Kleeblatt

Große Kader-Analyse: Kandidaten für die Kleeblatt-Zentrale

6.6.2021, 06:00 Uhr
Raus aus der Zentrale: Sebastian Ernst wechselt nach Hannover. Im Fürther Mittelfeld entsteht dadurch eine große Lücke.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, NN Raus aus der Zentrale: Sebastian Ernst wechselt nach Hannover. Im Fürther Mittelfeld entsteht dadurch eine große Lücke.

Torgefährlich, technisch stark, lauffreudig: Die Route aus Anton Stach, Paul Seguin, Julian Green und Sebastian Ernst hat überzeugt. Letztgenannter aber hat sich für einen Wechsel zu Hannover 96 entschieden, und schon klafft auch in der Zentrale eine Lücke. Es ist nicht die einzige im aktuellen Kader der Spielvereinigung Greuther Fürth, wie unsere große Analyse zeigt. In Teil eins und Teil zwei haben wir uns bereits mit möglichen Kandidaten für die Innenverteidigung und die linke Abwehrseite beschäftigt. Nun steht das Mittelfeld an.


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Die Grundlage für Auswahl bilden sowohl Datenprofile als auch Videomaterial. Die Grundüberlegungen umfassen dabei neben den sportlichen Aspekten auch wirtschaftliche Überlegungen: Die Spielvereinigung wird weder in Sachen Gehälter noch in Sachen Ablösesummen plötzlich in andere Sphären vorstoßen - was Spieler, die bisher anderswo Großverdiener waren, unwahrscheinlich macht.

Nicht in die Überlegungen einfließen können weiche Faktoren wie Persönlichkeit des Spielers oder das Passen ins Mannschaftsgefüge. Deshalb sind die Vorschläge auch nicht als allumfassend oder als Weltformel für den Klassenverbleib zu verstehen, sondern als interessante - möglicherweise auch rein theoretische - Möglichkeiten. Was sie auf keinen Fall sind, sind Gerüchte.

Mittlere Priorität: Zentrales Mittelfeld

Die Transfers von Max Christiansen und Nils Seufert schaffen Kaderbreite im zentralen Mittelfeld. Beide bringen ordentliche bis gute technische Fähigkeiten mit, können im Kurzpassspiel auch überzeugen. Seufert kann darüber hinaus auch Druck auf die Gegner ausüben, ist in der Balleroberung in der gegnerischen Hälfte durchaus kompetent.

Dennoch fehlt dem Kader derzeit im Zentrum noch einerseits ein Spieler, der Ernsts Torbeteiligungen - immerhin 21 in den vergangenen zwei Jahren ersetzt. Hinzu kommt auch, dass Ernst mit seinen Fähigkeiten im Kopfball - fünftbeste Kopfballduellquote unter den Mittelfeldspielern - im Verteidigen von langen Bällen eine Rolle spielte und bei der Passgenauigkeit ins gegnerische Verteidigungsdrittel zu den Top Ten der Mittelfeldspieler gehörte.

Die Kombination dieser Fähigkeiten bringt im aktuellen Kader in dieser Form nur noch Anton Stach mit. Ein weiterer Spieler dieses Kalibers wäre also wünschenswert. Darüber hinaus wäre auch ein Backup für Paul Seguin im zentralen Mittelfeld hilfreich. Also jemand, der den passsichersten und mit der besten Übersicht versehenen Spieler im Kader zur Not ersetzen kann oder zumindest ermöglicht, dass er eine Verschnaufpause bekommt.

Mögliche Kandidaten fürs Fürther Mittelfeld

Lukas Görtler (26, FC St. Gallen, Deutschland): Der Bamberger, der sich auf Grund eines 18-minütigen Einsatzes bei den Profis von Bayern München 2014/15 Deutscher Meister nennen darf, ist in den vergangenen beiden Jahren unter Peter Zeidler in der schweizer Super League zu einem gestandenen zentralen Mittelfeldspieler gereift. Meist besetzte er die rechte Acht in der Raute und bestach sowohl mit Ballgewinnen in der offensiven Zone als auch mit seiner Ballverteilung und im Abfangen von Bällen. Görtler, der früher bereits zwei Jahre in der Jugend des Kleeblatts spielte, hat in der Schweiz noch Vertrag bis 2022. Für St. Gallen, das die Saison in der Schweiz etwas enttäuschend als Siebter von zehn Mannschaften abschloss, ist dieser Sommer wahrscheinlich die letzte Möglichkeit Görtler zu verkaufen.

Frederik Aursnes (25, Molde FK, Norwegen): Dass Aursnes nicht schon längst in einer größeren Liga spielt, verwundert. Der 1,79 Meter große defensive Mittelfeldspieler bringt äußerst viel Übersicht in sein Spiel. Die nutzt er sowohl beim Passen als auch beim Räume zustellen gut aus. Er fängt Pässe ab und gewinnt auch seine Zweikämpfe, hinzu kommt eine hohe Passsicherheit bei kurzen Bällen.

Verbindungen zu zwei ehemaligen Fürthern

Dass Aursnes das auch auf internationalem Niveau kann, bewies der 14-malige U21-Nationalspieler in den 23 Europapokalspielen mit Molde in den vergangenen zwei Spielzeiten. Dies musste in der Europa League auch die TSG Hoffenheim erfahren, die gegen die Norweger ausschied. Aursnes Vertrag läuft im Dezember 2021 aus, das heißt der Sommer stellt – sofern Aursnes nicht verlängert – die allerletzte Möglichkeit dar, überhaupt Geld mit einem Transfer zu verdienen. Beraten wird der Norweger von Jim Solbakken, der der auch die Ex-Fürther Zlatko Tripic und Veton Berisha unter Vertrag hat.

Ao Tanaka (22, Kawasaki Frontale, Japan): Tanaka, der überall im Mittelfeldzentrum zum Einsatz kommen kann, ist ein vielversprechendes japanisches Talent, das auch schon zwei A-Länderspiele absolviert hat. In Kawasakis Meistersaison 2020 absolvierte Tanaka trotz des jungen Alters 31 von 34 Spielen und war an sechs Toren beteiligt. In der laufenden Saison führt der Verein aus der Präfektur Kanagawa erneut die Tabelle an und Tanaka wurde in allen zwanzig Spielen eingesetzt. Er kommt dabei auf fünf Torbeteiligungen. Den 1,77 Meter großen Akteur zeichnet seine Fähigkeit aus, den Ball dort hinzubekommen, wo es gefährlich wird, aber trotz seiner eher geringen Größe bringt er auch eine Robustheit in den Zweikämpfen mit.

Mikkel Maigaard (25, Strømsgodset, Dänemark): Der Däne hat einen ungewöhnlichen Karriereweg hinter sich. Ausgebildet bei Esbjerg in der Heimat zog er über Island und die zweite norwegische Liga weiter, um nun in der ersten norwegischen Liga anzukommen. Egal, wo Maigaard aufschlug auf seinem Weg, schaffte er es schnell, sich an das jeweilige Niveau der Ligen anzupassen und hat auch in den vergangenen eineinhalb Jahren in der ersten norwegischen Liga überzeugen können. Dabei sticht vor allem Maigaards Passspiel hervor. Der Däne hat einen ausgezeichneten Blick für den Raum und bringt den Ball auch dorthin, ist sich aber auch nicht zu schade, gegen den Ball zu arbeiten. Womöglich wäre Maigaard nicht sofort Stammspieler, er könnte es aber im Laufe der Saison werden.

Andere Alternativen: Daleho Irandust (22, BK Häcken, Schweden), Miguel Mellado (28, OFI Kreta, Argentinien), Marc Stendera (25, FC Ingolstadt, Deutschland), Rob Schoofs (27, KV Mechelen, Belgien).

In den nächsten Tagen folgt der letzte Teil zu den Positionsgruppen der Spielvereinigung hier auf nordbayern.de

Bereits erschienen: Teil eins, die Innenverteidigung und Teil zwei, linker Außenverteidiger.

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