Wegen Corona: Hochschulen verschieben Start des Sommersemesters

10.3.2020, 19:26 Uhr
Die Präsidentin der Hochschule Ansbach, Ute Ambrosius, befürwortet den Beschluss des Kabinetts: "Unter den derzeitigen Bedingungen ist ein reibungsloser Studienbetrieb auf keinen Fall möglich."

© Vincent Halang Die Präsidentin der Hochschule Ansbach, Ute Ambrosius, befürwortet den Beschluss des Kabinetts: "Unter den derzeitigen Bedingungen ist ein reibungsloser Studienbetrieb auf keinen Fall möglich."

"Mit dieser Maßnahme gewinnen wir fünf Wochen wertvolle Zeit", teilt Wissenschaftsminister Bernd Sibler gestern nach der Kabinettssitzung in München mit. Alle Hochschulen wurden umgehend per Mail informiert. "Wir wollen das Gesundheitssystem, die Bevölkerung und unsere Hochschulfamilie schützen", sagt Sibler. "Gleichzeitig können wir so verhindern, dass unsere Hochschulfamilie das Semester mit Bedenken und Unsicherheit beginnt. Selbstverständlich beobachten wir die Entwicklung sehr genau und steuern nach, wenn dies notwendig sein sollte."

In Nürnberg sind von der Regelung die Technische Hochschule mit ihren rund 13.000 Studierenden betroffen, die Evangelische Hochschule mit rund 1500 und die Hochschule für Musik mit etwa 400 Studierenden. Die Akademie der Bildenden Künste mit mehr als 300 Studenten beginnt ihr Semester wie sonst auch zeitgleich mit den Universitäten. Die privaten Hochschulen müssen eigenverantwortlich entscheiden, wie sie auf die Ankündigung reagieren. Sie haben aber oft kleinere Teilnehmerzahlen in ihren Kursen und teilweise andere Semesterzeiten. Die Studenten haben jetzt eine fünf Wochen längere Zwangspause. Aber auch Professoren, Mitarbeiter und vor allem die Lehrbeauftragten müssen sich auf die neue Situation einstellen.



Die Vorlesungszeit, die normalerweise bis Freitag, 10. Juli, gedauert hätte, ist genau getaktet. Kurstermine, Einschreibefristen, Prüfungszeiten und Nachholklausuren stehen Wochen im Voraus fest. Ob die fehlenden Tage dann im August, in Blockveranstaltungen oder am Wochenende nachgeholt werden, steht noch nicht fest. Schwierig wird das voraussichtlich für Teilzeitstudierende, duale Studenten, die gleichzeitig in einem Betrieb arbeiten, oder solche, die bereits Praktika für die vorlesungsfreie Zeit vereinbart haben.

Verdienstausfälle für Lehrbeauftragte

Den Lehrbeauftragten drohen womöglich Verdienstausfälle, wenn die Seminare nicht nachgeholt werden können. "Durch die Verschiebung des Vorlesungsbeginns darf die Gesamtunterrichtszeit im Sommersemester 2020 nicht verkürzt werden", teilt das Bayerische Wissenschaftsministerium dazu mit. "Die Hochschulen werden deshalb gebeten, dafür Sorge zu tragen, dass die durch die Verschiebung entfallenden Unterrichtsveranstaltungen nachgeholt werden und die im Sommersemester 2020 insgesamt vorgesehene Unterrichtszeit vollständig erbracht wird."


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Das Staatsministerium werde die entsprechenden Verordnungen umgehend anpassen. Die Präsidentin der Hochschule Ansbach, Ute Ambrosius, befürwortet den Beschluss des Kabinetts: "Unter den derzeitigen Bedingungen ist ein reibungsloser Studienbetrieb auf keinen Fall möglich", schreibt die Präsidentin in einer E-Mail. Wir haben als Hochschule für über 3000 Studierende an fünf Standorten eine große Verantwortung. Mit dem Verschieben des Semesterbeginns reagieren wir angemessen auf die aktuellen Ereignisse. Wir sind bereits dabei, entsprechende Lösungsvorschläge auszuarbeiten und werden diese zeitnah mitteilen.“ Die Evangelische Hochschule Nürnberg informiert auf ihrer Homepage: „Wir werden die Mitglieder der Hochschule schnellstmöglich über die konkrete Umsetzung informieren, sobald wir die genauen rechtlichen Vorgaben haben."

Die Hochschulleitung der Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg begrüße die präventive Maßnahme, sagt der Präsident der OTH Wolfgang Baier. "Wir sind überzeugt davon, dass wir damit einen Beitrag dazu leisten, die weitere Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Während des Vorlesungsbetriebs befinden sich zeitweise mehr als zehntausend Studierende auf dem Campus der OTH Regensburg. Damit ist die Situation vergleichbar mit der einer Großveranstaltung." Der Forschungsbetrieb werde währenddessen aber weitergehen.

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