Aufschieben statt Antworten: Auch der HCE zweifelt

4.4.2020, 10:10 Uhr
Aufschieben statt Antworten: Auch der HCE zweifelt

Ist es nun ein schleichender Tod, den der Handball auf professioneller Ebene in Deutschland gerade stirbt, ist es ein Abschied auf Raten oder doch nur ein Spiel auf Zeit? Eine verlässliche Antwort kann wie so häufig in diesen Tagen niemand geben. Überall treffen Spekulationen auf eine nährreichen Boden, kaum ein Manager, der seine Meinung nicht zum besten gibt, und eine Liga-Leitung, die Verantwortung weiterreicht, anstatt konsequente Entscheidungen zu tragen. Die Situation in der Handball-Bundesliga ist nach vier Wochen Pause reichlich verworren – und der nun bis Mitte Mai ausgedehnte Aufschub generiert weit mehr Fragen als Antworten.

HCE-Boss Bissel: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass..."

Es stehe außer Frage, "dass die laufende Spielzeit zu Ende gespielt werden muss". So markig ließ sich das HBL-Präsidium noch vor vier Wõchen zitieren. Am 8. März hatten die letzten Bundesliga-Partien stattgefunden, anschließend wurde der Spielbetrieb nach den Vorgaben von Bund und Ländern ausgesetzt. Inzwischen sind die Verantwortlichen vorsichtiger geworden. Mitte der Woche hatte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann, der erstmalig öffentlich eine Art Ablaufdatum für diese Saison setzte, aufhorchen lassen und die Einschätzung der Erlanger Chefetage geteilt. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Saison fortgesetzt wird", hatte HCE-Aufsichtsratschef Carsten Bissel bereits zuvor gesagt.

+++ Teamgeist in der Krise: Der HCE setzt auf Zusammenhalt +++

Zu viele Fragezeichen lassen eine Fortsetzung höchst unrealistisch erscheinen. Im Gegensatz zum Profifußball fallen im Handball die Fernsehgelder von Rechteinhaber Sky weitaus geringer ins Gewicht. Nicht einmal fünf Prozent des jährlichen Etats soll das dadurch erlöste Salär ausmachen, runtergerechnet auf den HC Erlangen wären das etwa 20 000 Euro, die aus der letzten Tranche fehlen würden. Dagegen schlagen andere Kosten mehr zu Buche: Die Hallenmiete wäre bei Geisterspielen kaum zu stemmen, statt Kurzarbeitergeld wäre den Profis wieder das volle Gehalt zu bezahlen. Und das ohne einen Cent Zuschauereinnahmen?

Die Uhr tickt nicht nur in Erlagen

Ein aus wirtschaftlicher Sicht reichlich unrealistisches Szenario. Noch scheut sich die HBL jedoch, angesichts dieses Hintergrunds ihre Hinhaltetaktik aufzugeben. "Nach den nächsten Entscheidungen der Bundesregierung wird kurzfristig entschieden, wie es weitergeht", sagte Bohmann. Ein sofortiger Abbruch ist damit zunächst vom Tisch.

Doch die Uhr tickt. Das Ende des Geschäftsjahres am 30. Juni, die auslaufenden Verträge und die damit verbunden juristischen Fallstricke lassen wenig bis keine Fantasie hinsichtlich einer Fortführung des Ligabetriebs zu. Über dieses Datum hinaus "werden wir die Saison auf keinen Fall fortsetzen", versicherte Bohmann entschlossen.

Zwei Heimspiele mehr? "Das hätte seinen Reinz", sagt Selke

Ein Schlussstrich wird immer wahrscheinlicher. Und danach? "Es geht um eine möglichst faire Entscheidung", erklärte HCE-Geschäftsführer Rene Selke zu den möglichen Szenarien eines Abbruchs, dessen Folgen gerade von einer Liga-Kommission durchgespielt und zeitnah veröffentlicht werden. Am Freitag einigte man sich mit dem DHB schon einmal darauf, dass es dann keine Absteiger geben wird. Was ganz im Sinne des HCE sein dürfte. Keinen Absteiger, zwei Aufsteiger, in der neuen Saison zwei Heimspiele mehr durch die Aufstockung – "das hätte seinen Reiz", findet Selke.

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