Erleichterung nach dem 2:1 gegen Paderborn

Club-Trainer Weinzierl: Wenn das Herz in die Hose rutscht

Wolfgang Laaß

NN-Sportredaktion

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13.11.2022, 17:24 Uhr
Hey, gewonnen! Trainer Markus Weinzierl (li.) herzt Torhüter Christian Mathenia.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Hey, gewonnen! Trainer Markus Weinzierl (li.) herzt Torhüter Christian Mathenia.

Man mag sich gar nicht vorstellen, wie es weitergegangen wäre, wenn der 1. FC Nürnberg seinen 2:1 (1:0)-Erfolg gegen den SC Paderborn noch verspielt hätte. Dass ein 18-Jähriger mit seinem ersten Ballkontakt im deutschen Profifußball den Anschlusstreffer förmlich auflegte, hätte die Analysen thematisch definitiv bestimmt. „Mit dem ersten Ballkontakt von Luis Breunig ist mir kurz das Herz in die Hose gerutscht“, gab auch Trainer Markus Weinzierl zu. Aber es ist ja noch mal gutgegangen.

Anders als beim 2:3 gegen Holstein Kiel am 9. Oktober, ebenfalls nach 2:0-Führung, brachte der schwer gezeichnete Club am Sonntag seinen Vorsprung über die Zeit. Mit vereinten und mit letzten Kräften; neben den Langzeitverletzten (Tim Handwerker, Tylan Duman, Florian Hübner) fehlten am Sonntag auch noch Felix Lohkemper (angeschlagen), Pascal Köpke (krank) und Fabian Nürnberger (gesperrt).

Als nach elf Minuten auch noch James Lawrence mit einer Knieverletzung vom Feld humpelte, gab es vor allem für die Defensive nicht mehr viele Alternativen; Mitte der zweiten Halbzeit hatte Trainer Markus Weinzierl somit die Wahl zwischen Luis Breunig und Nathaniel Brown, einer der jungen Burschen durfte, ja musste sein Debüt geben. Als es galt, den ebenfalls maladen Erik Wekesser links hinten zu ersetzen.

Pechvogel Breunig

Breunig war erst ein paar Sekunden auf dem Platz, als er den Ball mit seinem schwächeren rechten Fuß klären wollte und Justvan auflegte (1:2, 64.). Es hätte Mitte der zweiten Halbzeit nicht viel schlechter laufen können für den Club, der seine nächste Belastungsprobe aber mit Bravour bestand.

Als „Mann des Nachmittags“ durfte sich hinterher Kwadwo Duah feiern lassen, der mit seinen ersten beiden Heimtoren für den 1. FC Nürnberg die 2:0-Führung besorgt hatte. „Es gibt ein besseres, kein gutes Gefühl für die Pause“, sagte der Stürmer, ohne in der Stunde des Erfolgs die vielen Stunden des Misserfolgs vergessen zu wollen. „Wir müssen hart arbeiten, dass wir diese Leistung bestätigen können.“

Die letzten 90 Minuten 2022 geben immerhin Anlass zur Hoffnung, dass 2023 vielleicht doch noch alles gut werden könnte. Sechs Tabellenplätze ist der Club am Sonntag geklettert, von Rang 17 bis auf Rang elf, hat allerdings nur marginalen Vorsprung auf die Abstiegszone. „Für uns hat sich die Situation nicht großartig verändert“, so Weinzierl in der Pressekonferenz, „wir werden die Erkenntnisse der letzten Wochen verwerten, brauchen jetzt gute Entscheidungen und eine intensive Vorbereitung.“

"Heute ging vieles auf"

Bis zum nächsten Punktspiel am 29. Januar gegen den FC Sankt Pauli bleiben elf Wochen Zeit, die sie beim 1. FC Nürnberg auch zu nutzen gedenken. Unter anderem wird es darum gehen müssen, wie Kwadwo Duah noch mehr eingebunden werden kann. Dass der Schweizer an einem guten Tag den Unterschied ausmachen kann, zeigte er gegen Paderborn nicht zum ersten Mal in dieser Runde.

„Heute ging vieles auf, für mich und das Team“, sagte Duah, „ich bin glücklich, dass sie mich so oft gesucht haben.“ Und mitunter auch gefunden, wie Johannes Geis vor dem 1:0. Die Hinserie möchte Duah trotzdem nicht als gelungen bezeichnen. „Wir waren alle nicht so auf der Höhe“, sagt er, „ich habe es mir sicher anders vorgestellt, viele haben es sich anders vorgestellt.“

275 Sprints - Saison-Bestwert

Das gilt natürlich auch für seinen neuen Chef, der „einfach nur froh und glücklich“ sei; so wie am Sonntag „können wir weitermachen“, sagte Weinzierl. 275 Sprints habe seine Mannschaft hingelegt, Saison-Bestwert: „Das ist die Basis für unser Spiel“, meinte er noch, „wenn wir den Gegner früh anlaufen, sind wir gut im Spiel.“

Für den SC Paderborn hat's gereicht, dessen Trainer Lukas Kwasniok sich nach der vierten Niederlage in Folge mit dem wahrscheinlich wichtigsten Satz im Fußball verabschiedete. „Für Siege“, sagte Kwasniok, „gibt es keinen Ersatz.“ Beim 1. FC Nürnberg wissen sie das nicht erst seit dem 2:1 zum Vorrunden-Abschluss.

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