Frustrierende 27:34-Niederlage

Neuneinhalb fatale Minuten: Der HCE verpennt den Wiederbeginn in Lemgo

Andreas Pöllinger

Sport-Redaktion

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27.11.2022, 18:05 Uhr
Im ersten Durchgang ein Aktivposten, im zweiten Durchgang nicht mehr: Lutz Heinys HCE enttäuschte letztlich im Lipperland.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Im ersten Durchgang ein Aktivposten, im zweiten Durchgang nicht mehr: Lutz Heinys HCE enttäuschte letztlich im Lipperland.

Schon vor der Partie beim TBV Lemgo Lippe stand ein etwas zwiespältiges Gefühl. "Wir wissen, dass wir drei Spiele gegen Topgegner auf einem sehr guten Niveau geliefert haben. Aber auch, dass wir keine Punkte geholt haben", erklärte HCE-Coach Raul Alonso. Weil dem von Alonso angeleiteten Handball-Bundesligisten der Vortrag in Lemgo nach der Pause völlig missriet, stand am Sonntag ein 27:34 (16:17), das die Gefühlslage des HCE vor den nächsten Aufgaben noch ein Stück weit diffuser macht.

Gelungener Auftakt

Der Start in die Partie gelang Erlangen eigentlich gut: Der eingelaufene Bissel nutzte Heinys präzises Zuspiel, um die Gäste noch vor Minutenfrist in Führung zu setzen, Tim Zechel stockte auf 2:0 auf. Kurz, nachdem Klemen Ferlin ein erstes Mal gegen TBV-Spielmacher Tim Suton pariert hatte, hieß es dennoch 2:2. Wichtig in dieser Phase war, dass Bissel den HCE nach flotter Ballzirkulation wieder nach vorne brachte. Einen von Steinert verwandelten Siebenmeter und eine weitere Ferlin-Parade später, nutzte Zechel einen Gegenstoß zum 5:3.

Erlangen gefiel gegen da bereits sehr selbstbewusste Lemgoer, die nach völlig missglücktem Saisonauftakt zuletzt mit aufsteigender Tendenz und einem Sieg in Kiel aufgewartet hatten, auch nachfolgend. Gut tat Erlangen dabei die Dynamik von Lutz Heiny. Sein Prachtwurf bedeutete nach einer knappen Viertelstunde das 8:5 für die Franken (14.). Doch der TBV robbte sich – unterstützt von der Kraft der Lipperlandhalle – wieder heran. Auch einigen Erlanger Ungenauigkeiten war es geschuldet, dass der Gastgeber alsbald wiederum ausglich (17.).

Unter anderem Steinert, Firnhaber und Zechel, allesamt in den deutschen 35er Kader für die anstehende Handball-WM beordert, hielten vor Lemgos Druck- und Drohkulisse in Form von Treffern stand. Das temporeiche TBV-Spiel tat dem HCE aber bereits vor der Pause weh. In ihr notierte man aus Gäste-Sicht ein 16:17.

Der Start in den zweiten Durchgang? War aus Erlanger Perspektive derweil ein grauenhafter. Immer wieder in Unterzahl und ohne rechten Zugriff rutschte dem HCE das Spiel weg. Und das, obwohl Bertram Obling – inzwischen zwischen den Gäste-Pfosten – mehrfach überragend parierte. Nach dem 20:16 für Lemgo wurde es Erlangens Trainer zu viel. "Was ich nicht sehen will, ist eine Mannschaft, die schon aufgegeben hat", wütete der HCE-Coach in der Auszeit. Nachdem Borko Ristovski, der frenetisch gefeierte Torwart-Veteran des Altmeisters, sich erneut reaktionsschnell gezeigt und Lemgo zwei weitere Treffer markiert hatte, war es Simon Jeppsson der nach fast neuneinhalb fatalen Minuten den HCE in Hälfte erstmals auf den Videowürfel brachte.

Zwischenhoch dank Steinerts Sicherheit

Der HCE hatte den Wiederbeginn völlig verpennt, im Vorwärtsgang Impulse und Abschlussqualität komplett vermissen lassen. Ein kurzes Zwischenhoch, bedingt auch durch Jeppssons Wurfgewalt, Oblings Paraden und Steinerts Nervenstärke vom Strich, gelang den Gästen im Anschluss noch. Spätestens aber, als der Ball nach einem Wurf von Büdel zweimal an den Innenpfosten und von dort nicht ins Tor geprallt war (48.), war die Aufholjagd wieder vorbei und der HCE auch sinnbildlich geschlagen.

Firnhaber wundert sich

Bis zum Spieleende bemühte sich der HCE noch um Schadensbegrenzung. Die Köpfe hingen dennoch. Die Erinnerung an den wunderbaren Auswärtssieg in Lemgo im April und den auszeichneten Saisonstart trat nach der vierten Niederlage in Serie in den Hintergrund. "Ich kann es mir so kurz nach dem Spiel nicht erklären", sagte Sebastian Firnhaber am Sky-Mikrofon, warum seinem Team der Wiederbeginn im Lipperland derart schlecht geraten war. Das HCE-Gefühl ist spätestens nach dem enttäuschenden Auftritt bei aufstrebenden Lemgoern ein zwiespältiges.

HC Erlangen: Ferlin, Obling; Steinert (5/3), Zechel 5, Heiny 4, Jeppsson 4, Bissel 2, Sellin 1, Fäth 1, Firnhaber 1.

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