige Leute gesehen worden, die aus der rechten Szene bekannt sind", sagte Michael Konrad, Pressesprecher der Polizei Mittelfranken, über die Zusammensetzung der Demonstrationsteilnehmer an der Meistersingerhalle. "Ansonsten hatten wir ein breit gefächertes Publikum mit einer großen Altersspanne".

Viele davon hatten das Grundgesetz oder Plakate mit aufgedruckten Paragraphen mitgebracht. "Niemand hat die Absicht, eine Impfpflicht einzuführen" oder "Deutschland sucht das Grundgesetz", war auf einigen der Transparente zu lesen. Kritisiert hatten die Sprecher unter anderem die Maskenpflicht, vor allem bei Kindern. Dafür gebe es keine wissenschaftliche Evidenz, so die Begründung.

Einsatzkräfte umstellen einen Aufzug

Nachdem die Polizei in Absprache mit dem Ordnungsamt rund 100 weitere Demonstranten zum Protest gelassen hatte, schickten sie den Rest der Wartenden weiter. Dabei kam es kurzzeitig zu tumultartigen Szenen: Rund 150 Leute wollten in einem Zug in Richtung Innenstadt marschieren, darunter auch bekannte Gesichter aus der rechten Szene, wie die Polizei mitteilt. "Wir sind das Volk!" skandierten einige der Teilnehmer darunter. Die Einsatzkräfte umstellten daraufhin den Aufzug und ließen die Teilnehmer nur in Kleingruppen oder einzeln weiterziehen.

Einige der Gesichter fand man wenige Minuten später schon an der Wöhrder Wiese wieder, wo der Verein für die "Stärkung und Unantastbarkeit des Grundgesetzes" ebenso ab 15.30 Uhr zu einem Protest aufgerufen hatte. Hier demonstrierten rund 200 Menschen in einem ebenso abgesperrten Bereich - mehr Teilnehmer ließ die Polizei nicht zu. Auch das "Bündnis Nazistopp" demonstrierte zeitgleich an der Weddingenstraße unter dem Motto "Schluss mit Corona-Mythen und Verschwörungstheorien". Nach rund einer Stunde wurden alle Demonstrationen störungsfrei aufgelöst, so die Polizei. Die Abstandsregelung sei während der Kundgebungen weitestgehend eingehalten worden. "Es gab auch Grüppchen, die zusammen gesessen haben, aber das können auch Personen aus einem Hausstand gewesen sein", so die Polizei. Auch an die Maskenempfehlung hätten sich die Teilnehmer großteils gehalten.

Auch noch Stunden nach den Kundgebungen zeigte die Polizei in der Innenstadt unter anderem mit dem Schwerpunkt vor der Lorenzkirche starke Präsenz. Einige Demonstranten trafen sich am Abend zu einem Protestspaziergang und machten sich vom Königstor in Richtung Kaiserburg auf. An der Mauthalle konnte die Polizei den Zug stoppen, auch indem sie einige Teilnehmer einkesselte. Währenddessen pöbelte der ehemalige NPD-Funktionär Frank Auterhoff, der sich in der Vergangenheit unter anderem als Mitverantwortlicher für den Fackelmarsch am Reichsbarteitagsgelände zu erkennen gab, gegenüber den Beamten. Ihm wurde ein Platzverweis erteilt.

Bayernweit wollen am Wochenende Kritiker der coronavirusbedingten Auflagen bei rund 70 Demonstrationen in mehreren Städten ihren Unmut kundtun. In München sind am Nachmittag weit mehr als die erlaubten 1000 Menschen zur Theresienwiese gekommen, um gegen die Auflagen der Politik in der Corona-Krise zu demonstrieren. Nachdem das abgesperrte Gelände gefüllt war, schickte die Polizei die Wartenden weg. Die Veranstalter riefen dazu auf, friedlich zu bleiben und Abstände einzuhalten. Kommende Woche wollten sie mit 10.000 Teilnehmern demonstrieren.


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