Glücklich beim Club: Valentini lobt den Zusammenhalt

20.6.2019, 11:17 Uhr
"Der Zusammenhalt war unser höchstes Gut": Enrico Valentini (rechts) hat mit dem Club in zwei Jahren einen Auf- und einen Abstieg erlebt.

© Sportfoto Zink / DaMa "Der Zusammenhalt war unser höchstes Gut": Enrico Valentini (rechts) hat mit dem Club in zwei Jahren einen Auf- und einen Abstieg erlebt.

Enrico Valentini war noch nicht eingeschult, als er schon beim 1. FC Nürnberg Fußball spielte. Als A-Jugendlicher trainierte er später mit den angehenden Pokalsiegern von Hans Meyer und spielte dann zwei Jahre lang für die U 21. Aber es sollte lange dauern, ehe sich ein Kindertraum erfüllte: Die Bundesliga mit seinem Club, zu dem Valentini nach Profi-Stationen beim VfR Aalen und beim Karlsruher SC erst vor zwei Jahren zurückkehrte.

Seither hat Enrico Valentini, der einzige gebürtige Nürnberger im Team, alles erlebt, was man beim Club erleben kann, alles kompakt: einen Aufstieg, einen Abstieg, alles noch etwas turbulenter als beim KSC, mit dem Valentini im Mai 2015 schon in der Bundesliga angekommen schien - ehe, im Relegations-Rückspiel, ein (sehr fragwürdiger) Freistoß in letzter Sekunde zugunsten des Hamburger SV entschied. Zwei Jahre später stieg Karlsruhe ab.

Der Glaube als Halt

"Komisch", sagt Enrico Valentini jetzt, da mit dem Trainingsauftakt am Valznerweiher alles wieder von vorne beginnt: "Ich habe darauf gewartet, dass wie jedes Jahr die Aufregung kommt - aber sie kommt diesmal nicht so." Der Fußball, speziell der Club, härtet ab, aber vor allem ist Enrico Valentini, 30 Jahre alt, längst ein sehr erwachsener Fußballer. Er liebt diesen Verein, mit dem er schon als Fan auch zu leiden lernte, er liebt das Spiel, "glücklich und dankbar", sagt Valentini, sei er, "dass alles so gekommen ist" - die schöne Karriere, die Heimkehr nach Nürnberg. Aber Fußball ist nicht sein ganzes Leben.

Enrico Valentini ist ein überzeugter Christ; über einen Hauskreis in Aalen, wo er mit dem VfR in die 2. Liga aufstieg, vertiefte er seinen Glauben und hat, wie er sagt, "auch keinerlei Angst, das offen hinauszutragen". Als Sohn italienischer Eltern, die ein schönes Restaurant im Herzen von Zabo betreiben, wuchs das jüngste von drei Kindern natürlich katholisch auf. "Ich kannte die Form, ich wusste, es gibt einen Gott, aber dachte, das schaffst du auch allein", erzählt er, erst die Bibel-Lektüre machte ihm "Gott und den Glauben erst richtig bewusst" (Valentini).

"Anfangs schwer" sei das gewesen, aber je mehr er las, desto besser verstand Enrico Valentini die Botschaft. Junger Familienvater ist er auch, und wer sich mit Valentini unterhält, lernt einen reflektierten, sehr angenehmen Menschen kennen. So tritt er auch beim Club auf, er ist ein Gesicht der Mannschaft, Valentini versteckt sich nicht, wenn es schlecht läuft. Er ist ein begehrter Gesprächspartner, weil er die Dinge differenziert zu betrachten versteht.

Das hat ihm geholfen nach einem traumhaften ersten Jahr, in dem der Rechtsverteidiger Valentini in 33 von 34 Spielen auf dem Platz stand. Er war der beste Tor-Vorbereiter der Aufsteiger, aber in der Bundesliga erlebte er, wie das gesamte Team, "extrem harte Wochen". Zwei Sehnenrisse, der erste bereits im November, zwangen ihn lange zum Zuschauen, die letzten zwei Monate des vergeblichen Abstiegskampfs erlebte Valentini auf der Tribüne - "das tut richtig weh, du willst ja unbedingt helfen".

Aber das Leben neben dem Fußball, sagt Valentini, habe ihm gut getan; daheim hatte er "einen geliebten kleinen Menschen, der davon gar nichts wusste", "eine schöne Ablenkung" sei das gewesen - in Monaten, die Valentini auch deshalb "außergewöhnlich" fand, weil das Team am Misserfolg nicht zerbrach.

"Wir waren nie völlig down"

Auch wenn die Umstände, die Monate ohne Sieg, es hätten vermuten lassen: "Wir waren nie völlig down", das "höchste Gut" sei der Zusammenhalt gewesen - und wie alle anderen war Enrico Valentini sehr berührt, als Zehntausende im Stadion den unglücklichen Fußballern für ihren Widerstandsgeist dankten, als der Abstieg perfekt war.

 

 

Ähnlich hatte es Valentini zuvor nur in Aalen erlebt, dort gewachsene Freundschaften pflegt er bis heute, das ist ihm wichtig. "Ob es jetzt beim Club wieder so ist, wird man sehen, wenn wir nicht einmal mehr zusammen spielen", sagt er. Aber es gibt genug Mitspieler, mit denen Valentini gerne befreundet bliebe. Ein solches Klima, findet er, müsse wachsen, "es ist Erziehung, die jeder Einzelne einbringt", und, natürlich: Für die Mission Wiederaufstieg wäre das eine der besten Grundlagen.

Enrico Valentini ist gesund und wieder voll belastbar. Er freut sich sehr auf die Saison - und Aufregungen, da kann man beim Club einigermaßen sicher sein, kommen noch genug.

 

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