3:2 gegen Augsburg

Der Kapitän muss es machen: Patrick Reimer erlöst die Ice Tigers

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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1.4.2022, 23:20 Uhr
Von Torschütze zu Torschütze: Chris Brown klatscht mit Patrick Reimer ab. 

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa Von Torschütze zu Torschütze: Chris Brown klatscht mit Patrick Reimer ab. 

Favorit war Bietigheim. Den Aufstieg der Steelers empfanden viele als überraschend. Aber kurz danach wurden schon die Ice Tigers genannt, die Düsseldorfer EG, Augsburg und Krefeld. Der Aufsteiger verhöhnte die Experten dann mit erstaunlichen Auftritten in der Deutschen Eishockey Liga. Das Gründungsmitglied Krefeld verabschiedete sich hingegen bereits am Mittwoch aus der DEL. Augsburg darf weiter auf eine Saisonverlängerung hoffen. Und Nürnberg und die DEG dürfen sich auf ein Wiedersehen ab Dienstag in der ersten Playoff-Runde freuen.

Offiziell ist es noch nicht, aber es sieht sehr danach aus, dass die Ice Tigers und der Traditionsklub als Achter und Neunter in die schönste Zeit des Jahres gehen und am Dienstag, am Donnerstag und vielleicht auch noch am Freitag einen Viertelfinalteilnehmer ausspielen. Weil der HC Erlangen am Donnerstag den Bergischen HC zu einem Handballbundesligaspiel in der Arena Nürnberger Versicherung empfängt, startet die Mannschaft von Tom Rowe am Dienstag mit einem Heimspiel. Aber auch das wird offiziell erst am späten Sonntagnachmittag nach dem letzten regulären DEL-Spieltag bestätigt werden.

Brown, Reimer, aber dann?

Wie so oft lassen die letzten Eindrücke kaum ein Rückschluss auf die Playoff-Form der Mannschaften zu. Nürnberg ließ den Augsburgern zunächst kaum Luft zum Atmen, vergab dann zu viele Chancen, ließ den Gästen zu viel Raum – und musste sich von seinem Kapitän erlösen lassen. Vielleicht war deshalb auch eine andere Erkenntnis nach dem 3:2 (2:0, 0:1, 0:1, 0:0, 1:0) wichtiger.

In der Arena fanden sich 4138 Zuschauer ein, auf den Gängen drängten sich ungewohnt viele Menschen, die Stimmung war trotz des letzten Heimspiels mit Maskenpflicht beinahe so, wie sie wahrscheinlich einst vor dem Ausbruch des Coronavirus war. Die Fans sind bereits in Playoff-Form, die Spieler passten sich der Vorfreude an. Das Geschehen fand zunächst beinahe ausschließlich im Augsburger Drittel statt. Die Treffer von Chris Brown (nach einem Augsburger Wechselfehler) und Patrick Reimer (nach Nürnberger Dauerdruck) fielen nahezu selbstverständlich.

Zum letzten Mal mit Coach Campbell

Nürnberg war vor allem: schneller. Und für jene elf Ice Tigers, die Ende Januar nach einem Corona-Ausbruch das seltsame 4:9 in Augsburg hatten miterleben, mag das eine Genugtuung gewesen sein. Erstmals wieder mit Verteidiger Julius Karrer konnte Rowe ein komplettes Aufgebot aufs Eis schicken – obwohl mit Marko Friedrich, Max Kislinger und Ryan Stoa weiterhin drei Stürmer verletzt fehlen.

Ihre Abschiedsvorstellung gab Jessica Campbell hinter der Bande. Nach 120 Stunden mit den Ice Tigers verließ die 29 Jahre alte Kanadier Nürnberg nach dem Spiel wieder – als Shooting Star unter den Coaches in der DEL. Gewohnt souverän registrierte sie, dass die Ice Tigers ihre Gegner selbst wieder zum Mitspielen einluden. Nach zwei fatalen Fehlpässen reagierte Niklas Treutle stark. Als Adam Payerl gleich zweimal direkt vor ihm hatte zielen dürfen, war der Nürnberger Torhüter chancenlos.

Payerl und Puempel

Auf der anderen Seite vergaben die Ice Tigers ihre Chancen weiterhin nachlässig – zweimal auch im Power-Play. Das sollte sich auch bei höherem Tempo im Schlussdrittel nicht ändern. Nürnberg drückte wieder, erspielte sich aber keine klaren Schuss-Chancen mehr. Stattdessen traf: erneut Augsburg. Nach einem leichten Puckverlust an der blauen Linie war Matt Puempel alleine auf und davon. Der Torjäger überwand Treutle mit einem Schuss auf den kurzen Pfosten (51.).

Die Fans reagierten, wie es gegen Ende dieser schon jetzt erstaunlichen Saison angemessen war: mit stehenden Ovationen. 4138 Fans klatschten die Mannschaften in die Verlängerung. Wieder begann Nürnberg stärker. Die Schiedsrichter vermieden es, noch einmal einzugreifen. Brown scheiterte am starken Augsburger Torhüter Olivier Roy.

Im Penalty-Schießen war Treutle nicht mehr zu überwinden. Reimer traf für die Ice Tigers und für ihre begeisterten Fans. Am Dienstag (19.30 Uhr) geht es in der Arena weiter - so man das will ohne Masken. (Dazwischen müssen die Ice Tigers am Sonntag um 14 Uhr noch einmal in Schwenningen antreten. Bei einem Sieg nach 60 Minuten und einer Niederlage Ingolstadts in Köln nach 60 Minuten könnte noch Platz sieben möglich sein - und damit ein anderer Gegner als Düsseldorf.)

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