Das Medeiros-Rätsel beim FCN: Auch Keller fordert mehr

11.3.2020, 05:44 Uhr

Wird er noch die erhoffte Verstärkung? Und wann? Der Portugiese Iuri Medeiros hat den Ball beim FCN bislang noch selten am Fuß. © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / WoZi

Die blauen Schuhe wollen so gar nicht zum Anlass passen. Spielersatztraining heißt die Einheit und ist beim 1. FC Nürnberg gedacht für die, die am Nachmittag oder Abend zuvor gar nicht oder höchstens 45 Minuten mitwirken durften in der Zweiten Liga. Also versammelte sich die Gruppe auch am Samstagmittag, auf tiefem Platz und bei eisigem Wind.

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Blessuren, Null-Bilanz beim FCN  - und eben Spielersatztraining 

Wenn man so will hat Iuri Medeiros, sofern gesund, seit Ende Juli einen Stammplatz beim Spielersatztraining. Seine bisherige Saisonbilanz inklusive DFB-Pokal liest sich, auch wegen diverser Blessuren, doch eher trist: Elf Einsätze, nur einer über die volle Spielzeit, sechs Mal eingewechselt, vier Mal ausgewechselt. Kein Tor, keine Torvorbereitung.

Wer weiß, wie Medeiros heute unterwegs wäre, wenn er Ende November in der Nachspielzeit des Derbys allein und unbedrängt vor Fürths Schlussmann in das Tor und nicht links daneben geschossen hätte. Der Portugiese wäre der gefeierte Held gewesen und möglicherweise durch die nächste Zeit getragen worden von der entstandenen Begeisterung um seine Person. So aber kam alles anders.

Wann, wo und wie sich Medeiros im Winterurlaub verletzt haben könnte, blieb vorerst ungeklärt. Den Trainingsauftakt Anfang Januar verpasste er offiziell "nur" wegen eines Infekts, musste aber eineinhalb Wochen später sogar das Trainingslager in Spanien sausen lassen.

Das sagt Palikuca 

Probleme bereitete ihm, wie sein Arbeitgeber am 10. Januar bekanntgab, insbesondere eine entzündete Sehne im linken Mittelfuß, also hieß es für ihn: Donaustauf statt Marbella. Inzwischen ist Medeiros seit über vier Wochen wieder voll belastbar, aber trotzdem noch weit weg von einer Nominierung.

Einer der teuersten Einkäufe der Vereinsgeschichte konnte dem 1. FC Nürnberg bislang nicht wirklich helfen; das Warum beschäftigt natürlich auch den für seine Verpflichtung verantwortlichen Sportvorstand: "Man merkt ihm an, dass er die komplette Wintervorbereitung versäumt hat", sagt Robert Palikuca, hofft aber auf zeitnahe Besserung: "Er versucht, wieder den Anschluss herzustellen."

Die Leichtigkeit fehlt: Gegen Hannover - und auch bei Medeiros 

Viel mehr als ein Versuch ist das bislang aber offenbar nicht gewesen; seit dem 9. Februar kann Medeiros wieder mit der Mannschaft trainieren, wirkt aber oft zaghaft und ist körperlich nicht gerade robust.

Dabei würde seinem Club die Kreativität und Ballgewandtheit des angeblich 2,5 Millionen Euro teuren Sommer-Zugangs von Sporting Lissabon gerade jetzt ausgesprochen gut tun. Auch am Freitagabend gegen Hannover 96 tat sich der Bundesliga-Absteiger ausgesprochen schwer damit, Chancen zu kreieren. Überraschungsmomente? In den meisten Phasen Fehlanzeige.

Keller: "Er muss sich deutlich steigern" 

Zwar hatte Medeiros bereits am 18. Februar in einem internen Test gegen die U21 sein Wettkampf-Comeback gegeben, den direkten Vorgesetzten aber nicht wirklich überzeugen können. "Nicht ganz so gesehen, wie es in der Öffentlichkeit dargestellt wurde" hatte Jens Keller den 70-Minuten-Auftritt des 25-Jährigen, wie er bereits vor dem Heimspiel gegen Darmstadt betonte, "ich glaube, ihm fehlt schon noch einiges, er muss zulegen, auch was die Arbeit gegen den Ball angeht."

"Zwei, drei gute Aktionen" von Medeiros gegen die Regionalliga-Vertretung hatte auch Keller gesehen, in der Summe sei das aber zu wenig, "er muss sich deutlich steigern." Steigert sich aber nicht. Auch in Karlsruhe und gegen Hannover zählte er nicht zum 20-köpfigen Aufgebot. Es wird langsam Zeit für Medeiros, ansonsten droht der ehemalige Vizeeuropameister mit Portugals U21 als großes Missverständnis in die Personalstatistik des 1. FC Nürnberg einzugehen.

"Medeiros Paradeposition ist die rechte Außenbahn, wo er als Linksfuß gerne den Weg ins Zentrum sucht", so ließ sich der Sportvorstand am 19. Juli und nach Medeiros‘ Vorstellung in einer Pressemitteilung zitieren, "wir sind froh, dass wir einen Spieler mit seinen Qualitäten für uns gewinnen konnten." Auch deswegen gaben sie ihm gleich einen Vierjahresvertrag. Jedoch bestimmt nicht für das Spielersatztraining. 


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