Grethlein und der FCN: "Wir müssen uns nichts vorwerfen"

28.10.2020, 19:12 Uhr
Schon wieder Vorsitzender - oder immer noch: Dr. Thomas Grethlein geht in sein siebtes Jahr an der Spitze des Aufsichtsrats. 

© Sportfoto Zink / Daniel Marr Schon wieder Vorsitzender - oder immer noch: Dr. Thomas Grethlein geht in sein siebtes Jahr an der Spitze des Aufsichtsrats. 

Herr Dr. Grethlein, am Dienstagabend sind Sie von Ihren Kollegen zum siebten Mal in sechs Jahren zum Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt worden. Was haben Sie, was die anderen nicht haben?

Grethlein: "Das kann ich Ihnen nicht sagen, wir alle haben unsere Stärken und Schwächen. Was mich in diesem Zusammenhang auszeichnet, müssen andere beurteilen."

Wie gehen Sie mit dem nächsten Vertrauensbeweis um? Macht Sie das stolz?

Grethlein: "Stolz ist sicher das falsche Wort. Aber natürlich freut es mich sehr, wenn mir meine Kollegen diesen erneuten Vertrauensbeweis ausstellen und mir dieses verantwortungsvolle Amt übertragen, dem ja vor allem die kommunikative Schnittstelle zwischen dem Gremium und dem Vorstand obliegt."

Ist es vor allem eine Verpflichtung, noch mehr zu tun und besser zu werden?

Grethlein: "Mein zeitliches Engagement kann ich kaum mehr steigern. Aber besser werden, das kann man immer. Man lernt ja schließlich immer dazu, und das nicht nur im Amt. Ja, es ist, wie Immanuel Kant einmal gesagt hat, eine ,Pflicht gegen sich selbst', seine Fähigkeiten weiterzuentwickeln."

"Nach bestem Wissen und Gewissen"

In letzter Zeit ist in Zusammenhang mit dem 1. FC Nürnberg viel über Fehler gesprochen worden. Im Rückblick: Welche Fehler haben Sie gemacht? Müssen Sie sich irgendetwas vorwerfen?

Grethlein: "Ein Sprichwort sagt: ,Im Nachhinein ist man immer klüger.' Insofern würde man aus dem jetzigen Kenntnis- und Erfahrungsstand sicher manches anders angehen. Aber man muss die Entscheidungen doch immer aus dem Horizont des jeweiligen Zeitpunkts betrachten. Alle Entscheidungen, die wir übrigens immer auch mehrheitlich getroffen haben, kamen nach intensiven Diskussionen, sorgfältigen Überlegungen und, wie man so sagt, nach bestem Wissen und Gewissen zustande. Insofern würde ich nicht sagen, dass ich mir oder wir uns etwas vorwerfen müssten. Die Dinge, in denen ich und auch das Gremium besser werden müssen, spielen meines Erachtens in der Öffentlichkeit gar keine Rolle."

Mit Peter Meier ist ein Vorstandsmitglied der Nürnberger Versicherung jetzt Ihr erster Stellvertreter. Heißt das auch, dass der Hauptsponsor künftig mehr Einfluss nehmen kann, mehr Mitspracherecht besitzt?

Grethlein: "Alle neun Aufsichtsräte sind gleichberechtigt und die Entscheidungen des Gremiums müssen immer von einer Mehrheit getragen werden, insofern kann der Hauptsponsor dadurch nicht mehr Einfluss nehmen. Ganz unabhängig von meinem sehr geschätzten Kollegen Peter Meier haben wir ein sehr gutes Verhältnis zur Nürnberger Versicherung und pflegen mit deren Verantwortlichen wie auch mit einigen Mitarbeitern einen intensiven Austausch, insbesondere im Hinblick auf unser Marketing und in strategischen Fragen."

Sorgfalt, Strategie und Präzision

Welche Ziele möchten Sie bis 2023, in Ihrer neuen Amtszeit als Aufsichtsrat, mit dem Club erreichen?

Grethlein: "Natürlich soll der Club sportlich möglichst erfolgreich sein – das ist ja der Sinn und Zweck eines Fußballvereins. Dafür kann und muss der Aufsichtsrat den Boden bereiten, indem er wirtschaftliche Sorgfalt walten lässt und darauf achtet, dass die Strukturen, die Organisationsformen und die Mitarbeiter im Verein auf diesen Erfolg ausgerichtet sind. Und schließlich möchte ich den Vorstand dabei unterstützen, dass wir die strategische Ausrichtung und unsere Marktpositionierung weiterentwickeln und präziser fassen."

Macht es in den unruhigen Zeiten gerade überhaupt Sinn, sich Ziele zu setzen?

Grethlein: "Den Weg zu den Zielen sollte man immer als iterativen Prozess verstehen. Insofern führen die von Ihnen angesprochenen unruhigen Zeiten sicherlich dazu, dass man die Wege immer wieder auf den Prüfstand stellen und vermutlich auch verändern muss. Doch wer sich keine Ziele setzt, verliert die Orientierung."

Köpfe statt Gesichter

Mit Professor Dr. Matthias Fifka und Chhunly Pagenburg sitzen zwei neue Gesichter im Aufsichtsrat. Was erwarten Sie sich persönlich von den beiden?

Grethlein: "Es kommt nicht so sehr auf die Gesichter als vielmehr auf die Köpfe an. Beide werden sicherlich mit ihren unterschiedlichen Kompetenzen einen wichtigen Beitrag dazu liefern, dass das Gremium und auch der gesamte Verein die professionelle Entwicklung in der Zusammenarbeit und in den Strukturen weiter vorantreibt."

+++ Weiter Club-Boss: Grethlein behält die Zügel in der Hand +++


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