Club-Remis gegen Bremen: Nicht mehr als ein Mutmacher

3.2.2019, 14:11 Uhr
Ein Lichtblick: Matheus Pereira überzeugte mit seinen Pässen und Dribblings gegen Bremen.

© Sportfoto Zink / DaMa, Sportfoto Zink / DaMa Ein Lichtblick: Matheus Pereira überzeugte mit seinen Pässen und Dribblings gegen Bremen.

Die gute Nachricht: Der 1. FC Nürnberg ist nach dem Remis gegen Werder Bremen nicht mehr Tabellenletzter der Fußball-Bundesliga. Die schlechte Nachricht: Der Club steht immer noch auf einem direkten Abstiegsplatz und wartet nunmehr seit 14 Spieltagen auf einen Sieg. Noch schlechter war der FCN nur in der Saison 2013/2014 unter den Trainern Michael Wiesinger und Gertjan Verbeeck, der nach acht Spieltagen am Valznerweiher übernahm. Erst am 18. Spieltag gelang dem charismatischen Holländer damals mit seiner Mannschaft ein 4:0 gegen die TSG Hoffenheim, es folgten vier weitere Siege und der bittere Gang in die zweite Liga.

Zurück in die Realität: Vom Abstieg ist das Team von Michael Köllner aktuell zwar noch ein Stück weit entfernt, doch der Club muss schleunigst punkten, sonst ist es mit dem angestrebten Klassenerhalt bald vorbei. Immerhin: Gegen Werder Bremen fuhren die Nürnberger am Samstag nach sechs Niederlagen in Folge einen Zähler ein.

Mit identischer Aufstellung im Vergleich zur Niederlage gegen Mainz schickte der Coach seine Elf im 4:2:3:1-System aufs Feld. Neben Ondrej Petrak begann diesmal erneut Hanno Behrens im defensiven Mittelfeld. Und der Kapitän setzte das um, was Trainer, Verantwortliche und Fans von einem Führungsspieler erwarten. Er gewann Zweikämpfe, gab Kommandos und war ständig unterwegs. Insgesamt 12,33 Kilometer legte der 28-Jährige gegen Werder zurück, kein anderer Spieler lief an diesem Samstag im Max-Morlock-Stadion mehr. Doch wer viel läuft, verbraucht auch viel Energie - und darunter leidet bekanntlich auch die Konzentrationsfähigkeit. Ob ihm diese in der 73. Minute gefehlt hat, als er nach einem Pereira-Schuss den Abpraller nicht im Tor unterbringen konnte, kann nur der Spieler selbst beantworten. 

Um in der Bundesliga bestehen zu können, müssen solche Bälle ins Netz, das weiß der Kapitän auch selbst. Wie das funktioniert, zeigte der Gegner in der 64. Minute. Nach einem Angriff über die linke Seite setzte Bremens Außenverteidiger Ludwig Augustinsson unbedrängt im Strafraum zu einem Fallrückzieher an und beförderte so den Ball zu Stürmer Johannes Eggestein, der das 0:1 für Werder markierte.

Besonders ärgerlich aus Nürnberger Sicht: bis zu diesem Zeitpunkt war von dem Team von Florian Kohfeldt offensiv fast gar nichts zu sehen. Erst fünf Minuten vor dem Führungstreffer gab der Tabellenzehnte seinen ersten Torschuss in der Partie ab. Was aber über 90 Minuten auffiel: Bremen spielte abgeklärter und präziser. Von insgesamt 586 Pässen kamen 491 beim Mitspieler an. Zum Vergleich: Der Club kam gerade einmal auf 390 Pässe und brachte davon  293 an den Mann

Nach dem Rückstand spielte der FCN zielstrebiger. Insbesondere Matheus Pereira, der gegen Bremen wohl sein bislang bestes Spiel im rot-schwarzen Trikot machte, überzeugte mit seinem Tempo und seinen Pässen. Besonders klug war das Zuspiel des Brasilianers in der 87. Minute auf Mikael Ishak. Der kurz zuvor eingewechselte Stürmer traf zum 1:1 (3. Saisontor) und rannte nach dem Tor nicht zu seinem Trainer, sondern direkt in die Nürnberger Fankurve. Ob sich der Schwede mit diesem Treffer für einen Startelf-Einsatz im Pokal-Achtelfinale am Dienstag gegen den Hamburger SV empfohlen hat, wollte Michael Köllner nach der Partie nicht kommentieren.

 

Der Club-Coach wollte vielmehr das Kollektiv in den Vordergrund stellen: "Es ist ein ganz wichtiger Punkt, weil das Spiel gezeigt hat, über welchen Spirit die Mannschaft verfügt. So wie sich heute alle reingehauen haben, war ganz stark. Es geht nur über Zusammenhalt, das hat man heute gesehen."

Was Köllner aber verschwieg: Gegen diesen Gegner war mehr drin. Die sonst so offensiv agierenden Bremer zeigten im Max-Morlock-Stadion eine - wenn überhaupt - durchschnittliche Leistung. "Wir müssen uns den Vorwurf machen, bei weitem nicht an unsere Leistungsgrenze gekommen zu sein", analysierte Gäste-Trainer Kohfeldt nach der Partie. Ganz im Gegensatz zu den Spielern des 1. FC Nürnberg, die laut Kapitän Behrens über ihre Grenzen gegangen sind. In Anbetracht der beiden Leistungsbewertungen ist der Punkt für den 1. FC Nürnberg also zu wenig - und das Remis gegen Bremen bleibt nicht mehr als ein Mutmacher. 

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