Borkowski: Auf dem langen Weg zum FCN-Stammspieler

29.4.2021, 07:01 Uhr
Weggerutscht, aber glücklich: Dennis Borkowski nach seinem Tor gegen Kiel.

© Daniel Karmann, dpa Weggerutscht, aber glücklich: Dennis Borkowski nach seinem Tor gegen Kiel.

Sie klatschten und klatschten. Fußballer, Trainer, Aufsichtsräte und wer sonst noch so in offizieller Vereinsmission ins Stadion durfte am Dienstagabend. Nach dem 1:1 (1:0) gegen Holstein Kiel waren sich die wenigen Zuschauer jedenfalls hörbar einig darin, eine ansprechende Leistung gesehen zu haben vom 1. FC Nürnberg.

Gut sechs Wochen ist es erst her, dass man nach demselben Ergebnis gegen den VfL Osnabrück vor allem Panik wahrnahm auf der Haupttribüne. "Definitiv zu wenig" sei das gewesen, maulte Trainer Robert Klauß seinerzeit – der wahrscheinlich selbst im Traum nicht damit gerechnet hätte, dass der in jeder Hinsicht fürchterliche Kick der Beginn einer fast wundersam anmutenden Erfolgsserie werden sollte. Am Dienstagabend blieb der Club im siebten Spiel hintereinander ungeschlagen und hätte sogar gewinnen können, wenn etwa Dennis Borkowski kurz nach der Pause nicht am Pfosten gescheitert wäre und Asger Sörensen am Querbalken.

Mit etwas mehr Glück wäre mehr drin gewesen, worüber sich aber niemand so wirklich aufregen wollte, weil die Nürnberger ordentlichen, strukturierten Fußball gespielt hatten und auch viel gerannt waren. Sportvorstand Dieter Hecking berichtete später stolz von 260 Sprints, mehr als doppelt so viele wie noch Anfang März.

Mit rechts, mit links, mit dem Kopf

Nicht wenige davon musste Dennis Borkowski anziehen, neben Robin Hack als zweite Spitze aufgeboten und damit erster Verteidiger. "Viele Tiefenläufe" hatte sein Trainer von ihm verlangt, auch oder gerade im Pressing. Wenn es galt, die für ihre nordisch-unterkühlte, auf Automatismen beruhende Spieleröffnung bekannten Kieler quer über den Platz zu jagen. "Wenn wir früh anlaufen und hoch stehen, kriegen unsere Gegner Probleme", glaubt Borkowski, "egal wie sie heißen." Aus Überzeugung mutiger: "Das", sagt der 19-Jährige, "kann sich zu unserer Stärke entwickeln."

Der Leihspieler von RB Leipzig, wie sein Weggefährte Tom Krauß noch bis 30. Juni nächsten Jahres an den Club gebunden, ist spätestens am Dienstagabend endgültig angekommen in der zweiten Liga. Sein drittes Tor erzielte er mit rechts, sein zweites (in Düsseldorf) mit links, sein erstes (gegen Sankt Pauli) mit dem Kopf. Borkowski ist ziemlich unberechenbar – und, wenn es sein muss, auch mal Egoist, wie vor seinem 1:0 gegen Kiel.

Namhafte Konkurrenz

"Ich hatte mehrere Optionen, aber mich entschieden, es selber zu machen", so Borkowski am nächsten Mittag, als es im Red-Bull-Konzern die nächste Personalrochade gab. Demnach wird der US-Amerikaner Jesse Marsch aus Salzburg, in der Saison 2018/19 bereits Assistent von Ralf Rangnick, demnächst Julian Nagelsmann ersetzen und damit ab 1. Juli 2022 auch Borkowskis Vorgesetzter.

Der junge Stürmer hat sich in Nürnberg schon ein paar Einsatzminuten mehr erhofft, möchte aber nicht hadern. "Ich brauchte anfangs einfach ein bisschen Zeit" , sagt Borkowski, und nach der Eingewöhnung ist vor dem Angriff. "Unbedingt Stammspieler" möchte er in der neuen Saison werden, trotz namhafter Konkurrenten wie Felix Lohkemper, Pascal Köpke oder Manuel Schäffler.

Über allem steht aber natürlich der Erfolg mit dem Club. "Es kommt uns natürlich entgegen, dass wir jetzt befreiter, mit viel Selbstvertrauen auftreten können", sagt Dennis Borkowski. Nur gut sechs Wochen nach dem Trauerspiel gegen Osnabrück.

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