Pokal-Aus und jetzt?

Zwischen atemberaubend und extrem traurig: Der FCN sortiert sich

Fadi Keblawi

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27.10.2021, 16:52 Uhr
Traurige Nürnberger: Mats Möller Daehli vor einem Hamburger Torjubel.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Traurige Nürnberger: Mats Möller Daehli vor einem Hamburger Torjubel.

Als Jonas David kurz vor Mitternacht am Dienstagabend mit seinem Elfmeter das Ereignis von einem DFB-Pokalspiel zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem Hamburger SV entschieden hatte, da wussten das alle: seine Mitspieler, seine Gegenspieler und natürlich auch die 19 267 Zuschauer im Max-Morlock-Stadion. Nur einer wusste es nicht: Jonas David.

So erzählte das jedenfalls kurz darauf David, als er da angekommen war, wo sich Journalisten und Fußballspieler in Nürnberg treffen, um über Fußballspiele zu sprechen. „Ich wusste gar nicht, dass wir gewonnen haben“, sagte also David, „erst als das Team auf mich zugerannt kam, habe ich es realisiert.“

Deshalb noch einmal zur Sicherheit: Der Hamburger SV hat sich am Dienstag in der zweiten Runde des DFB-Pokals mit 5:3 (1:1, 1:1, 1:0) nach Elfmeterschießen beim 1. FC Nürnberg durchgesetzt. Vorwerfen konnte man dem 21-Jährigen nicht, dass er am Ende seines Arbeitstages den Überblick verloren hatte. Es war einfach zu viel passiert in diesem Treffen zweier Mannschaften, die in der zweiten Liga zum Kreis der Spitzenmannschaften gehören, sich diesem Kreis aber auch über viele Unentschieden angenähert haben. Sechsmal hatte der Club bislang in der Liga Remis gespielt, sechsmal der HSV.

Diesmal stand es ebenfalls Unentschieden nach 120 Minuten, die noch einigermaßen gemächlich begonnen hatten, aber dann so rasant in Fahrt gekommen waren, dass am Ende das ganze Stadion voller Adrenalin war. David hatte mit Blick auf die Turbulenzen des Abends den Anfang gemacht, also war es nur in Ordnung, dass er das Spektakel auch beendete.

Entwarnung bei Krauß

Der Innenverteidiger hatte die Gäste kurz vor der Pause in Führung gebracht. Es stand da schon nicht mehr auf dem Platz sein Kollege Tim Leibold, der nach einem Zusammenprall mit Tom Krauß vom Platz getragen werden musste. Dafür, dass Leibold von einigen Zuschauern mit Pfiffen verabschiedet worden war, entschuldigte sich der FCN am Mittwoch offiziell. Leibolds Kreuzbandriss im rechten Knie war der erste dramatische Höhepunkt an einem Abend, der noch andere bereit hielt.

Das war auch den Nürnbergern zu verdanken, die sich vom Gegentor ebenso wenig irritieren ließen wie von der Verletzung Tom Krauß’. Der prallte kurz nach Wiederanpfiff im Luftduell so heftig mit Miro Muheim zusammen, dass das ganze Stadion den Atem anhielt. Erst nach langer Behandlungspause konnte Krauß vom Platz getragen werden. Immerhin: Sein Daumen ging nach oben. Entwarnung gab dann später auch Krauß’ Trainer. „Er ist bei Bewusstsein und bleibt jetzt erst einmal zur Kontrolle im Krankenhaus“, sagte Robert Klauß. Am Mittwoch durfte Krauß das Krankenhaus wieder verlassen, fällt mit einer Gehirnerschütterung aber erst einmal aus.

Für Krauß kam Taylan Duman und bewies mit seinem von Tim Handwerker fein vorbereiteten Treffer, was diesen Nürnberger Fußballjahrgang auszeichnet: gesteigerte Widerstandsfähigkeit. Wie sich der Club zurück in diese Partie nicht nur arbeitete, sondern auch spielte, das beeindruckte sogar die Gäste. „Nürnberg hat uns alles abverlangt“, sagte Trainer Tim Walter.

Eine starke Gruppe

Angetrieben von Duman, Lino Tempelmann und Mats Möller Daehli machte sich der Club die Partie nun zu eigen - und hätte sie mit Glück schon vor dem Elfmeterschießen entscheiden können. Die Übung misslang, weshalb Duman den Abend so zusammenfasste: „extrem traurig“.

Hamburgs Torwart Daniel Heuer Fernandes hatte die ebenfalls bis zum Ende mutig nach vorne spielenden Gäste durch die Schlussphase der regulären Spielzeit und die Verlängerung gerettet - und durfte im Elfmeterschießen mit ansehen, wie Tempelmann über das Tor schoss, ehe er Sörensens Versuch parierte.

Es war für den Club das unglückliche Ende eines atemberaubenden Abends, aber dem Unglück wollten sich die Nürnberger nicht zu lange hingeben. „Wie wir nach dem 0:1 zurückgekommen sind, darauf bin ich sehr stolz. Das Aus wirft uns nicht um, wir sind als Gruppe stark“, sagte Klauß. Auch Duman dachte bald wieder positiv. „Da baut sich richtig was auf in der Mannschaft“, sagte der 24-Jährige. Das dürfte sogar Jonas David sofort erkannt haben.


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