Bogenschießen: Idealer Corona-Sport - mit einer Einschränkung

9.2.2021, 09:30 Uhr
Bogenschießen: Idealer Corona-Sport - mit einer Einschränkung

© Diebacher Edelknechte

Eigentlich ist Bogenschießen ein Sport, der wie dafür gemacht ist, um ihn in einer Pandemie auszuüben. Meistens halten sich die Sportler unter freiem Himmel auf, dichtes Nebeneinanderstehen ist wegen der für einen sauberen Schuss erforderlichen Bewegungsfreiheit sowieso nicht sinnvoll und in der Regel ist auch nicht mit Massen von Zuschauern zu rechnen. Speziell das Training – ein Schütze, ein Bogen, ein paar Pfeile und eine Zielscheibe – ist aus epidemiologischer Sicht wohl völlig harmlos.

Trotzdem hat Markus Hahnenkamm, Leiter der Bogensparte bei der Hauptschützengesellschaft Gunzenhausen (HSG), seinen Bogen schon seit November nicht mehr in der Hand gehabt. "Die Sportstätten sind seit 1. Dezember alle geschlossen, das gilt auch für uns", erklärt Hahnenkamm. Nichts los also auf dem Schießplatz des Vereins in einem Waldstück zwischen Ober- und Unterhambach. "Das ist eben so, da sitzen wir alle in einem Boot" sagt er. Fügt aber auch hinzu: "Es ist schon seltsam, dass gleichzeitig die Fußball-Bundesliga stattfinden darf und eine Handball-WM ausgetragen wird."


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Weil sich an der aktuellen Situation aus Sicht des Sports in den kommenden Wochen wohl nichts ändern wird, will der 27-Jährige bald im heimischen Garten eine Zielscheibe aufstellen. "Es geht sogar auch im Haus, dann schießt man halt von einem Ende des Raumes zum anderen", meint er. Schon vergangenes Jahr hat die Pandemie das Vereinsleben weitgehend zum Erliegen gebracht.

Ohne Konzentration geht nichts

Nach dem ersten Lockdown fand zwar ab Mai 2020 wieder Training statt, Wettkämpfe gab es aber das gesamte Jahr über keine. Einzige Ausnahme: die Vereinsmeisterschaft. Jammern will Hahnenkamm trotzdem nicht. "Unser Verein ist gut aufgestellt, die Mitglieder sind uns treu, das muss man lobend erwähnen. Insgesamt geht es uns einigermaßen gut."

Etwa zehn Jahre ist es her, dass er zum Bogenschießen kam. Durch Zufall hat er damals einen Wettkampf im Fernsehen gesehen. Dann wollte er selbst mal einen Bogen in die Hand nehmen – und ist bei der HSG Gunzenhausen gelandet. Schnell hat er erkannt, dass es einige Kraft braucht, den aufgespannten Bogen ruhig zu halten. "Inzwischen schieße ich mit einem ziemlich schweren Bogen, für Anfänger gibt es natürlich auch leichtere Modelle", sagt er.


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An seinem Sport schätzt Hahnenkamm, dass man Abschalten kann von allem, was einen sonst den ganzen Tag über so beschäftigt. Wer erfolgreich sein will, muss sich perfekt konzentrieren können. Seine ganze Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt lenken, auf den nächsten Schuss. "Wenn man im Hintergrund an andere Dinge denkt oder sich über irgendetwas ärgert, trifft man nicht richtig", weiß Hahnenkamm.

Hoffnung auf Training nach dem Lockdown

Er, der als Ingenieur viel Zeit am Schreibtisch verbringt, schätzt auch die Zeit in der Natur. Viermal die Woche steht er in normalen Zeiten am Schießstand, jeweils zwei bis drei Stunden lang. Der Bogensport gliedert sich grob in drei unterschiedliche Disziplinen: das klassische Scheibenschießen im Freien oder in der Halle, das Geländeschießen und das 3D-Schießen. Beim Geländeschießen sind die Scheiben auf einem Parcours im Wald oder in hügeligem Terrain verteilt. Die Entfernung muss der Schütze selbst abschätzen – eine zusätzliche Schwierigkeit.

Das 3D-Schießen funktioniert genauso. Hier stehen allerdings keine Zielscheiben im Gelände, sondern Tierattrappen. Hasen, Wildschweine, Braunbären – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. 2018 und 2019 hat es Hahnenkamm in dieser Disziplin bis auf die Deutsche Meisterschaft geschafft. "Das beherrsche ich halt am besten. Aber ich würde es gerne auch mal in den anderen Disziplinen so weit schaffen."

Durchhaltevermögen braucht es, um ein guter Bogenschütze zu werden, sagt Hahnenkamm. Und man sollte nicht zur Verbissenheit neigen. Ein verkrampfter Schütze trifft selten genau. Rund 30 Mitglieder hat die Bogensparte inzwischen, eine Handvoll Frauen ist auch dabei. Einmal im Jahr machen sie zusammen einen Ausflug. Irgendwo ins Gebirge geht es dann. In ungewohntem Gelände schießen die Sportler dann auf Tierattrappen. Vergangenes Jahr ist der Ausflug ausgefallen, für 2021 sieht es auch nicht rosig aus. Die Geselligkeit fehle sagt Markus Hahnenkamm, trotzdem sei das zu verkraften. "Wichtiger wäre, dass wir mal wieder trainieren dürfen."

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