7:1 gegen die Störche?

Ein Kiel-Schreck beim FCN: Als Szymanek die Nordlichter löschte

8.10.2022, 14:38 Uhr
Torhungrig: Detlev Szymanek gab als Club-Angreifer nicht nur Gladbach-Keeper Wolfgang Kneib das Nachsehen.

© Imago/kicker/Liedel Torhungrig: Detlev Szymanek gab als Club-Angreifer nicht nur Gladbach-Keeper Wolfgang Kneib das Nachsehen.

Detlev Szymanek schaut - so erzählte er es nordbayern.de im November 2017 - gerne vorbei. In der Stadt, für dessen Vorzeigeverein er von Oktober 1978 an zwei Jahre stürmte und in 42 Liga-Partien zwölf Treffer markierte. Gegen Dresden war der gebürtige Berliner damals, im Spätherbst der altmeisterlichen Aufstiegsrunde 2017/18, wieder einmal auf Nürnbergs Lieblingsspielplatz, im Stadion also - und wunderte sich. "Mittags bei Spielbeginn und gleißendem Sonnenlicht war das Flutlicht an."

Schöne Sequenzen

Was Szymanek, der von Düsseldorf aus Fußballprofis und Vereine in besonderen Versicherungsfragen berät und unterstützt, nicht verwunderte, sondern erfreute, berichtete der inzwischen 68-Jährige im Telefongespräch damals auch. Dass der Traditionsclub auf der Anzeigetafel vor Anpfiff Sequenzen von herausragenden, meist erfreulichen Spielen zeigt. Dass er die Helden der Vergangenheit - seine Tradition - auch in der Jetzt-Zeit zur Geltung bringt. Das, sagte Szymanek, wäre "eine gute Sache".

Natürlich sei er in der Club-Hierarchie "kein Morlock oder Brungs". Auf der Anzeigetafel vor dem Dresden-Spiel habe man ihn dennoch sehen können. In Aktion, als der FCN in der Bundesliga-Saison 1978/79 dem pinken Starensemble des HSV auf eigener Spielwiese ein 3:3 abtrotzte und auch Szymanek traf. Die Klasse konnte der im Sommer davor aufgestiegene Altmeister trotz sechs derartiger Arbeitsnachweise des Angreifers nicht halten. Knapp drei Wochen nach der erfolgreich erledigten Hausaufgabe gegen Hamburg war man an gleicher Stätte immerhin eine Runde weiter - im Pokal, dank Detlev Szymanek.

Eins, zwei, drei

Beim Siebenerläuten gegen Holstein Kiel, dem vor den beiden Zweitliga-Duellen 2017/18 einzigen in der jüngeren Vergangenheit notierten Pflichtspiel zwischen dem FCN und dem Verein von der Förde, glückten dem Club-Stürmer drei Glocken. Durch das 2:1 unmittelbar vor der Pause demoralisierte Szymanek die Störche. Nur drei Minuten zuvor hatten diese ausgeglichen.

Nach Wiederbeginn legte der Angreifer, der mit seinen Rochaden auf beiden Flügeln ganz nach dem Geschmack von Club-Coach Zapf Gebhardt agierte, mit einem präzisen Kopfball seinen zweiten Treffer nach, nach einem Abwehrfehler klassentieferer Kieler den dritten.

So genau wie an den Achtungserfolg gegen den HSV oder das 4:2 gegen die Bayern drei Wochen später, als Szymanek im Städtischen Stadion den Schlusspunkt setzte, erinnerte sich der Ex-Profi im Gespräch mit nordbayern.de nicht mehr an die Toreshow gegen Kiel. Er sei damals weite Wege gegangen, die Störche hätten oft versucht, ihn ins Abseits zu stellen. Davor und danach wäre er einige Male alleine auf Kiels Keeper zugelaufen.

Anerkennung durch Tore

Was bei ihm vom Pokal-Treff in Erinnerung geblieben ist, gab Szymanek jedoch bereitwillig preis: "Ich habe in solchen Spielen schwierige Phasen abgeschlossen. Die Fans und die Verantwortlichen haben tief durchgeatmet, wenn ich getroffen habe. Ich habe mir in solchen Partien die Reputation und Anerkennung durch Tore zurückgeholt. Auch gegenüber einem zwiegespaltenen Umfeld, das dann gesehen hat: der hat Qualitäten. Qualitäten, die ich auch in Nürnberg in einigen Bundesliga-Spielen nachweisen konnte."

Ein besonderes Bayern-Schmankerl

Zur Familie Swatosch, in deren Dachgeschosswohnung er lebte und deren Sohn Claus Vorstand der Club-Schwimmabteilung ist, habe er - so sagte Szymanek im November 2017 - nach wie vor guten Kontakt. Warum die Zeit "im wunderschönen Frankenland" darüberhinaus eine "sehr intensive", aber nicht immer sorgenfreie war, erklärte der ehemalige Goalgetter auch. Man hatte den Angreifer, der für die Hertha als weltweit einziger Spieler einst in einem Pflichtspiel gegen die Bayern in sieben Minuten dreimal getroffen hatte, aus Düsseldorf an den Neuen Zabo gelotst, um der jungen Aufstiegstruppe mehr Erfahrung und Durchschlagskraft zu verleihen.

Dann jedoch - zu Beginn der Saison - wurde Szymanek, wie er erzählte, "von Dortmunds Amand Theis umgemäht". Sprunggelenksverletzung, zehn Wochen Pause! Die da beginnende Unzufriedenheit bei ihm, bei den Leuten, die ihn mit entsprechender Erwartungshaltung nach Nürnberg geholt hätten und bei den Fans. Als dies habe ihn sehr beschäftigt, berichtete der reflektierte Fußball-Fachmann. Und das, obwohl Szymanek in der Saison 1978/79 noch Nürnbergs treffsicherster Schütze werden sollte.

Turbulent, aber schön

Im Pokal-Halbfinale - zuvor schaltete der FCN noch Ludwigshafen aus - war gegen den späteren Cup-Sieger Düsseldorf Schluss für Szymanek und seinen Club. Im Oktober 1980 wechselte er nach Schalke. Zunächst auf Leihbasis, anschließend fest verpflichtet. Eine turbulente Zeit sei das damals in Nürnberg gewesen, so konnte man Szymanek zumindest verstehen. Aber auch eine schöne Zeit, die eine "tiefe Verbundenheit" zur Stadt, zur Region und den Menschen dort geschaffen hat. Das sei auch der Grund, warum der Kiel-Kenner - wie er im November 2017 sagte - so gerne, wenn es irgendwann mal wieder geht, in Nürnberg vorbeischaut.

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