"Killerinstinkt fehlt": Canadi gibt den Mahner beim Club

24.9.2019, 05:39 Uhr
So sehen keine Sieger aus: Hanno Behrens und Co. warten seit drei Spielen auf einen Sieg.

© Foto: Sportfoto Zink So sehen keine Sieger aus: Hanno Behrens und Co. warten seit drei Spielen auf einen Sieg.

Johannes Geis sorgte nach der Partie gegen den Karlsruher SC für ein wenig Verwunderung. "Ich habe gerade auf die Tabelle geschaut, klar, es sieht nicht so rosig aus, aber es sind nur zwei, drei Punkte...", sagte der Mittelfeldspieler des 1. FC Nürnberg. Doch seine Wahrnehmung fußt auf einem Irrtum, setzt man voraus, dass Geis bei seiner Einschätzung den Abstand auf den Relegationsplatz drei meinte. Wahrscheinlich wollte er mit seiner Rechnung nur den nächsten Dämpfer, den Nürnbergs Aufstiegshoffnung durch das 1:1 gegen die Badener erhalten hat, möglichst klein halten.

Doch auf Arminia Bielefeld, die überraschend den Platz hinter den ganz oben erwarteten VfB Stuttgart und Hamburger SV einnehmen, sind es bereits sechs Zähler. In Sachen Toren drückt sich der Rückstand des Clubs noch eklatanter aus: Auf die in der zweiten Liga bislang noch unbesiegten Ostwestfalen müssten die Franken neben dem halben Dutzend Punkten auch noch ein Dutzend Tore gutmachen – um lediglich mit ihnen gleichzuziehen wohlgemerkt.

Nach sieben Spieltagen ist sicher keine Vorentscheidung gefallen, es ist aber eine Tendenz erkennbar. Und weil Nürnbergs Auftakt einem Kaltstart deutlich näher ist, als einem Start nach Maß, muss das auch in einem frühen Saisonstadium Sorgen bereiten. Abhilfe könnte nur eine Serie schaffen, eine aus Siegen wohlgemerkt. Eine Serie aus drei Remis brockte dem Club Rang zwölf ein.

"Wir fangen gut an, machen das Tor und haben dann im Kopf 'wir könnten was verlieren'. Aber das ist ja völliger Schwachsinn", erschloss sich Geis nicht, warum am Samstag auch gegen den Karlsruher SC eine 1:0-Führung zu plötzlicher Passivität führte. Dass es in einer neu formierten Mannschaft anfangs Schwankungen gibt, geschenkt, denkt sich auch Geis: "Ausschläge sind normal und gehören dazu. Das ist auch ein Reifeprozess und den müssen wir voll weitergehen. Aber wir müssen das schon auch eingrenzen." Warum sich die Mannschaft nach einer Führung "wieder tiefer fallen" ließ und den Vorsprung lediglich verwaltete, statt ihn selbstbewusst auszubauen, darüber will man sich intern intensiv Gedanken machen.

Auch dem Trainer Damir Canadi missfällt es, wenn sein Team die Verunsicherung beim Gegner, die sich nach einem Gegentor meist für wenige Minuten in den Köpfen breitmacht, nicht besser für sich zu nutzen weiß. "Das ist das, was mich auch ein wenig enttäuscht, dass wir dann nicht draufbleiben", moniert der 49-Jährige, der "den Mut, in die Verunsicherung des Gegners hineinzuspielen", schmerzlich vermisst.

Dieser fehlender Mut ist das zentrale Thema bei der Analyse der vergangenen mageren Wochen. Diesen passiven Phasen, die das Spiel seiner Mannschaft oft erst gar nicht in Schwung kommen lassen oder es abrupt wieder lähmen, will man bis zum Montagsspiel bei Hannover 96 Herr werden: "Wir hätten die letzten drei Spiele auch alle gewinnen können. Doch dazu fehlt uns der Killerinstinkt", sagte Canadi. Mit diesen sechs Punkten mehr wäre Geis’ Rechnung tatsächlich sogar übererfüllt.

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