Fatalismus versus Vorfreude

Stuttgarter Reiselust im Viertelfinale: Wird der Club von VfB-Fans überrannt?

21.2.2023, 13:06 Uhr
Sich-den-Club-Anschauen tut derweil fast so weh wie Stuttgarts Marc Oliver Kempf im Sommer 2020 Michael Frey das tat. 

© Sportfoto Zink / Daniel Marr Sich-den-Club-Anschauen tut derweil fast so weh wie Stuttgarts Marc Oliver Kempf im Sommer 2020 Michael Frey das tat. 

Als sie beim FCN am Dienstag, zwei Tage nach dem 0:5-Desaster in Heidenheim und einen Tag nach der Trennung von Markus Weinzierl, auf den Vereinskanälen die Kartenkauf-Modalitäten fürs DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Stuttgart bekanntgaben, geschah dies in kargen Worten.

Dem Hinweis, dass der Club, immerhin viermaliger Pokalsieger, im nationalen Cup-Wettbewerb erstmals seit 2011 wieder in der Runde der letzten Acht steht, ließ der FCN lediglich die Anmerkung folgen, dass man den VfB am 4. oder 5. April in Nürnberg empfängt.

Nürnbergs Werbetrommel schweigt (noch)

Dass die angespannte Stimmung im Umfeld des fränkischen Viertelfinalisten, der wenige Stunden nach seinem Ostalbtraum am Sonntag Klarheit über seinen Kontrahenten im Wettstreit erhalten hatte, kaum dazu anregt, von Vereinsseite aus die Werbetrommel für ein Fußballspiel Anfang April zu rühren? Ist verständlich. Der Club klebt nach dem katastrophalen Auftritt in Heidenheim im Zweitliga-Keller fest. Seine Kraft und Konzentration unter Dieter Hecking, seinem Sportvorstandstrainer, muss er darauf richten, nicht noch weiter nach unten zu rutschen.

Abstiegsangst statt Pokal-Vorfreude: Das ist auch das, was auf den rot-schwarzen Plattformen, auf Social Media und in den Kommentarspalten im Vorfeld der VfB-Verabredung im Frühjahr durchdrückt. Auch wenn Stuttgart - der Bundesliga-Vierzehnte war neben klassentieferen Nürnbergern der einzige Verein im Lostopf, der in der Eliteklasse nicht einen der ersten sechs Plätze belegt - bereits sonntags als leichtester Gegner wahrgenommen wurde? Fand sich kaum einer, der das so verbalisieren wollte.

Der größte Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte

"Eigentlich völlig egal, wenn wir zugelost bekommen. Wir haben 0,0-Chancen mit den Spielern, mit dem Trainer" kommentierte am Montag um 7.22 Uhr mit mächtig viel Fatalismus vielmehr Clubberer4711, als der glück- und hilflose Markus Weinzierl – mit entsprechenden Adjektiven einst auch in Bad Cannstatt umschrieben - noch FCN-Coach war. Mit dieser Einschätzung fand sich Clubberer4711 in der User-Mehrheit wieder. Nürnbergs Jubelsaison 2006/2007, als der Hans-Meyer-Club die beiden Liga-Matches gegen den späteren Meister in der Gesamtrechnung mit 7:1 für sich entschied? Ist ganz weit weg. Ebenso der begeisternde Pokaltriumph in Berlin, der größte Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte, den man sich anschließend ebenfalls gegen Stuttgart auf den Briefkopf druckte.

Deutlich motivierter nahmen derweil die VfB-Fans den nächsten Pokal-Kontrahenten zur Kenntnis. Vermutlich auch, weil die Anhänger der Schwaben am Tag vor der Auslosung gegen Köln einen 3:0-Heimsieg, seinerseits der erste Liga-Dreier seit dem 13. Spieltag, genießen hatten dürfen. Dass die Erinnerungen an Nürnberg-Ausflüge in und außerhalb des Talkessels zuletzt sehr positiv waren, steigert die Reiselust der Fans enorm. Im April 2017 feierten diese zu gefühlt Zehntausenden im FCN-Stadion frenetisch, als der Erstliga-Aspirant einen 0:2-Rückstand - bewerkstelligt durch Hanno Behrens und ein Cedric-Teuchert-Super-Solo. In der Nachspielzeit in einen für den Aufstieg wegweisenden 3:2-Erfolg umwandelte.

Ebenfalls den Aufstieg quasi in der Tasche und mit diesem bald darauf auf der Heimreise waren gefühlt zehntausende VfB-Anhänger, als man zu Gast beim vom gebürtigen Stuttgarter Jens Keller trainierten Club diesen im April 2020 mit 6:0 zertrümmerte. Und sich die Schwaben damit praktisch eine Liga höher hievten. "Ab nach Nürnberg! Was ein geiles Auswärtsspiel", teilt exemplarisch für viele VfB-Fans der Twitter-User Onghi1893 mit. "Besser hätten wir es nicht treffen können" oder "Das müsste machbar sein.". So etwas liest man auf Facebook bei Anhängern des Brustringklubs aktuell in der Endlosschleife.

Freier Kartenverkauf ab Mitte März

Sie planen zumindest via Social Media die nächste große Reise nach Nürnberg. Wollen das Max-Morlock-Stadion zu Zehntausenden einnehmen. Wie FCN-Fans sich dieser Unternehmung in Sachen Kartenkauf entgegenstellen können, wissen diese zumindest seit Dienstag ebenfalls. Dauerkartenbesitzer können Viertelfinaltickets ab dem 8. März reservieren. Der freie Verkauf startet am 16. März.

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