HCE-Youngster Kellner beeindruckt jetzt schon

7.12.2020, 08:15 Uhr
Benedikt Kellner sieht die Lücke und läuft energisch hinein: So wollen sie ihn sehen beim HC Erlangen.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Benedikt Kellner sieht die Lücke und läuft energisch hinein: So wollen sie ihn sehen beim HC Erlangen.

Dieses eine Mal hatte der umsichtige Benedikt Kellner kein Auge für Steffen Fäth. "Ich habe gar nicht mitbekommen, dass er sich verletzt hat", sagt Kellner am Tag nach dem 30:22 (16:11) seines HC Erlangen gegen den SC DHfK Leipzig. Kellner war gut damit beschäftigt, das Spiel seiner Mannschaft zu lenken, setzte dabei auch immer wieder Fäth in Szene, der bis zu seinem Ausscheiden mit drei Treffern bester Torschütze der Erlanger war. Dass Fäth aber Mitte der ersten Halbzeit vom Parkett humpelte und nicht mehr auf selbiges zurückkehrte, das hatte Kellner erst so richtig in der Halbzeitpause vernommen.

"Er und Nico Büdel kamen zu mir und gaben mir viele Tipps", sagte der 22-Jährige, sie alle wussten: Kellner muss jetzt noch mehr Verantwortung übernehmen, denn seine beiden sportlichen Berater, die normalerweise den Job des Spielmachers übernehmen, fielen verletzt aus, ebenso Rückraum-Rechtshänder Simon Jeppsson. "Das war unglaublich wertvoller Input von den beiden", so Kellner, er sollte ihm helfen, Lücken in der Leipziger Abwehr noch besser auszunutzen.

Und das gelang dem HC Erlangen am Samstagabend zunehmend besser, zehn Tore betrug der Vorsprung zeitweise, am Ende waren es immer noch acht. "Wir waren super glücklich", beschreibt Kellner die Stimmung nach Spielschluss in der Kabine, in der dann noch das ein oder andere Kaltgetränk geöffnet wurde, ehe der junge Spielmacher "platt und glücklich" spät in der Nacht zu Bett ging.

"Hundertprozentig zufrieden ist man als Sportler eigentlich nie"

Seit 2018 steht der gebürtige Münchner in Diensten des HC Erlangen, so wertvoll wie in dieser Spielzeit aber war er wohl noch nie. "Er ist einfach ein guter Spieler, das habe ich ja immer wieder gesagt", ordnete Michael Haaß ein. "Er hat viel Verantwortung übernommen, ein paar Genickbrecher-Aktionen gehabt und stand auch noch seinen Mann in der Deckung. Das war beeindruckend." Schon vor dem Leipzig-Spiel hatte Haas die "überragenden individuellen Fähigkeiten" Kellners gelobt, wohlwissend, dass er ihn brauchen würde.

Kellner erzielte drei Treffer, schätzt seinen Auftritt von Samstagabend aber relativ nüchtern ein: "Hundertprozentig zufrieden ist man als Sportler eigentlich nie", sagt er also und begründet das: Hin und wieder sei er zu hektisch aufgetreten, wollte Tore erzwingen, wo Ruhe angebracht war. "Das haben wir auch direkt nach dem Spiel angesprochen", er und der Trainer. Dass der Coach in seiner aktiven Profizeit ebenfalls ein Spielmacher war, gibt Kellner das Gefühl, dass er besonders von dessen Hinweisen profitieren kann.

"Ich möchte reifer werden, konstanter"

Ob er nun endgültig beim HCE und im Profi-Handball angekommen ist? Kellner zögert: "Das ist schwer zu sagen, es gibt nicht diesen einen Moment, in dem man ankommt. Es ist ein Prozess." Einer, der am Samstag nicht begann und auch nicht endete. "Ich habe in den ersten zwei Jahren viel dazugelernt, als Mensch und als Spieler", blickt Kellner zurück.

Im November 2019 hatte er sich am Sprunggelenk verletzt, wurde operiert und fiel mehrere Monate aus, das war nicht seine Saison. Nun will er "einen Schritt nach vorne machen" und seine Spielzeit dazu nutzen, der Mannschaft zu helfen. "Ich möchte reifer werden, konstanter." Der Spielmacher ist selbstbewusst und hat den Anspruch, seiner Rolle als ebensolcher gerecht zu werden. Am Samstag hat das gut geklappt.

Keine Kommentare