Derby-Sieg und Tabellenführung: Fürth schlägt FCN mit 3:2

29.11.2020, 15:31 Uhr
Das 2:1 im Max-Morlock-Stadion: Nielsen (links) schlenzt den Ball gekonnt ins hintere Eck.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Das 2:1 im Max-Morlock-Stadion: Nielsen (links) schlenzt den Ball gekonnt ins hintere Eck.

So ein Derby zieht seinen besonderen Reiz natürlich aus der Tradition, aber eben auch aus der jüngeren Vergangenheit. Unbestechliche Statistiken besagen, dass der 1. FC Nürnberg von elf Heimspielen gegen die SpVgg Greuther Fürth in diesem Jahrtausend nur zwei gewinnen konnte und sogar sechs Mal ohne eigenen Treffer blieb.

Der Nachbar entwickelte sich somit in den vergangenen Jahren mehr und mehr zum Angstgegner für den Club - und konnte den Ruf am Sonntagnachmittag erneut bestätigen. Als Derby-Held nach dem 3:2 (2:1)-Erfolg der Spielvereinigung darf sich der zweifache Torschütze Nielsen (3./37.) fühlen, Hrgota legte unmittelbar nach der Pause den dritten Treffer nach. Schäfflers zwischenzeitlicher Ausgleich (8.) konnte seine Elf nicht wirklich beflügeln, Dovedans Anschlusstreffer (78.) kam zu spät.

Die Gäste traten auf, wie man es von einer Mannschaft erwarten darf, die zuletzt vier Siege aneinanderreihen konnte. Unheimlich selbstbewusst, gut organisiert und mit ständigem Drang nach vorn. Fürth wollte Nürnberg erstürmen, von Beginn an dominant sein. Agieren, nicht reagieren. Also den Fußball spielen, den sie am besten können.

Zwei Tore in acht Minuten

Und genau den zeigten sie auch vom Anpfiff weg. In den ersten knapp drei Minuten lief der Club nur hinterher, das erste Mal richtig in Ballbesitz kam Klauß' Elf beim Anstoß nach dem 0:1. Mavraj hatte mit einem weiten Pass den Kollegen Hrgota gesucht und gefunden, der ungestört von Handwerker und Sörensen annehmen und den Ball auf Nielsen durchstecken konnte. Das ging aus Sicht der Nürnberger viel zu einfach.

Aus Sicht der Fürther ging das 1:1 zu einfach, nur fünf Minuten später der Ausgleich: Mühl im Aufbau mit einem gefühlvollen Pass auf Hack, seine Flanke fand in der Mitte Schäffler. Kopfball, Tor, sein fünfter Saisontreffer stellte die Partie wieder auf Null.

Danach passierte in und an den Strafräumen zunächst nicht mehr viel; Schäfflers sehenswerter Fallrückzieher bedeutete nicht wirklich Gefahr für Burcherts Kasten, ebenso Hrgotas Schüsschen auf der anderen Seite. Gegen Mitte der ersten Halbzeit nahm das Derby aber wieder Fahrt auf - und der Club hätte in Führung gehen müssen: Hack fehlten nach Vorlage von Schäffler nur ein paar Zentimeter, Fürths Green wenig später der Mut, es aus 16 Metern auch mal mit dem Spann zu versuchen. Mathenia konnte den Schuss mühelos parieren.

Nielsen ohne Gegenwehr

Als sich beide Mannschaften gerade zu neutralisieren begannen, schlugen die Weiß-Grünen erneut eiskalt zu. Der überragende Raum nahm auf links Nielsen mit, der noch ein paar Schritte spazieren ging und anschließend per Schlenzer zum 2:1 traf. Weil sich niemand für ihn zuständig fühlte.

Zweimal miserabel verteidigt vom 1. FC Nürnberg und somit anders als von Klauß angekündigt. "Wir wollen Druck auf den Gegner machen, sie nicht in ihr Spiel kommen lassen, schauen, dass wir immer wieder schnelle Umschaltmomente generieren", so hatte er bei Sky zuvor den Matchplan zusammengefasst. Nürnberger ersetzte zunächst wie erwartet den schwer verletzten Köpke, Lohkemper rückte nach vorn, Misidjan saß 51 Tage nach seiner Ruptur der Syndesmose und des Außenbandes im Sprunggelenk überraschend wieder auf der Bank.

In den ersten Minuten nach der Pause hatte der Club nicht viel zu bestellen. Fürth drängte gleich mit Macht auf die Entscheidung und legte auch zügig das 3:1 nach. Wie sie Hrgota da im Strafraum freispielten, hatte schon etwas von einer Vorführung, der Kapitän vollendete elegant (47.). Sekunden später fast das 4:1: Green schlenzte die Kugel an die Latte und wenig später im Nachschuss an den Pfosten, nachdem Hrgota aus kurzer Distanz an Mathenia gescheitert war.

Zweimal Aluminium

Man musste jetzt aus Sicht der Nürnberger langsam mit dem Schlimmsten rechnen; mit Ball zeigte die Spielvereinigung phasenweise einen Klassenunterschied auf, der Club hatte vor allem in der Rückwärtsbewegung große Probleme, dem Tempo der Gäste zu folgen. Und vorn war fast alles auf Schäffler ausgerichtet, der in Mavraj und Jaeckel aber zwei aufmerksame Bewacher hatte.

Von der Aufbruchstimmung nach dem 4:1 in Osnabrück am Montagabend war nach gut einer Stunde nicht mehr viel übrig. Zumindest den Willen konnte man ihnen nicht absprechen, den Sonntagnachmittag noch zum bestmöglichen Ende zu bringen. Valentinis abgefälschter Schuss kullerte knapp am rechten Pfosten vorbei (64.), Schäffler scheiterte eine Minute später mit einem Kopfball an Burchert.

Fürth zog sich mehr und mehr zurück und lauerte auf den einen, den entscheidenden Ballgewinn samt Umschaltmoment. So etwas wie Druck konnte der Club in der Schlussphase aber nicht wirklich aufbauen; Lohkemper scheiterte am herausstürzenden Burchert (72.), das 2:3 war letztlich ein Geschenk: Sarpei rutschte im eigenen Strafraum weg, Dovedan bedankte sich auf seine Art (78.).

Nürnberg war plötzlich wieder dran; mit Behrens und Schleusener wechselte Klauß zwei frische Kräfte ein, um das 3:3 noch zu erzwingen. Und siehe da, nach schönem Dovedan-Zuspiel hatte Schleusener tatsächlich den Ausgleich auf dem linken Fuß, fand aber im weit aus seinem Kasten geeilten Burchert seinen Meister. Ein Kopfball des Relegations-Helden in der Nachspielzeit flog einen Meter vorbei.

Wenig später war Schluss - und der Club um eine unerfreuliche Derby-Erfahrung reicher. Die Spielvereinigung hingegen feierte ihren fünften Sieg in Folge. Und die Tabellenführung.

Nürnberg: Mathenia; Valentini, Mühl, Sörensen, Handwerker – Krauß (79. Behrens), Geis – Hack, Nürnberger (46. Dovedan) – Schäffler, Lohkemper (79. Schleusener).

Fürth: Burchert; Meyerhöfer, Jaeckel, Mavraj, Raum – Sarpei - Seguin (79. Bauer), Ernst (74. Stach), Green – Nielsen (85. Leweling), Hrgota.

Schiedsrichter: Brych (München). - Zuschauer: keine. - Tore: 0:1 Nielsen (3.), 1:1 Schäffler (8.), 1:2 Nielsen (37.), 1:3 Hrgota (47.), 2:3 Dovedan (78.). - Gelbe Karte: Klauß.

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