Chefsache beim FCN: Schenkt Schäffler auch Kiel ein?

16.12.2020, 06:47 Uhr

"Mir hat mal jemand gesagt, bei mir sei es wie mit gutem Wein." Sagte unlängst? Manuel Schäffler. Im Gespräch mit dem kicker - zumindest mit dieser Metapher einen Ausflug in die Genusswelt unternehmend - gab der Club-Goalgetter Auskunft über seinen Reifeprozess vor der gegnerischen Kiste. Und darüber, warum er - einmal entkorkt - den gegnerischen Defensivkräften mit seinen in den vergangenen Jahren und auch zuletzt konstant gezeigten Abschlussqualitäten so starke Kopfschmerzen bereitet.

Weniger Spaß und ganz viel Tore

"Ich habe erst mit 25, 26 verstanden, dass für eine optimale Leistungsfähigkeit Dinge dazugehören, die nicht so viel Spaß machen. Ich arbeite an meinem Körper jeden Tag." So erklärt sich Wiesbadens 19-Tore-Mann der Vorsaison, der für den FCN im laufenden Zweitliga-Betrieb auch schon sechs Treffer markiert und deren zwei vorbereitet hat, die wenig weinselige Voraussetzung dafür, warum er es so regelmäßig klappern lässt. Davon profitiert derzeit besonders Schäfflers Arbeitgeber, der Club.

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Nachdem der Muskelberg aus Fürstenfeldbruck beim Auswärtssieg in Paderborn als kraftvoller Vor-Arbeiter und gefühlvoller Vorbereiter des 2:0, erstmals seit drei Spielen aber nicht als Torschütze aufgefallen war, war es jüngst gegen Würzburg wieder soweit. Der spielstarke Sturmbrocken köpfte den FCN gegen die Unterfranken in Front. Überdies feuerte der Oberbayer seine Kollegen pausenlos an. Und stellte auch abseits seines sechsten Saisontreffers eine stete Gefahr für den Kickers-Kasten dar.

Kiel-Kenner dank Bornemann

Manuel Schäffler, den alle nur Cheffe nennen, macht die Rot-Schwarzen besser. Als Nürnbergs Torjäger bei Holstein Kiel, dem heutigen Club-Gegner, für die Gefährdung der gegnerischen Gehäuse zuständig war, konnte man dies mit Blick auf die Störche so nur zum Teil festhalten. Vielleicht auch, weil Schäffler erst mit 25, 26 verstanden hat, “dass für eine optimale Leistungsfähigkeit Dinge dazugehören, die nicht so viel Spaß machen“, sein Reifeprozess im KSV-Dress (noch) nicht abgeschlossen war. Von Januar 2014 bis Sommer 2016 machte der von Kiels damaligem Sportdirektor Andreas Bornemann an die Förde gelotste Angreifer eigentlich nur in der Drittliga-Saison 2014/15 ein wenig Eindruck, in der dem Nun-Nürnberger immerhin zehn Tore gelangen.

Motiviert, seinem Ex-Klub den Schäfflerschen Reifeprozess vor Augen zu führen, den Kielern das ein oder andere Tor einzuschenken, dürfte der Power-Stürmer allemal sein. Als der 31-Jährige vor ziemlich genau einem Jahr zweimal gegen die Störche traf, geriet dies angesichts von Wiesbadens 3:6-Niederlage zu nicht viel mehr als einer Randnotiz. Ein oder zwei Schäffler-Tore und deutlich weniger Kiel-Glocken würden zu Gast beim norddeutschen Spitzenteam nun vielleicht aber Nürnbergs nächsten Auswärtserfolg bedeuten.

Dass die Wucht und Führungsstärke, die Qualität und der Instinkt seines zentralen Angreifers auch an der Förde wichtig werden könnte für den FCN, ist Robert Klauß jedenfalls bewusst. Als der Club-Coach auf der Pressekonferenz vor der Betriebsreise in den hohen Norden von “jungem Wein“ sprach, war das wohl aber dennoch ein Versprecher. Und keine Hommage an Einschenk-Stürmer Schäffler.