Interview mit dem Meisterfahrer

DTM-Champion Maxi Götz über eine lange Partynacht und seinen großen Erfolg

11.10.2021, 17:32 Uhr
"Ich war als kleiner Bub am Norisring. Jetzt bin ich DTM-Champion. Das ist schon Wahnsinn": Maximilian Götz hat sich in der Heimat den Meistertitel gesichert.

© Sportfoto Zink / Heiko Becker, Sportfoto Zink / Heiko Becker "Ich war als kleiner Bub am Norisring. Jetzt bin ich DTM-Champion. Das ist schon Wahnsinn": Maximilian Götz hat sich in der Heimat den Meistertitel gesichert.

Die wichtigste Frage nach einer sicher langen und exzessiven Nacht auf Montag. Wie geht es Ihnen, Herr Götz?

Götz: Ich trinke gerade einen Schluck Wasser. Das ist auch nötig.

Ohja, Ihre Stimme klingt sehr angekratzt.

Götz: Wir haben bis sechs Uhr am Montagmorgen im Mach 1 gefeiert und waren die Letzten, die gegangen sind. Es war sehr intensiv, aber so muss es auch sein. Wir sind ja nicht aus Zucker. Am Abend gehen wir mit der Familie essen, am Dienstag bin ich in Affalterbach bei AMG. Da wird es eine große Sause geben mit allen Mitarbeitern. Es liegt also noch einiges vor mir, aber es ist natürlich geil. Das macht man ja alles gerne nach so einem Erfolg.

Es gab also offensichtlich genug kühle Getränke. Das war ja Ihre große Hoffnung nach dem Sieg am Sonntag.

Götz: Es gab einen Pauschalpreis, alles was ging... (lacht)

Haben Sie mitgezählt, wieviele Interviews Sie nach dem Triumph schon geben mussten?

Götz: Ich war bis 19.30 Uhr am Sonntag angespannt. Fünf Stunden nach dem Rennen war ich immer noch beschäftigt mit Interviews und Aufnahmen fürs Fernsehen. Das war natürlich eine Ehre und sehr emotional.

Sie haben aber sicher jedes Interview genossen - sonst stehen Sie ja nicht so sehr im Mittelpunkt.

Götz: Natürlich, das muss man mitnehmen und genießen. Das ist ja alles eine Belohnung für die harte Arbeit.

Mit jedem Satz haben Sie wahrscheinlich auch ein bisschen mehr realisiert, was da am Wochenende passiert ist.

Götz: Klar. Der Pokal steht jetzt in meiner Wohnung in Uffenheim neben all den anderen Pokalen, die ich eingefahren habe. Das ist grandios. Es wird trotzdem dauern, bis man das alles realisiert hat - es war ja schon geschichtsträchtig.

Ist alles so gekommen, wie Sie sich das einst in Ihren Träumen ausgemalt haben?

Götz: Ich war als kleiner Bub mit acht, neun Jahren am Norisring und habe Autogramme von den Großen gesammelt. Jetzt bin ich DTM-Champion, das ist schon Wahnsinn. Mir geht vieles durch den Kopf. Der lange Weg bis hierhin, was wir alles gegeben haben, die Aufs und Abs, die wir erlebt haben - das fällt alles jetzt von den Schultern und man wird belohnt für die harte Arbeit der vergangenen 25 Jahre. Das ist ein Moment, den man nicht beschreiben kann. Natürlich hat man Träume und malt sich das alles aus, aber wenn es soweit ist, kann man es anfangs gar nicht realisieren.

"Das ist natürlich Wahnsinn"

Es war vor dem Wochenende ja auch eher unwahrscheinlich, dass Sie noch den Titel holen...

Götz: Es kam alles zusammen. Wir hatten natürlich im Sommer vor, vorne mitzufahren, wir wollten um den Meistertitel kämpfen. Dass wir uns dann am Samstag in die Situation gebracht haben, dass wir zuschlagen können, wenn die anderen Fehler machen, das war natürlich perfekt. Ich habe immer gesagt, dass wir die Außenseiter im Titelkampf sind. Trotzdem wollte ich den Norisring genießen, die Rennen so gut es geht fahren - und dann mal schauen, was die anderen beiden so machen. Ich kenne Kelvin van der Linde schon lang, ich wusste, dass er in Turn 1 alles probieren wird. So kam es ja - und ich habe einfach nur darauf reagiert.

Spüren Sie auch eine gewisse Genugtuung? Bei Ihrem ersten Intermezzo in der DTM landeten Sie am Ende auf dem 22. und 20. Platz.

Götz: Sechs Jahre danach nochmal den Titel zu holen, ist natürlich Wahnsinn und eine Bestätigung. Ich habe mit vielen Leuten gesprochen, die alle sagten, dass der Titelgewinn hochverdient war. Das zu hören, tut schon sehr gut.

Sie wirkten selbst kurz nach dem Rennen sehr reflektiert und haben betont, welch großes Privileg es sei, Rennfahrer sein zu dürfen.

Götz: Es ist ein Geschenk. Ich habe jede Minute genossen und bin dankbar, dass ich Autorennen fahren darf. Es gibt viele Jungs, die diese Chance vielleicht nicht bekommen, auch wenn sie davon träumen. Mein Erfolg ist aber eine Bestätigung, dass es irgendwann klappt, wenn man seine Ziele immer verfolgt und versucht, seine Träume zu leben.

Haben Sie durch den Titel eigentlich jetzt Ihr Cockpit auf Jahre sicher? Oder sagen die Verantwortlichen: Naja, der Götz ist jetzt 35 und wird auch nicht jünger?

Götz: (lacht) Aktuell habe ich noch keinen neuen Vertrag. Die Chefs von AMG haben mich aber schon angerufen und beglückwünscht - und mir gesagt, dass sie auf jeden Fall mit mir weitermachen wollen.

Mit dem Auto durch Uffenheim?

Sie haben am Wochenende sehr viel Werbung für Ihre Heimatstadt gemacht. Der Bürgermeister von Uffenheim hat sich sicherlich auch schon gemeldet...

Götz: Auch, ja. Ich möchte gerne auch noch was mit der Stadt organisieren. Mein Traum wäre, das Auto nach Uffenheim kommen zu lassen und dort eine Runde zu drehen. Jetzt muss sich aber alles erstmal setzen.

Wieviel Zeit verbringt der Franke Maximilian Götz überhaupt in Franken?

Götz: Dieses Jahr war es nicht viel. Ich war eigentlich nur zum Wäschewaschen und Ausruhen mal hier. Ansonsten war ich von Mai bis Oktober sehr viel unterwegs, die Zeit war sehr intensiv. Jetzt ist aber Zeit, die Heimat auch mal zu genießen, Freunde zu treffen und vielleicht mal zu wandern oder einen schönen Herbstspaziergang zu machen. Das hilft ja auch beim Runterkommen. Momentan sind es noch so viele Emotionen und Gefühle. Auf dem Handy habe ich sicherlich noch 300 Nachrichten auf WhatsApp und 1000 auf Instagram, die ich alle noch nicht gelesen habe. Das wird sicher noch die ganze Woche dauern, aber auch das will ich einfach genießen.

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