Afrikanische Schweinepest: Große Gefahr für ihre Halter

27.11.2020, 09:36 Uhr
Afrikanische Schweinepest: Große Gefahr für ihre Halter

© Foto: Sina Schuldt/dpa

Die gute Nachricht zuerst: Die Afrikanische Schweinepest ist für Menschen ungefährlich. Die weniger gute Nachricht: Die Tierseuche rückt immer näher. Von Polen ist sie über die Grenze nach Brandenburg und Sachsen gelangt.

Eine hoch ansteckende Virusinfektion

Die Afrikanische Schweinepest ist eine hoch ansteckende Virusinfektion, die zu hoher Sterblichkeit in Schweinpopulationen führt. Betroffen sein können sowohl Wildschweine als auch Hausschweine. Die Ansteckung kann, wie bei der Europäischen Schweinepest, durch direkten Kontakt von Tier zu Tier oder auch indirekt über kontaminierte Gegenstände erfolgen, teilt der Deutsche Jagdverband in einem Frage-Antwort-Papier zur Afrikanischen Schweinepest mit.

Besonders effizient sei die Übertragung über Körperflüssigkeiten, besonders Blut. Kleinste Tropfen reichen für eine Infektion.

Durch kontaminierte Rohwurst eingeschleppt

Die Europäische Union habe das Virus Anfang 2014 erreicht. Es sei vermutlich 2007 über den Schwarzmeerhafen Poti in Georgien aus Afrika auf das eurasische Festland eingeschleppt worden. Infiziertes Schweinefleisch sei völlig ungefährlich für den Menschen und könnte gegessen werden. Um eine Verschleppungsgefahr allerdings komplett auszuschließen, sollten infizierte Schweine nicht zu Lebensmitteln verarbeitet werden. Nachweislich sei die Seuche beispielsweise von der Ukraine ins Baltikum über kontaminierte Rohwurst eingeschleppt worden.


Kampf gegen Seuche: Hunde sollen tote Wildschweine aufspüren


Alle Altersklassen und Geschlechter betroffen

Bei Schwarzwild führe die Infektion zu sehr schweren, aber unspezifischen Allgemeinsymptomen wie Fieber, Schwäche, Fressunlust, Bewegungsstörungen und Atemproblemen. Durchfall, Nasenbluten, blutigem Durchfall. Hautblutungen können ebenfalls auftreten. Die Lunge und die Atemwege von infizierten Tieren seien häufig mit Schaum gefüllt. Erkrankte Tiere zeigten mitunter eine verringerte Fluchtbereitschaft oder andere Auffälligkeiten wie Bewegungsunlust und Desorientiertheit. Die Erkrankung betreffe alle Altersklassen und Geschlechter gleichermaßen und führe in nahezu allen Fällen zum Tod des Tieres etwa innerhalb einer Woche.

Die natürliche Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest über Wildschweine gehe langsam voran. Nach Angaben der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) liege die Geschwindigkeit bei höchstens 25 Kilometer pro Jahr. Doch der Mensch könne dies gewaltig beschleunigen: Auf Transitstrecken könne sich das Virus mit 90 Kilometern pro Stunde fortbewegen – beispielsweise im Schlamm in den Radkästen eines Lkw oder über kontaminierte Lebensmittel aus Schweinefleisch. Das Virus könne selbst am Schuh mehrere Monate überleben.

Die Übertragung des Virus könne sowohl direkt über Tierkontakte, als auch indirekt erfolgen. Die Übertragung über Luft spielt keine bedeutende Rolle bei der Verbreitung der Krankheit, schreibt Dr. Ekkehard Kurth, Veterinär-Mediziner am Landratsamt Roth, auf Anfrage. Der Erreger besitze eine außergewöhnliche hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Umwelteinflüssen, deshalb ist das Risiko der Verbreitung und Übertragung sehr hoch.

Über 90 Prozent der infizierten Tiere sterben

"Das Auftreten der Afrikanischen Schweinepest in einem neuen Gebiet führt zu einer vermehrten Todesrate in der betroffenen Wildschweinpopulation. Über 90 Prozent der infizierten Tiere sterben. Aber nicht alle Wildschweine in einem Revier müssen sich infizieren. Daher ist es sehr wichtig, dass dem Veterinäramt Fallwild von den Jagdausübungsberechtigten gemeldet wird und eine Untersuchung auf Afrikanische Schweinepest eingeleitet werden kann.


Afrikanische Schweinepest erreicht Deutschland


Dieses Wildschwein-Monitoring wird schon seit einiger Zeit im Landkreis praktiziert und ist eine wichtige Maßnahme zur Früherkennung der Seuche", teilt Dr. Ekkehard Kurt, Veterinär-Mediziner am Landratsamt Roth, mit.

Und weiter: "Wenn Tiere an einer Seuche sterben, ist dies nicht erfreulich. Der Ausbruch einer Seuche bedeutet für erkrankte Tiere viel Leiden und Schmerzen. Mit den Präventions- und Bekämpfungsmaßnahmen soll die Verbreitung der Seuche, und damit Tierleid, verhindert werden."

Am Montag waren 176 Tiere in Deutschland an Afrikanischer Schweinepest verendet. Bayern will die bisherige Wildschwein-Prämie von 20 Euro in den nördlichen und östlichen Landkreisen auf 100 Euro anheben. Darunter fallen alle Landkreise, die an Sachsen, Thüringen sowie Tschechien angrenzen. Die nachhaltige Verringerung des Schwarzwildbestandes sehen Experten als wichtigen Beitrag zur Seuchenvorsorge an.

Mit kilometerlangen Zäunen versucht man die infizierten Schweine zurückzuhalten und die Schweinepest auf diese Weise einzudämmen. Bayern hat sie aufstellen lassen im Grenzgebiet zu Sachsen, Thüringen und der Tschechischen Republik. In Feucht wurden zudem Hunde ausgebildet, die tote Wildschweine erschnüffeln sollen.

Preise sind massiv eingebrochen

Doch die Angst vor der Afrikanischen Schweinepest geht um. Die Verbraucher halten sich beim Kauf von Schweinefleisch zurück. "Die Erzeugerpreise sind massiv eingebrochen. Sie liegen derzeit auf einem historischen Tiefpunkt", erklärt Werner Wolf, der Leiter des Landwirtschaftsamts Roth, "auch die Exporte sind eingebrochen. Die Ferkelpreise sind abgestürzt, auch die Mäster sind negativ betroffen."

Dies sei umso bedauerlicher, als das Schweinefleisch in hoher Qualität erzeugt werde. Doch die Afrikanische Schweinepest stürze die Schweine-Bauern in Existenzprobleme. Überlagert werde dies von der Corona-Pandemie, die vor allem in norddeutschen Schlachthöfen dafür gesorgt habe, dass sich schlachtreife Schweine zurückgestaut hätten.

Keine intensive Viehhaltung bei uns

Dabei sei der Bereich Schwabach/Roth deutlich weniger betroffen. Zuchtsauen gebe es im Schwabach/Landkreis Roth insgesamt 1074 in 21 Betrieben. Dies entspreche 51 Schweinen pro Betrieb. "Das ist relativ niedrig", gibt Werner Wolf zu verstehen. 10 397 Mastschweine gebe es im Bereich Schwabach/Landkreis Roth in 191 Betrieben (Durchschnitt: 54 Mastschweine pro Betrieb). "Hier ist eher Rinderhaltung die Grundlage", erklärt Werner Wolf. Es gebe keine intensive Viehhaltung hier. In Norddeutschland hingegen gebe es durchaus Betriebe mit 30 000 oder 40 000 Schweinen.


Schweinepest in Deutschland: Bayern stellt Zäune auf


"Die Gefahr, dass ein Betrieb sich den Erreger einfängt, hängt von mehreren Faktoren ab. Einmal ist da die Aufstallungsform der Tiere. So sind Betriebe mit Freiland- und Auslaufhaltung mehr gefährdet als Betriebe, die ihre Schweine nur im Stall halten. Wichtige Faktoren sind auch die im Betrieb getroffenen Biosicherheits- und Hygienemaßnahmen, die einen Erreger-Eintrag verhindern können. Je höher die Vorkehrungen, desto sicherer ist der Betrieb", so Dr. Kurth.

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