Werner Behringer vom Bratwursthäusle: Der "Super-Wirt" hört auf

20.11.2019, 12:02 Uhr
Ein Wirt mit Leib und Seele: Werner Behringer

© Eduard Weigert Ein Wirt mit Leib und Seele: Werner Behringer

Sein Name ist untrennbar mit dem Bratwursthäusle verbunden: 55 Jahre lang führte Werner Behringer (80) das Restaurant. Zum 31. Dezember schließt voraussichtlich das Traditionslokal, für die meisten Nürnberger unfassbar. Der Pachtvertrag läuft zum Ende des Jahres aus und einen Nachfolger für Behringer gibt es nicht. Als 25-Jähriger übernahm Behringer, der im Bucher "Gasthof Bammes" aufgewachsen ist, das "Häusle" und baute sich mit seiner Frau Carsta ein kleines gastronomisches Imperium auf. Dazu gehört noch das "Bratwurstglöcklein" im Handwerkerhof sowie das "Goldene Posthorn" nahe der Sebalduskirche, das nun Karl Krestel gepachtet hat.

Das Herzstück war aber das Häusle. Hier gingen Prominente und Politiker ein und aus. Königin Silvia von Schweden war darunter oder der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder. Oberbürgermeister Ulrich Maly sagte einmal, das Rathaus und das Bratwursthäusle verbinde einiges: "Es ist für uns eine Mischung aus Erster Hilfe, Letzter Ölung und Barmherziger Bruderschaft". Die "Erste Hilfe" habe er "bei Unterzucker" mehr als einmal dankbar angenommen.

Gerade im Winter ist das Bratwursthäusle ein warmer Hort, aus dem der Grillduft wabert.

Gerade im Winter ist das Bratwursthäusle ein warmer Hort, aus dem der Grillduft wabert. © Karlheinz Daut

Aber egal, ob SPD oder CSU: Kommunalpolitiker und Oberbürgermeister wie Ludwig Scholz oder Peter Schönlein saßen hier, im "Kulturladen Mitte", wie Rathaus-Mitarbeiter das Lokal gerne nennen, bei Bratwürsten und Bier. Nicht nur deshalb gehört Werner Behringer vermutlich zu den bestinformierten Menschen in dieser Stadt. Und kann trotzdem schweigen wie ein Grab.


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Der Koch, Hotel- und Restaurant-Fachmann ist Mitglied in über 30 Vereinen, er war Vorsitzender des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes. Nach der Ausbildung ging Behringer als Flugbegleiter bei der Lufthansa eine Zeit lang in die Luft. Um anschließend umso erfolgreicher wieder am Boden aufzukommen und 1964 das Bratwursthäusle zu übernehmen. Legendär ist der Umtrunk dort am Heiligen Abend, wenn Promis, alte Freunde und Wegbegleiter kurz vor der Bescherung gemeinsam Glühwein trinken. Da platzt die Terrasse aus allen Nähten.

"Bratwurst-König", "Bratwurst-Papst" oder einfach nur "DER Wirt Nürnbergs" – so wird der 80-Jährige gerne genannt. Etliche Auszeichnungen sammelte er über die Jahrzehnte ein: 2006 war es der "Frankenwürfel", die Bürgermedaille erhielt er 2013. Man würdigte ihn als einen Mann, der die Entwicklung der Gastronomie in der Stadt wesentlich mitgestaltet hat. Wann er denn aufhören wolle, wurde er erst im Juli gefragt. "Vielleicht früher, vielleicht später", antwortete er. Jetzt ist der Zeitpunkt doch schneller gekommen als gedacht.

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